Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras rechnet mit dem planmäßigen Abschluss des europäischen Hilfsprogramms für sein Land und Schuldenerleichterungen der Gläubiger. Mit Blick auf die Hilfszahlungen sagte er der Zeitungen Die Welt und Le Figaro vom Samstag, seine Regierung und die europäischen Partner arbeiteten hart daran, "dass dieses "Abenteuer im August 2018 ein Ende hat".
Zum ersten Mal glaube er auch, dass diese Hoffnung mehr als ein Traum sei. "Die Gläubiger haben ihrerseits ein Entgegenkommen versprochen, um die bisher extrem hohe Schuldenlast von 180 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu reduzieren". Griechenland habe für seine Krisenbewältigung "einen hohen Preis" gezahlt, sei heute aber auch wieder wettbewerbsfähig.
Tsipras kritisierte, dass zwar chinesische Investoren die neuen Chancen in seinem Lande erkannt hätten, nicht aber im erhofften Maße die europäischen. "Wenn die Europäer nicht begreifen, dass Griechenland eine Chance bedeutet, werden andere das erkennen. Europa muss das Vakuum ausfüllen, das es hinterlassen hat", forderte er. Er kritisierte die Anti-Krisenpolitik Europas gegenüber Griechenland. "In den letzten Jahren war die Priorität Europas, die Griechen zu bestrafen durch die Sparpolitik. Investieren kam nicht infrage". Dennoch seien die Investitionen aus dem Ausland in Griechenland 2016 um 160 Prozent gewachsen und im ersten Halbjahr 2017 um 170 Prozent. Das wichtigste bleibe aber, die hohe Arbeitslosenzahl zurückzuführen. Die Wirtschaft seines Landes werde in diesem Jahr um zwei Prozent wachsen, die Prognosen für 2018 lägen dann mit 2,5 Prozent noch höher.
Was Reformen in Europa angeht, stellte sich Tsipras hinter den französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der dazu jüngst Vorschläge gemacht hatte. "Wir haben dieselbe Vision und dieselben Überzeugungen", erklärte er. Europa müsse attraktiver, aber auch transparenter werden. "Europa darf kein Diskussionsforum für Technokraten und Politiker sein, wo am Ende der Mächtigste den anderen seine Meinung aufzwingt", sagte Tsipras. Dazu ergänzte er: "Womit ich, da brauchen wir nicht drum herumzureden, Deutschland meine". Als Zielrichtung Europas nannte er: "Wir müssen unsere Souveränität bewahren, aber auch miteinander teilen". Allerdings stimme er nicht mit allem überein, was Macron wolle. "In gewissen Punkten verfolgt er einen anderen Kurs als ich, aber ich respektiere seine Ansichten". Die Präsenz von Macron auf EU-Gipfeln biete jedenfalls die Chance, mutige Entscheidungen zu treffen und Europa so weiter zu vertiefen.