Strom wird teurer: Die Auflösung der gemeinsamen Strompreiszone Österreich/Deutschland per Oktober 2018 hat die Großhandelspreise für 2019 bereits um rund 6 Prozent oder 2,5 Euro je Megawattstunde steigen lassen. Einen weiteren Preisanstieg sieht Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber, sollte Deutschland tatsächlich aus der Stromproduktion aus Braunkohle aussteigen. Dieser Ausstieg ist zwar nach dem Scheitern der Regierungsbeteiligung der Grünen in Deutschland vorerst abgesagt, bleibt aber mittelfristig ein Thema. Der Ausstieg würde Deutschland bis 2040 rund 17 Milliarden Euro kosten. Zum Vergleich: Die Förderung von Wind- und Solarenergie kostet jährlich etwa 27 Milliarden Euro.
Um Angebot und Nachfrage besser steuern zu können, setzt der Verbund künftig stärker auf Speicher. Eine Form dafür sind die so genannten Pumpspeicher, bei denen Wasser aus Kraftwerken mit Überschuss-Strom wieder in die Stauseen hochgepumpt wird. Dieses Potenzial sei mit 2000 Megawatt Leistung noch nicht ausgeschöpft, so Anzengruber am Montag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Wegen gesunkener Preise würden zusätzliche 1000 Megawatt statt einer Milliarde Euro "nur" noch 600 bis 700 Millionen Euro kosten. Den Bedarf an zusätzlichen Pumpspeichern schätzt der Verbund-Chef auf "einige tausend Megawatt, also ein paar Gigawatt".
Längerfristige Entscheidungen wünscht sich Anzengruber, was das Vorhalten von Erzeugungskapazitäten aus kalorischen Kraftwerken für das so genannte Engpass-Management angeht. Derzeit betreibt der Verbund noch zwei thermische Kraftwerke in Mellach, je eines mit Kohle und Gas. Das Kohlekraftwerk wird 2019 stillgelegt, dann kann nur noch das Gaskraftwerk als "Feuerwehr" eingesetzt werden, um bei stark schwankendem Angebot an Wind- und Solarstrom die Versorgung und die Netzstabilität zu sichern.