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Frauen beim Heer: Eine von 582

17-11-2017, 06:00

KURIER: Als die ersten Frauen 1998 zum Heer kamen, gab es einen "Knigge für weibliche Rekruten". Dort wurde unter anderem festgehalten, dass sich Vorgesetzte, Ranghöhere und männliche Rekruten Frauen "nicht mehr als drei Schritte nähern" sollen – gibt es diesen Knigge noch?

Jasmin Puchwein: Ich habe davon, ehrlich gesagt, noch nie etwas gehört. Selbst in meiner Funktion hier im Ministerium war ich damit noch nie konfrontiert. Es gibt bei uns Vorschriften, Erlässe, Verlautbarungsblätter und Verhaltensnormen für Soldatinnen und Soldaten.

Was steht darin?

Da geht es hauptsächlich ums Auftreten in der Uniform. Frauen müssen zum Beispiel die Haare zusammenbinden, Männer dürfen seit Kurzem einen Bart tragen. Darüber ist die Freude recht groß.

Wieso kommt eine Karriere beim Heer für viele Frauen immer noch nicht in Frage?

Ich denke, man verbindet das Militär mit gefährlichen Einsätzen und mit ständiger großer Anstrengung. Meine Angst war zum Beispiel, dass ich dem körperlich nicht gewachsen bin. Klar, man muss körperliche Leistung bringen. Aber es gibt inzwischen ein Programm, das Frauen gezielt fördert. "Fit fürs Heer" ersetzt für sie den Grundwehrdienst und bereitet sie auf die Anforderungen vor.

Haben Sie sich je Gedanken gemacht, wie es ist, in einer Männerdomäne wie dem Heer anzufangen?

Natürlich. Aber ich muss sagen, mit einer offenen Art kommt man überall gut zurecht.

Laut einer Studie von 2010 hat jede zweite Frau beim Heer Erfahrung mit aggressivem Verhalten gemacht, jede fünfte wurde Opfer von Mobbing. Sexuelle Belästigung kommt laut Studie hierzulande beim Heer aber nicht vor. Hat sich das aggressive Verhalten gegenüber Frauen beim Heer geändert?

Ich kann es nur aus meiner Erfahrung als Soldatin und als Ausbildnerin von Kaderanwärtern sagen. Es ist nie jemand zu mir gekommen und hat mir von Mobbing oder so erzählt. Ich will Ihnen da nicht das Blaue vom Himmel erzählen. Es gibt Reibungspunkte und zwischenmenschliche Probleme – wie überall. Aber die sind geschlechterunabhängig. Wenn ich nur mit Männern zusammenarbeite, ist es aber auch klar, dass ich nur mit einem Mann ein Problem haben kann.

Wieso sind Sie zum Heer gegangen?

Ehrlich gesagt, wollte ich zur Polizei. Aber ich habe fast drei Dioptrien, daher bin ich zum Heer gegangen. Das war die beste Entscheidung. Ich habe viel erlebt, war zwei Mal im Ausland und habe Freundschaften fürs Leben geschlossen.

Hans Peter Doskozil will den Frauenanteil von 3,6 Prozent beim Heer auf zehn Prozent heben. Wozu?

Wir haben einerseits den Frauenförderungsplan zu erfüllen. Andererseits soll das Bundesheer die Bevölkerung abbilden und braucht Frauen für die Auftragserfüllung. Bei den Grenzkontrollen müssen zum Beispiel Frauen Frauen kontrollieren und Männer Männer. Oder wenn man in einem muslimischen Land einen Katastropheneinsatz hat, etwa nach einem Erdbeben, braucht es Frauen, die sich um Frauen kümmern.

Wie soll der Frauenanteil gehoben werden?

Wir machen gezielt Werbung und versuchen, offener zu sein. Wir haben etwa eine große Vielfalt an Karrieremöglichkeiten: Es gibt Funker, Piloten, die Militärstreife, Hundeführer, klassische Verwaltungsjobs, Auslandseinsätze, etc. Nicht jeder beim Militär muss also Vollgas kämpfen. Das Heer ist familienfreundlich, wir haben im Sommer in der Kaserne Pädagogen für die Kinderbetreuung. Wir haben das Beamtendienstrecht. Wir haben auch eine Gleichstellungsbeauftragte und es gibt keine Gehaltsschere zwischen Mann und Frau. Und: Kameradschaft ist bei uns ausgeprägter als in den meisten Berufen. Wenn ich etwas brauche, weiß ich genau, wen ich anrufen kann.

Gibt es eine besondere Solidarität unter Frauen beim Heer?

Offiziell haben wir ein Mentoring-Programm, bei dem eine neue Soldatin eine erfahrene als Ansprechpartnerin bekommt. Einmal im Jahr gibt es auch ein Absolventinnen-Treffen. Inoffiziell hat man Freunde – Männer und Frauen.

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