Europas Häfen müssen sich verändern. Der Grund dafür ist die international stärker werdende Konkurrenz. Waren sie bis zum Ende des 20. Jahrhunderts funktionale Logistikzentren, so geht der Trend seit wenigen Jahren in Richtung neu inszenierte und integrierte Wirtschafts- und Lebensräume. Es gibt viele ambitionierte Projekte, die teilweise aber auch mit starkem Gegenwind zu kämpfen haben. Stefan Höffinger, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Höffinger Solutions, hat in der aktuellen Studie "Hotspot Hafen" drei Paradebeispiele innovativer Häfen in Europa herausgearbeitet.
Zwei Städte, ein Hafen: Die Bremischen Häfen sind mit ausgeprägter Arbeitsteilung erfolgreich. Bremerhaven konzentriert sich auf Container und Autos. Mit mehr als 2,1 Millionen verschifften Fahrzeugen gilt Bremerhaven als Autodrehscheibe Deutschlands. Der Hafen in Bremen kümmert sich um Stück- und Schüttgut wie Holz und Erze, aber auch auf schwere Waren wie Stahl. Dennoch hat das Pärchen, das den viertgrößten Hafen Europas bildet, mit der Konkurrenz der Spezialhäfen in der Umgebung, Brake und Emden, zu kämpfen. Außerdem hat das Bremer Hinterland weniger Wirtschaftskraft als die Mitbewerber. Die niedrige Fahrrinnentiefe und die lange Revierfahrt sind zusätzliche Handicaps für die beiden Häfen.
Der Hafen Hamburg ist der größte deutsche Seehafen und drittgrößter Containerhafen in Europa. Der Hafen profitiert davon, dass Hamburg Deutschlands drittgrößter Industriestandort ist und viele Industriebetriebe in der Nähe, einige sogar im Herzen des Hafens liegen.
Ebenfalls belebend wirkt das ambitionierte Stadtentwicklungsprojekt Hafencity Hamburg, das größte innerstädtische Stadtentwicklungsprojekt Europas. Auf 157 Hektar entsteht Raum für Arbeit, Wohnen, Kultur, Tourismus, Sport und Einzelhandel, wodurch der Hafen nicht nur eine wichtige Logistikdrehscheibe, sondern auch ein Hotspot für Kultur und Bildung wird. Passend zum Thema Verkehr setzt die Hafencity auch auf nachhaltige Mobilität und forciert kurze Wege, die für Fußgänger und Radfahrer geeignet sind. Co-Working-Plätze und Angebote für die Kreativwirtschaft vervollständigen das Angebot.
Rotterdam positioniert sich als Hafen der Pioniere. Der Hafen fördert die Ansiedlung innovativer Unternehmen durch eine gute Infrastruktur und arbeitet mit ausgesuchten Unternehmen, Start-ups, Forschungsinstituten und Bildungseinrichtungen zusammen. Unterstützt wird die Entwicklung eines nachhaltigen Innovationsökosystems.
Bis 2030 will Rotterdam der "intelligenteste Hafen der Welt" und ein führender Standort für die Entwicklung und Anwendung von Innovationen sein. Schon heute überzeugt das Gelände mit eindrucksvollen Gebäuden – zu denen ein experimentelles Wohn-Arbeitsgebiet zählt – und einer schönen Weitsicht. Auch wenn er seine weltweite Führungsposition verloren hat, zählt er mit einem Umschlag von 450 Millionen Tonnen pro Jahr und 30.000 anlegenden Schiffen immer noch zu den wichtigsten Häfen der Welt.