Geht’s ums "Netz der Zukunft", rücken auch Konkurrenten zusammen. Rechtzeitig bevor die Regulierungsbehörde RTR die Bedingungen für die Versteigerung der 5G-Frequenzen festlegt, bringen sich die Mobilfunker A1, Drei und T-Mobile in Stellung. Gemeinsam warnen sie die Politik vor zu hohen Erlöserwartungen, einer zu komplexen Auktion und einer regionalen statt nationalen Lizenzvergabe.
Die Sorgen der Netzbetreiber sind nachvollziehbar. Die nächste, fünfte Mobilfunkgeneration bildet die zentrale Infrastruktur für die Vernetzung und Steuerung von Maschinen (Internet der Dinge, Industrie 4.0) oder selbstfahrenden Autos. Bis 2020 soll der Netzstandard marktreif sein. Die wichtigsten Punkte zur Frequenzvergabe:
- Auktion Die Vergabe der Frequenzen im 3,4- bis 3,8-Gigahertz-Bereich findet wieder mittels Auktion voraussichtlich im Herbst 2018 statt. Ein Milliardendebakel wie bei der völlig missglückten LTE-(4G-)Frequenzversteigerung soll aus Sicht der Mobilfunker unbedingt vermieden werden. "Das war ein Desaster. So komplex, dass man einen Mathematiker dazu gebraucht hat", meint A1-Chef Marcus Grausam. "Eine der teuersten Auktionen Europas", ergänzt Drei-Boss Jan Trionow. Dem Staat brachte die Auktion zwei Mrd. Euro ein, wovon die Hälfte in eine Breitband-Förderung umgewandelt wurde.
- Kosten Die Mobilfunker rechnen mit Infrastrukturkosten von 3 Mrd. Euro. "Jeder Euro, den wir für die Frequenzen zuviel bezahlen, wird fehlen", sagt Grausam. "Die Politik muss sich überlegen, ob sie das Budget sanieren will oder den Standort stärken", ergänzt T-Mobile-Chef Andreas Bierwirth.
- Bewerber Laut RTR haben sich an den Konsultationen zur Auktion 15 Unternehmen und Organisationen beteiligt, wobei "nahezu alle" auch Interesse an den Frequenzen anmeldeten. Fixstarter sind die drei Netzbetreiber A1, Drei und T-Mobile. Beteiligen könnten sich aber auch virtuelle Netzbetreiber wie HoT, Kabelnetzbetreiber oder Infrastrukturanbieter. "Wir warten auf die Ausschreibungsmodalitäten", heißt es bei UPC. Der Autobahnbetreiber Asfinag hat dem Vernehmen nach kurz überlegt, will sich definitiv aber nicht beteiligen. HoT-Chef Michael Krammer liebäugelte zuletzt mit einer Bewerbung.
- Region Die Teilnehmerzahl wird auch davon abhängen, ob es eine regionale oder eine bundesweite Lizenzvergabe geben wird. Aus Wettbewerbsgründen ist die Zerstückelung Österreichs in mehrere Versorgungsgebiete erstmals eine Option. Regionale Breitband-Anbieter wollen die 5G-Frequenzen dazu nutzen, Kunden in Randlagen besser zu versorgen. Die Mobilfunk-Anbieter halten eine solche "Sub-Regionalisierung" Österreichs im vereinten Europa für einen Rückschritt. Nur eine landesweite Lizenzvergabe sichere eine gleich gute Versorgung im Land. Allerdings gibt es noch immer viele weiße Flecken.
- Netzausbau Für den Aufbau eines bundesweiten 5G-Netzes sind rund 10.000 zusätzliche Antennen erforderlich. Da die Funkzellen viel kleiner sind, müssen keine großen Handymasten mehr aufgestellt werden, die Anlagen werden vermehrt auf bestehender Infrastruktur, etwa auf Laternen, Ampeln, Straßenschildern oder Leitplanken angebracht. Öffentlicher Grund und Gebäude sollten auf Wunsch der Betreiber gratis genutzt werden dürfen. Obwohl sich die Zahl der Funkanlagen bis zum Jahr 2025 sogar verzehnfachen könnte, rechnen die Mobilfunker kaum mit Widerständen in der Bevölkerung.
- Allianzen Um Kosten zu sparen, könnte es auch Bietergemeinschaften geben. So lange sie nicht den Wettbewerb gefährden, sei das durchaus zulässig, heißt es beim Regulator. Die Mobilfunker kündigen bereits proaktiv "neue Formen der Partnerschaft" zwischen Lizenzinhabern und regionalen Anbietern an. Ihr Kalkül: Langwierige Genehmigungsverfahren könnten sich durch gemeinsame Anträge beschleunigen.
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