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Flüchtlinge: Vorurteil als Job-Hürde

14-11-2017, 06:05

Viele Betriebe stöhnen über Fachkräftemangel, insbesondere in technischen Berufen. Statt sich gleich im Ausland umzusehen, müssten sie nur im eigenen Land genauer hinsehen. "Es gibt unter den Zugewanderten viele mit technischem Hintergrund", weiß Johanna Hummelbrunner, Personalchefin beim Technologieunternehmen Bosch in Wien. Im Rahmen von 25 Patenschaften begleitete Bosch unbegleitete Minderjährige Asylberechtigte bei der Lehrstellensuche, bot Deutsch-Kurse und Praktika an. Um ihnen die Angst zu nehmen, wurden auch Bewerbungsgespräche simuliert. Die Bemühungen zahlten sich aus, sieben Technik-Lehrlinge nahm Bosch gleich selbst auf, fünf weitere kamen bei anderen Firmen unter. "Ich kann Firmen nur raten, Jugendlichen eine Chance zum Schnuppern zu geben. Hier sieht man rasch, wie fleißig, engagiert und höflich sie sind."

Potential nicht erkannt

Das Problem: Das Potenzial der Asylberechtigten wird oft gar nicht erkannt, weil die Rekrutierungsprozesse der Firmen auf diese neue Gruppe am Arbeitsmarkt noch nicht eingestellt sind. "Personalisten greifen oft auf ein Standard-Auswahlprozedere und genormte Fragestellungen im Interview zurück", weiß Hummelbrunner. Bei Menschen, die gerade erst nach Österreich gekommen sind und sich erst zurechtfinden müssen, mache das wenig Sinn. Stattdessen plädiert sie für ein stärkeres Eingehen auf die persönliche Geschichte. Eigeninitiative könne auch mit Fragen zum Engagement im Deutsch-Kurs oder zur Wohnungssuche abgefragt werden. Wichtigste Grundlage für jeden Bewerbungsprozess ist aber die Sprache. "Ohne Deutsch geht es nicht."

Begleitung

Das bestätigt auch Rekruter Michael Schaumann, Managing Partner von Stanton Chase. Er unterstützt über den privaten Verein "Springboard" gut qualifizierte Migranten, darunter auch Flüchtlinge, beim Einstieg in die Arbeitswelt. 200 Bewerber konnte der Verein bereits vermitteln. "Die häufigste Frage der Firmen ist immer: Wie gut sind die Deutsch-Kenntnisse", erzählt Schaumann. Ein Begleitprogramm für geflüchtete Akademiker bietet das Sozialunternehmen MTOP "more than one perspective". Mitgründerin Nina Poxleitner erzählt, dass laut Umfragen zwar zwei Drittel aller Betriebe grundsätzlich qualifizierte Flüchtlinge einstellen wollen, tatsächlich getan hätten es aber erst ein Prozent. Mit mehrmonatigen, Vorbereitungs- und Mentoringprogrammen für den Jobeinstieg kämpft MTOP gegen Vorurteile an. Mit Erfolg. 80 Prozent der Teilnehmer konnten entsprechend ihrer Qualifikation vermittelt werden. "Manchmal braucht es nur einen kleinen Push und schon läuft es", so Poxleitner bei einer Veranstaltung des Vereins "Wirtschaft für Integration".

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