Die Österreicher sind nach wie vor sehr reisefreudig. Terror und Naturkatastrophen verschieben allerdings die Urlaubsziele - beispielsweise weg von der Türkei. Außerdem verbuchen die Reiseveranstalter regen Zulauf, denn die Touristen wollen sich im Ernstfall sicher betreut wissen. "In diesem Jahr der Krisen gewann die Pauschalreise", so Lisa Weddig, Chefin des hierzulande größten Anbieters TUI.
Reiseveranstalter wie TUI, Rewe Touristik und Thomas Cook hatten heuer unter anderem mit der Air-Berlin-Pleite, zu der auch die österreichische Airline Niki gehört, und den Hurrikans in der Karibik zu kämpfen. "Wir haben Sondercharter in die Karibik fliegen lassen und 600 Gäste zurückgeholt - daneben standen die Kunden von Airbnb und Booking.com", berichtete die TUI-Österreich-Chefin heute, Montag, vor Journalisten in Wien. Betreuung gab es nur für die Pauschalreisenden, nicht für die Individualtouristen.
Die aktuellen Unabhängigkeitsbestrebungen im spanischen Katalonien wiederum drückten in Summe kaum auf das Geschäft: "Bei Städtereisen nach Barcelona sehen wir schon, dass wir einen Rückgang der Nachfrage haben - bei den Feriendestinationen nicht", so Weddig. Nach dem illegalen Unabhängigkeitsreferendum der Katalanen vom 1. Oktober erwartet sie aber keine Auswirkungen auf die Buchungen in Richtung Mallorca und die Kanaren.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2017/18 (per Ende September) legten die Umsätze der TUI Österreich gegenüber dem Jahr um 15 Prozent zu. Dazu trug auch der intensive Ausbau der Hotel- und Flugkapazitäten bei, der laut Weddig auch im Sommer 2018 weiter vorangetrieben wird. Derzeit bietet der größte Reiseveranstalter des Landes weltweit über 150.000 Hotels und 360 Flüge pro Woche an.
"Letzten Sommer hat uns die Niki einen Strich durch die Rechnung gemacht", so die Geschäftsführerin von TUI Österreich. Mitten in der Buchungsperiode habe die Air-Berlin-Tochter ihren Sommerflugplan 2017 heuer im Februar von 19 auf nur noch fünf reduziert. Den überwiegenden Teil der weggefallenen Verbindungen fing die TUI dann mit Austrian Airlines und Eurowings auf. Als dritte Fluggesellschaft springt auch die deutsche Charterfluggesellschaft Small Planet Airlines mit sieben bis zehn Flügen pro Woche ein. "Niki war sehr schwer zu ersetzen", erinnerte sich Weddig an die hektische Suche nach Alternativen.
Unter dem Strich war diesen Sommer Griechenland die meistgebuchte Destination bei der TUI Österreich - mit einem Umsatzplus von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die gesamte TUI Group brachte 2,5 Millionen Touristen in das Land. Auch 2018 verspricht sich der Reiseveranstalter von der Destination weiteres Wachstum - die Flugkapazitäten wurden jedenfalls um 20 Prozent erhöht. "Wir werden viel mehr Vollcharter nach Griechenland fliegen", berichtete die Österreich-Chefin.
An zweiter Stelle rangierte bei dem Anbieter heuer im Sommer Spanien mit einem Umsatzplus von 10 Prozent. Bisher eher gemiedene Urlaubsziele wie Ägypten und Tunesien feierten laut Weddig das "stärkste Comeback" mit Zuwächsen von jeweils über 100 Prozent - freilich von einem äußerst niedrigen Niveau aus. Ebenfalls stark gefragt waren Fernreisen (plus 29 Prozent), vor allem Urlaub auf den Malediven, in Nordamerika bzw. den USA und Thailand.
Die Reiselust der Österreicher ist auch mit Blick auf den Winter ungebremst - bei den Buchungen, die bei der TUI im Juni angelaufen sind, liegt der Reiseanbieter bei den Umsätzen gegenüber dem Vorjahr derzeit mit 12 Prozent im Plus. Am häufigsten fiel die Reisezielwahl den Angaben zufolge auf die Malediven und die Kanaren, doch auch Thailand hat um 35 Prozent zugelegt. "Die Kanaren, Ägypten und die Fernstrecke sind die Wachstumstreiber", erklärte Weddig.
Neben Griechenland setzt der Reiseveranstalter auf eine weiter steigende Nachfrage nach Urlaub in Spanien, Zypern und Italien. Die Kapazitäten (Hotels bzw. Flüge) wurden jedenfalls entsprechend aufgestockt. Doch auch Ägypten, Tunesien und die Türkei sollen allmählich wieder in der Gunst der Urlauber steigen: "Ich glaube, die Türkei wird nächstes Jahr einen kleinen Schritt in Richtung Normalität machen", hofft Weddig. Heuer wurde das Land - nach monatelanger Buchungsflaute - erst im Juli und im August wurde "last minute" gebucht und hat sich wieder auf den fünften Rang der meistgebuchten TUI-Destinationen vorgearbeitet. Die Türkeibuchungen erholten sich im Sommer um mehr als 30 Prozent. "Wir erleben hier einen Buchungszuwachs - 2018 werden wir das Flugangebot verdoppeln."