Es war einer der ersten Deals von Rainer Seele als neuem Boss des teilstaatlichen Mineralöl- und Gaskonzerns OMV.
Der Gastronomen-Spross und ehemalige Rennfahrer Markus Friesacher aus Anif bei Salzburg hatte die richtige Nase und eröffnete 2000 auf einem Parkplatz des Lebensmitteldiskonters Hofer seine erste Tankstelle. Freund Gerhard Berger hatte ihm dazu geraten.
Kein Personal, nur Automaten, kein Zubehör, nicht einmal Wasserkübel zum Scheibenwaschen, dafür günstigere Preise. Das Konzept ging auf, ein erfolgreiches Start-up würde man heute sagen. Auch Hofer war zufrieden und Friesacher expandierte bis auf 70 Stationen, davon sechs in Slowenien. Die als FE-Trading firmierende Diskont-Kette hatte schließlich Kaufangebote aus dem Ausland.
Unter Benzinbrüdern hat heute nur das Diskont-Geschäft Wachstumspotenzial und die OMV kann zusätzliche Umsätze für die Auslastung der Raffinerie Schwechat dringend brauchen. Seele erkannte die Chance und kam der ausländischen Konkurrenz zuvor.
Die OMV übernahm die FE-Trading und zahlte 57 Millionen Euro dafür. 26 Millionen davon erhielten die Verkäufer, 31 Millionen flossen in die Tilgung von Verbindlichkeiten – Verpflichtungen aus Lieferungen und Leistungen sowie gegenüber Banken.
Foto: KURIER/Martin Gnedt Im Kaufpreis war auch Tankstellengründer Friesacher inkludiert. Der Unternehmer ging bei der OMV als gut entlohnter Senior Vice President für den Diskontbereich an Bord und war direkt unter dem Vorstand für die Hofer- und die Avanti-Tankstellen zuständig.
Mit der Integration in die OMV begannen bei der FE-Trading allerdings die Management-Probleme. Innerhalb von nicht einmal zwei Jahren haben die Hofer-Tankstellen jetzt bereits den dritten Chef.
Im Mai 2016 wurde Markus Wach als operativer Geschäftsführer eingesetzt. Der 50-Jährige hatte sich als Chef des Tankstellen-Geschäftes der OMV in Österreich und Deutschland einen hervorragenden Namen als erfolgreicher Sanierer gemacht.
Sein Job bei der FE-Trading sollte nicht lange dauern, ebenso seine weitere Karriere in der OMV. Im Februar 2017 verabschiedete sich der Top-Manager einvernehmlich. Nach 28 Dienstjahren bei Österreichs wichtigstem Energieversorger und einem der Flaggschiffe an der heimischen Börse.
Was war geschehen? Wach war ebenso wie sein Nachfolger für den KURIER nicht erreichbar. Die OMV will sich aus Vertraulichkeitsgründen zu einzelnen Arbeitsverhältnissen "generell nicht äußern".
Tatsächlich dürften genau jene Problem aufgetreten sein, die heute so oft passieren, wenn ein Konzern ein Start-up inhaliert. Einerseits der Riesentanker OMV mit strikten Regeln und Compliance-Vorschriften. Andererseits die neue Tochter FE-Trading mit ihren flachen Hierarchien. Der Management-Stil in Anif war wohl etwas hemdsärmeliger als in der Wiener Zentrale. "Die Einkaufsabteilung oder die Rechtsabteilung sind für alle OMV-Firmen zuständig, auch für die Tochter in Anif", erklärt ein OMV-Insider. Anderes Beispiel: Die FE-Mitarbeiter wurden kostengünstig nach dem Handels-Kollektivvertrag entlohnt. Als Teil der OMV musste die FE jedoch auf den deutlich teureren Mineralöl-KV umstellen.
Der Nachfolger von Wach (Name der Redaktion bekannt) wurde Ende Oktober verabschiedet. Auf den Manager, der zuvor neun Jahre lang in der OMV einen guten Job gemacht hatte, wurde die Revision angesetzt. Die Kontrolleure wurden bei den Reisespesen mit einem derart kleinen Betrag fündig, dass eine Entlassung in keiner Weise gerechtfertigt sei, hört man aus dem Unternehmen.
Da könnte wohl auch mit zweierlei Maß gemessen werden. Ein ehemaliger Betriebsratschef ist trotz der Lederhosen-Affäre (Kauf von Trachtenkleidung auf Firmenkosten beim Oktober-Fest in München) immer noch in der Firma.
Den neuen Chef des Diskont-Geschäfts holte die OMV jetzt aus dem Fast-Food-Business. Holger Hirmann war bei McDonald’s für die Standortsuche und neue Filialen zuständig.
Friesacher wiederum ist mit 1. September OMV-intern aus dem Benzin-Geschäft ausgestiegen und leitet das Büro von Konzernboss Seele. Der umtriebige Unternehmer spielt allerdings weniger die Rolle eines biederen Büroleiters, die ihm auch gar nicht stehen würde, sondern soll den Tür-Öffner und Lobbyisten für den Deutschen Seele machen.
Der Versuch, den altgedienten SPÖ-Funktionär Kurt Eder, pensioniertes OMV-Urgestein, zu reaktivieren und Seele als Berater und Kontaktmann zur österreichischen Politik zur Seite zu stellen, scheiterte bekanntlich. Sein Rahmenhonorar von kolportierten 420.000 Euro war dann doch zu üppig.
Der 47-jährige Wirtssohn aus der Herbert von Karajan-Straße ist hervorragend vernetzt. In die FE-Trading hatte er als Finanzpartner und Mehrheitseigentümer die Signa-Holding des Immobilien-Tycoons René Benko geholt. An der Holding war damals noch die Falcon Private Bank beteiligt, die dem Staatsfonds von Abu Dhabi, der IPIC, gehört.
Ende 2016 kaufte die Benko-Privatstiftung die in einen gigantischen Skandalstrudel geratene Falcon Bank aus der Holding aus. Heute ist die Bank der Abu Dhabis nur noch an zwei Gesellschaften unterhalb der Holding beteiligt.
Die IPIC wiederum hält 24,9 Prozent an der OMV und ist mit der Republik Österreich (31,5 Prozent) auf die Mehrheit syndiziert.
Mit fünf Prozent war an der FE-Trading außerdem Stephan Pröll beteiligt, Sohn von Ex-Landeshauptmann Erwin Pröll.
Vom Boulevard wird Friesacher ob seiner Netzwerk-Qualitäten bereits als Kandidat von ÖVP-Chef Sebastian Kurz für ein neues "Super-Wirtschaftsministerium" gehandelt. Friesacher bringe sich selbst intensiv ins Gespräch, hört man aus der ÖVP. Das bedeute aber noch lange nicht, dass der Salzburger einen Ministerposten erhalte. Nachsatz: Hundertprozentig ausschließen könne man derzeit gar nix, für konkrete Personalspekulationen sei es viel zu früh. Noch verhandeln ÖVP und FPÖ erst über die künftige Struktur der Ministerien.