Die EU-Herbstprognose weist für die Europäische Union das höchste Wirtschaftswachstum seit zehn Jahren aus. Demnach soll das BIP 2017 in der EU um 2,3 Prozent steigen. In der Eurozone wird ein Plus von 2,2 Prozent erwartet. 2018 soll die positive Entwicklung anhalten, allerdings wird mit einem leichten Rückgang auf je 2,1 Prozent in EU und Eurozone gerechnet.
Gegenüber 2016 bedeuten die Daten einen klaren Sprung nach oben. Im Vorjahr stieg die Wirtschaftsleistung in der EU um 2,0 Prozent, in der Eurozone um 1,8 Prozent.
Für Österreich für 2017 sag die EU-Prognose einen Sprung der Wirtschaftsleistung von 1,5 Prozent im Vorjahr auf ein Plus von nunmehr 2,6 Prozent voraus. Die Erholung wird auch 2018 anhalten - wobei die Steigerung des BIP dann laut Prognose vom Donnerstag 2,4 Prozent betragen soll.
Auch das Budgetdefizit verbessert sich für die Alpenrepublik stetig. Nach einem Minus von 1,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im laufenden Jahr soll es 2017 ein Absinken auf 1,0 Prozent und 2018 eine weitere Reduktion auf 0,9 Prozent geben. Für 2019 wird eine neuerliche Verringerung auf 0,6 Prozent vorausgesagt.
Die Staatsschulden sinken ebenfalls kontinuierlich. Nach 83,6 Prozent des BIP 2016 wird für heuer eine Quote von nur mehr 78,6 Prozent erwartet, 2018 eine Reduktion auf 76,2 Prozent und 2019 soll die Staatsschuld auf 73,4 Prozent sinken.
Die Inflation für Österreich wird laut Herbstprognose im laufenden Jahr auf 2,0 Prozent steigen - nach 1,0 Prozent 2016. Im nächsten Jahr soll die Teuerung dann auf 1,6 Prozent zurückgehen und 2019 wieder leicht auf 1,7 Prozent ansteigen.
Bei der Arbeitslosigkeit verbessert sich die Lage gleichfalls. Nach 6,0 Prozent im Vorjahr geht die Arbeitslosigkeit auf 5,6 Prozent 2017 zurück, sinkt weiter im nächsten Jahr auf 5,5 Prozent und wird 2019 nur noch 5,4 Prozent betragen.
Großbritannien, das Ende März 2019 die EU verlassen wird, zeigt eine gegenteilige Entwicklung gegenüber dem Durchschnitt der restlichen 27 Staaten. Die Briten müssen mit einer deutlichen Einbuße rechnen. Wuchs das britische BIP 2016 noch um 1,8 Prozent und damit im Durchschnitt der Währungsunion, wird für 2017 ein gebremster Anstieg um 1,5 Prozent und 2018 ein noch schwächeres Plus von 1,3 Prozent prophezeit. 2019 soll das Wirtschaftswachstum in Großbritannien auf 1,1 Prozent sinken. Für die EU und die Eurozone wird 2019 noch ein BIP-Anstieg von je 1,9 Prozent vorhergesagt.
Die Herbstprognose weist auch für die Zukunft eine Vorausschau der EU ohne Großbritannien aus. Der Durchschnitt der 27 Mitgliedsländer verbessert sich damit auf 2,4 Prozent Wirtschaftswachstum für 2017, für 2018 werden 2,2 Prozent vorhergesagt und für 2019 noch ein Plus von 2,0 Prozent.
Die EU-Kommission hält sich trotz der positiven Daten für das Wirtschaftswachstum mit Jubelmeldungen zurück. Der Vizepräsident der EU-Kommission Valdis Dombrovskis sagte am Donnerstag in Brüssel, die Wirtschaft entwickle sich insgesamt gut. Doch gebe es erhebliche Unterschiede zwischen den Staaten. Die Herbstprognose zeigt für heuer ein BIP-Plus in der EU von 2,3 Prozent, nach 1,9 Prozent 2016.
EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici meinte, nach fünf Jahren moderater Erholung gebe es nun eine Beschleunigung des Wachstums. Gute Nachrichten seien an vielen Fronten zu vermelden. So zögen Beschäftigung und Investitionen an. Auch die öffentlichen Finanzen würden konsolidiert. Allerdings bestünden weiterhin Probleme wie die hohe Verschuldung und die verhaltenen Lohnanstiege. Der Euroraum müsse gestärkt werden, um besser für künftige Schocks gewappnet zu sein. Die Währungsunion sollte "zu einem echten Motor für geteilten Wohlstand" werden.
Die Kommission erklärte ferner, dass das Wachstum die Erwartungen übertroffen habe. Auch die sinkende Arbeitslosigkeit habe dazu beigetragen, dass die Wirtschaft im heurigen Jahr "viel stärker gewachsen ist als erwartet". Dombrovskis betonte, es müsse weiterhin auf ein nachhaltiges und inklusives Wachstum gesetzt werden. Notwendig seien eine stabilitätsorientierte makroökonomische Politik sowie Reformen zur Steigerung der Produktivität und Anpassungsfähigkeit an den Wandel.
Griechenland muss sich weiterhin mit den höchsten Staatsschulden in der EU herumschlagen und die Aussichten auf eine deutliche Verbesserung sind eher trüb. Die EU-Herbstprognose weist hier für die Hellenen zwar einen Rückgang von 180,8 Prozent des BIP 2016 auf 179,6 Prozent für heuer aus, doch wird es 2018 laut Vorausschau mit 177,8 Prozent auch nicht wesentlich besser.
2019 soll Griechenland zumindest einen etwas größeren Sprung nach unten machen und auf 170,1 Prozent des BIP kommen.
Insgesamt liegen heuer fünf EU-Staaten über der 100-Prozent-Grenze. Es sind dies neben Griechenland noch Italien (132,1 Prozent), Portugal (126,4 Prozent), Belgien (103,8 Prozent) und Zypern (103,0 Prozent).
Über der 60-Prozent-Maastricht-Richtmarke rangieren noch Spanien (98,4 Prozent), Frankreich (96,9 Prozent), Großbritannien (86,6 Prozent), Kroatien (80,3 Prozent), ÖSTERREICH (78,6 Prozent), Slowenien (76,4 Prozent), Ungarn (72,6 Prozent), Irland (69,6 Prozent), Deutschland (64,8 Prozent) und Finnland (62,7 Prozent).
Insgesamt zeigt die Prognose eine positive Entwicklung bei den Budgetdefiziten und den Staatsschulden. Beim Haushalt sinkt demnach der Abgang im Durchschnitt aller 28 EU-Staaten von -1,7 Prozent des BIP im Vorjahr auf -1,2 Prozent 2017. Für 2018 wird eine weitere Verringerung des Defizits auf -1,1 Prozent und für 2019 auf -0,9 Prozent vorhergesagt.
Für die Eurozone ist die Entwicklung ähnlich. So soll es nach einem Defizit von 1,5 Prozent des BIP im Jahr 2016 eine Reduktion auf 1,1 Prozent 2017 geben. Für 2018 wird nur mehr ein Fehlbetrag von 0,9 Prozent und für 2019 von 0,8 Prozent des BIP erwartet.
Entspannung gibt es auch bei der Arbeitslosenquote. In der EU-28 soll es einen Rückgang von 8,6 Prozent im Vorjahr auf nunmehr 7,8 Prozent sowie ein weiteres Absinken auf 7,3 Prozent 2018 und auf 7,0 Prozent 2019 geben. Die Eurozone kann mit einer Verbesserung von 10,0 Prozent 2016 auf 9,1 Prozent 2017 und weiter auf 8,5 Prozent 2018 sowie 7,9 Prozent 2019 rechnen.
Die EU-Herbstprognose sagt rosige Zeiten für das Wirtschaftswachstum voraus. Gegenüber 2016 wird für 2017 ein deutlicher Aufschwung von 1,9 auf 2,3 Prozent in der EU vorausgesagt. Allerdings profitieren nicht alle Staaten davon. Vier EU-Länder - Großbritannien, Irland, Spanien und Schweden - müssen Einbußen hinnehmen.
Zwei Länder - Bulgarien (3,9 Prozent) und die Slowakei (3,3 Prozent) - bleiben mit ihren Wachstumsprognosen unverändert, allerdings auf hohem Niveau. Die 22 restlichen können Zunahmen beim BIP-Anstieg zwischen 0,1 Prozentpunkte (Malta von +5,5 auf +5,6 Prozent) und 2,3 Prozentpunkte (Estland von 2,1 auf 4,4 Prozent) verbuchen.
Dabei sticht auch das weiterhin schuldengeplagte Griechenland hervor. Dort soll das BIP nach einem Rückgang 2016 (minus 0,2 Prozent) im laufenden Jahr auf ein Wachstum von 1,6 Prozent hinaufschnellen. Für 2018 und 2019 werden sogar je 2,5 Prozent prophezeit. Italien kann sich über eine Zunahme von 0,9 auf 1,5 Prozent freuen, Frankreich soll laut Herbstprognose von 1,2 auf 1,6 Prozent wachsen. Portugal kann mit dem gleichen Schub wie Österreich (jeweils von 1,5 Prozent auf 2,6 Prozent) rechnen.
Die Briten und die Iren sind die klaren Verlierer beim Wirtschaftswachstum. Großbritannien sinkt demnach von 1,8 auf 1,5 Prozent, Irland von 5,1 auf 4,8 Prozent. Für Irland ist das aber immer noch der dritthöchste Wert unter allen EU-Staaten. Besser liegen nur Rumänien (4,6 auf 5,7 Prozent) und Malta (5,5 auf 5,6 Prozent). Spanien (von 3,3 auf 3,1 Prozent) Schweden (3,3 auf 3,2 Prozent) müssen leichtere Wachstumsverluste hinnehmen.
Die Inflation wird sich wieder auf einem deutlich höheren Wert als in den vergangenen Jahren ansiedeln. In der EU wird nach 0,3 Prozent Teuerung im Vorjahr nun 1,7 Prozent im laufenden Jahr und auch für 2018 erwartet. 2019 ist eine weitere Preissteigerung auf 1,8 Prozent prognostiziert. Für die Eurozone lauten die Werte: 0,2 Prozent 2016 - 1,5 Prozent 2017 - 1,4 Prozent 2018 und 1,6 Prozent 2019.
Unter der Maastricht-Grenze liegen Estland (9,2 Prozent), Luxemburg (23,7 Prozent), Bulgarien (25,7 Prozent), Tschechien (34,6 Prozent), Dänemark (36,1 Prozent), Rumänien (37,9 Prozent), Schweden (39,0 Prozent), Lettland (39,1 Prozent), Litauen (41,5 Prozent), Slowakei (50,6 Prozent), Polen (53,2 Prozent), Malta (54,7 Prozent) und die Niederlande (57,7 Prozent).