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Was hinter dem 50-Prozent-Anstieg der Ölpreise seit Sommer steckt

8-11-2017, 06:00

Noch vor wenigen Monaten hätte das kaum ein Energie-Experte erwartet: Der Ölpreis, der sich seit dem steilen Absturz Mitte 2014 nur wenig nach oben bewegt hatte, ist deutlich gestiegen. Seit Sommer legte er um gut 50 Prozent zu und überschritt kürzlich sogar die 60-Dollar-Marke pro Fass (je 159 Liter).

Verschätzt haben sich die Analysten an drei Fronten. Erstens haben die US-Schieferölproduzenten ihre Ölförderung bei Weitem nicht so stark angehoben wie prognostiziert. "Offenbar brauchen sie für neue Investitionen in Produktionsanlagen einen noch höheren Ölpreis", sagt Öl-Analyst Hannes Loacker von Raiffeisen Capital Management (RCM). Und zweitens ist die Nachfrage robuster als erwartet. Das habe mit dem starken globalen Wirtschaftswachstum zu tun, das die Ölnachfrage insbesondere in den USA und den Schwellenländern antreibe.

Drittens – und das ist wirklich überraschend – halten sich die Ölförderländer der OPEC und auch der ölfördernden Nicht-Mitgliedsstaaten vergleichsweise strikt an die seit Jahresbeginn geltende Förderbeschränkung. "Die vereinbarte Limitierung der Ölproduktion wird zu 80 bis 85 Prozent eingehalten. Das gab es historisch fast nie", betont Loacker. An dieser neuen Förderdisziplin hat Saudi-Arabien als weltgrößter Ölförderer einen wesentlichen Anteil. Das Land will seine Ölgesellschaft Saudi Aramco im nächsten Jahr an die Börse bringen. Und dafür will es einen hohen Ölpreis, um möglichst gute Erlöse aus der Privatisierung zu erzielen.

Eher unfreiwillig zum knapperen Ölangebot trägt Venezuela bei. Das OPEC-Mitgliedsland steht an der Kippe zur Staatspleite, Investitionen in die Ölförderung sind nicht leistbar, die Produktion fällt langsam, aber stetig. Nicht zuletzt aber treiben auch die politischen Unsicherheiten im Nahen Osten. Konflikte mit den Kurden im ölreichen Nordirak und die Sorge vor innenpolischen Problemen in Saudi-Arabien untermauern den starken Ölpreis.

Sprit teurer

Autofahrer bekommen den Anstieg des Ölpreises direkt zu spüren. Die Preise an den Tankstellen gehen seit Wochen nach oben. Diesel kostet auch an den billigsten Tankstellen mehr als einen Euro pro Liter, Superbenzin zumindest 1,10 Euro.

Analyst Loacker geht allerdings davon aus, dass die Teuerung nicht allzu lange anhält. "Kurzfristig kann es Ausschläge nach oben geben, längerfristig aber dürfte der Preis nicht weit über 60 Dollar steigen. Denn die US-Schieferölfirmen beginnen bei diesem Preis wieder stärker in Förderanlagen zu investieren." Die OPEC jedenfalls ist über den Preisanstieg erfreut und geht langfristig davon aus, dass ihr "schwarzen Gold" begehrt bleiben wird. Bis 2040 werde zwar das Wachstum der erneuerbaren Energien höher ausfallen als jenes von Öl und Gas. Diese beiden fossilen Energien bleiben aber mit 52 Prozent des globalen Energiemixes dominant, heißt es im OPEC World Outlook.

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