Moderne Städte sind komplex, müssen jedoch effizient funktionieren. Da die Herausforderungen in Zukunft größer werden, versuchen Experten Konzepte zu entwickeln, die Städte "intelligenter" – zu sogenannten "Smart Cities" – machen. "Neue Technologien können helfen, Abläufe zu organisieren und unsichtbare Dinge sichtbar zu machen", sagt Timo Elliott, Innovationsexperte beim deutschen Softwarehersteller SAP.
In Buenos Aires gab es immer wieder Überflutungen, verursacht durch mehrere Flüsse, die unter der Stadt fließen. "Nur wenn es zu einer Überflutung kam, fand man heraus, welcher Kanal verstopft war", sagt Elliott. Heute wird das Rohrsystem mittels Sensoren überwacht. Auf einer zentralen Instrumententafel kann alles beobachtet und Verstopfungen rascher behoben werden. Obwohl die Regenmenge in letzter Zeit gestiegen ist, sei es zu keinen Überflutungen mehr gekommen. Sensoren werden auch bei den Müllwagen eingesetzt, um deren Position ständig verfolgen und sie effizienter einsetzen zu können.
Positive Erfahrungen mit Smart-City-Technologien hat die südafrikanische Metropole Kapstadt gemacht. Polizei, Rettung und Feuerwehr werden zentral koordiniert und mit Echtzeitinformationen versorgt. "Dadurch können alle viel schneller reagieren", sagt Elliott. Davor fand die Kommunikation zwischen den einzelnen Gruppen und Verantwortlichen statt, wodurch mehr Schnittstellen und Einzelgespräche nötig waren.
In Karlsruhe gibt es Sensoren auf den Straßenlampen, um einen Überblick über Staus und Parkplätze zu bekommen, aber auch die Zahl der Passanten zu erfassen. Befinden sich weniger Menschen auf der Straße, wird das Licht gedimmt, sind es mehrere, wird die Beleuchtung hochgefahren, was letztlich Energie spart.
Und das ist auch eines der zentralen Ziele von Smart Cities – die Effizienz der eingesetzten Ressourcen zu steigern und die Stadt für ihre Bewohner lebenswerter zu machen. Ein dritter wichtiger Punkt ist Transparenz. In Mexiko hat eine Stadt ihre Ausgaben online veröffentlicht und dadurch einen Vertrauensgewinn erreicht. Ein aktueller Trend beim Thema Smart Cities ist, völlig neue Wege zu gehen und Prozesse und Dinge neu zu denken. "Dadurch werden Technologie- und Kreativitätsbarrieren beseitigt", sagt Elliott.
In der Schweiz werde an einem unterirdischen Gütertransportsystem getüftelt, das Waren direkt nach Hause zu den Konsumenten bringt. Ein weiterer Ansatz ist, Menschen bei Projekten stärker einzubeziehen, zum Beispiel durch PPP-Projekte.
Ein anderes Thema ist "Smart Living" außerhalb der Stadt. In Österreich gibt es ein Stadt-Land-Gefälle, das etwa bei Wahlen, der Lebenserwartung oder beim Bildungsniveau sichtbar wird, meint Elliott. Die Frage sei, wie man die beiden Bereiche zusammenführen könne und wie weit die "Smart City" in ihr Umfeld hineinwirken solle.
Blickt man noch weiter in die Zukunft, taucht das Thema Künstliche Intelligenz auf, so Elliott. Die Systeme von Smart Cities würden mittels künstlicher Intelligenz automatisch dazulernen. Ampelschaltungen seien heute eine wahre Wissenschaft, künftig könnten Algorithmen berechnen, wie sich die Schaltungen an das Verkehrsaufkommen besser anpassen lassen. Auch könnten die Auswirkungen von Unfällen und defekten Großfahrzeugen auf den Verkehr berechnet werden, um die Einsatzkräfte zum dringlicheren Ort – der nicht immer als solcher erkennbar ist – zuerst zu schicken.
Sensoren werde es in der Stadt der Zukunft überall geben, wo man sie anbringen kann, und damit omnipräsent sein. Datenschutz wird ein wichtiges Thema werden. "Man kann Informationen sammeln, aber man muss dafür sorgen, dass sie geschützt sind", sagt Elliott. Die Aufgabe solle man speziellen Plattformen und nicht Unternehmen überlassen.
Smart City bezieht sich auf Konzepte, die Städte effizienter, technologisch fortschrittlicher, ökologisch nachhaltiger und sozialer machen. Es geht um gesellschaftliche, wirtschaftliche und technische Neuerungen. Die Idee der Smart City hat sich um das Jahr 2000 etabliert.
Künstliche Intelligenz ist ein Bereich der Informatik, der versucht, menschenähnliche Intelligenz nachzubilden. Ziel ist es, menschliches Denken zu unterstützen und intelligente Maschinen zu konstruieren.