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Novartis: "Gesetze über Nacht" schrecken Investoren

3-11-2017, 19:49

Bei der Gewerkschaft wurde Mitte Oktober gejubelt, bei der Wirtschaftskammer herrschte Entsetzen. Und auf Arbeitergeberseite hat sich der Schock über die in der letzten Nationalratssitzung beschlossene Gleichstellung von Arbeitern und Angestellten bis heute nicht gelegt. "Wenn im Parlament über Nacht Entscheidungen getroffen werden, dann ist das sicher kein Anschub für weitere Investitionen", sagt Ard van der Meij, Country-President von Novartis Österreich. Der internationale Pharma-Konzern mit Sitz im Schweizer Basel hat laut eigenen Angaben seit seiner Gründung 1996 rund 2,3 Milliarden Euro in Österreich investiert. Am Freitag wurde in Schaftenau, einem von zwei Standorten in Tirol, eine 100 Millionen Euro teure Produktionserweiterung gefeiert.

In dem Werk werden Biopharmazeutika – ein großer Zukunftsmarkt in der Branche – für Novartis und und die Konzerntochter Sandoz erzeugt. "Die Rahmenbedingungen in Österreich sind immer attraktiv gewesen", sagt van der Meij, der jedoch kritisch anmerkt: "Es gab lange eine gut funktionierende Sozialpartnerschaft. Aber in den letzten zwei bis drei Jahren war das nicht mehr der Fall." Die großen Spannungsfelder sind für den Pharma-Chef die Flexibilisierung der Arbeitszeiten und die Lohnnebenkosten-Situation. Durch Schnellschuss-Gesetze wie das jüngste sieht der Niederländer aber auch die Vorhersehbarkeit am Standort gefährdet.

"Ich will die Sozialpartnerschaft nicht abschaffen. Aber ich möchte, dass sie pragmatisch und vernünftig funktioniert", sagt der Landes-Chef von Novartis, dessen Unternehmen in Österreich rund 5000 Mitarbeiter beschäftigt – etwa 4000 davon in Tirol. Mit der jüngsten Erweiterung des Werks in Schaftenau um eine Zellkulturproduktion und ein Bürogebäude wurden 190 neue Arbeitsplätze geschaffen. Und der Standort soll noch weiter wachsen, ist er doch innerhalb des Novarits-Konzerns von globaler Bedeutung. Hier werden hochkomplexe Produkte für den Weltmarkt entwickelt und hergestellt, deren Bedeutung in den kommenden Jahren noch zunehmen soll: Biologika.

Chancen für die Zukunft

"Bis 2020 werden sieben der zehn wichtigsten Arzneimittel Biologika sein", sagt Mark Schiefermeier, Leiter der neuen Produktionsstätte. Biologika, das sind große Moleküle, die in Fermentierungsprozessen hergestellt werden. Diese therapeutisch wirksamen Proteine werden im Kampf gegen Krankheiten eingesetzt, die bislang noch nicht gut oder gar nicht behandelt werden können. Das Spektrum reicht von Schuppenflechte bis Krebs. Um die Medikamente herzustellen, müssen lebendige Organismen wie Bakterien, Hefe oder tierische Zellkulturen genetisch verändert werden. Das erfordert enormes Know-how.

"Uns haben hier die Biosimilars stark gemacht", sagt Schiefermair. Das sind Nachbauten von Biopharmazeutika, die jedoch ungleich schwieriger sind, als die Herstellung von Generika. Das entsprechende Wissen ist wertvoll. "In den nächsten Jahren laufen die Patente für 50 bis 60 Biologika aus", sagt Ard van der Meij. Die Entwicklung eines Biosimilars dauert jedoch in etwa gleich lange wie die Entwicklung eines neuen Medikaments.

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