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Wo 800.000 Tonnen Altholz landen

2-11-2017, 13:08

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was mit den vielen Holzabfällen passiert, den die Wiener auf die Mistplätze der MA 48 bringen? "Die werden das wohl verbrennen", lautet die landläufige Antwort. Falsch: Denn mindestens drei Viertel des gesammelten Altholzes werden wiederverwertet, und das nicht nur in Wien, sondern in ganz Österreich. Für die heimische Spanplattenindustrie ist dieses Altholz ein wertvoller Rohstoff.

Einer, der maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass der Holz-Recycling-Kreislauf in Österreich derart gut funktioniert, ist Anton Pölzleitner. Anfang der 1990er-Jahre schon hatte er begonnen, Altholz zu sammeln und für das Recycling aufzubereiten: nicht mehr gebrauchsfähige Möbel, Holztüren, Fenster, Böden – das alles kann sein Unternehmen, HolzRec, gebrauchen. "Damals gab es noch die Sperrmüllsammlung", erinnert sich Pölzleitner. Da kamen keine großen Mengen an Altholz zusammen. Vieles wurde verheizt oder landete einfach auf der Mülldeponie.

An der EU-Spitze

Die Altstoffsammlung in Österreich aber hat sich seither zu einer wahren Erfolgsstory entwickelt. Und bei Holz sei man hierzulande geradezu Europa-Spitze. "Kein Land bringt eine derart hohe Holzverwertungs-Quote zusammen wie Österreich", erklärt Pölzleitner. Nur etwa ein Viertel der 800.000 Tonnen Altholz, die jährlich in Österreich anfallen, werden thermisch verwertet – sprich: in Spezialöfen der Industrie für die Strom- und Wärmeerzeugung genutzt. Wenn die EU in einigen Jahren wie geplant verpflichtende Holz-Recycling-Quoten einführt, werde das für Österreich kein Problem darstellen. "Wir liegen schon jetzt über dem, was die EU vorschreiben will", sagt der Holz-Recycling-Experte.

Seine Unternehmen arbeiten mit insgesamt 40 Mitarbeitern an zwei Standorten: die Pölzleitner Holz GmbH im salzburgischen Abtenau und die HolzRec gemeinsam mit der Firma Brantner in Herzogenburg, Niederösterreich. Seit zehn Jahren entsorgt Pölzleitner auch das Holz der Wiener MA 48. Die Altholz-Container auf den Wiener Müllplätzen gehören HolzRec. Sie werden regelmäßig abgeholt und nach Herzogenburg gebracht, wo die Holzabfälle zunächst sorgfältig per Hand von größeren Nicht-Holz-Altstoffen getrennt werden. "Stoffbezogene Möbel zum Beispiel werden aussortiert, ebenso wie zum Beispiel weiß lackierte Holzfenster", sagt Pölzleitner. Dann geht das Restholz in Zerkleinerungsmaschinen, die Hackschnitzel daraus mac hen.

Das ist der Rohstoff für die Spanplatten-Erzeuger, die diessen nochmals reinigen, um Reste von PVC oder mineralischen Störstoffen reinigen. "Diese Werke schätzen diesen Rohstoff", betont der HolzRec-Chef. Rund 800 Tonnen Altholz pro Tag brauchen jedes dieser Unternehmen.

Mit den 800.000 Tonnen Altholz, die die Österreicher jährlich sammeln, werde nicht nur der Wald geschont, sondern auch das Klima. "Wir müssten viele Bäume umschneiden, um genug Holz für unsere Spanplattenindustrie in Österreich zu haben", gibt Pölzleitner zu bedenken. Zudem spare die Wiederverwertung viele Tonnen an Kohlendioxid-Emissionen ein.

Nachholbedarf im Osten

HolzRec arbeitet seit einigen Jahren auch in Ungarn und in der Slowakei. Dort allerdings stecke das Altstoff-Sammelsystem noch in den Kinderschuhen. Die Logistik fehle großteils, sagt Pölzleitner.

Man arbeite wie in Österreich vor einigen Jahrzehnten und sammle Sperrmüll ein. "Da kommen natürlich nur kleine Mengen an Altholz zusammen", betont der Unternehmer.

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