222 Millionen Euro. Diese Rekordsumme zahlte diesen Sommer der Fußballklub Paris Saint-Germain für den bei Barcelona spielenden Brasilianer Neymar. Dieser Transfer ist bei Weitem nicht der einzige, der für Aufsehen sorgt. Europas Vereine gaben diesen Sommer rund fünf Milliarden Euro für Neuverpflichtungen aus – Provisionen und Beratergagen nicht miteingerechnet. "Diese Zahlen sind nicht gut für uns. Denn sie suggerieren, dass es allen Sportlern gut geht. Das betrifft aber nur die Elite", sagt Harald Bauer. Er ist seit dem Vorjahr Geschäftsführer der heimischen Sporthilfe. "Viele können vom Sport leben, aber keinen Reichtum erwirtschaften. Nur zwei Prozent haben auch nach ihrer aktiven Karriere finanziell ausgesorgt."
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Für alle anderen gibt es seit dem Jahr 1971 die Sporthilfe. Der Verein unterstützt Nachwuchs- und Spitzensportler, auch jene mit Beeinträchtigungen. "Das Bundesheer und die Sporthilfe sind die Einzigen, die für soziale Absicherung da sind", sagt Bauer im KURIER-Gespräch. Die Sporthilfe aber erfahre keine staatliche Unterstützung (auch wenn der Sportminister den Präsidenten stellt), sondern sei vor allem auf Mittel aus der Wirtschaft angewiesen. Von den rund drei Millionen Euro kommen 80 Prozent von etwa 80 Unternehmen, Haupt-Unterstützer sind die Lotterien.
Bauer möchte die Basis verbreitern, indem er mehr börsenotierte Konzerne ins Boot holt, um dauerhafte Unterstützung zu erhalten. "Ich will nicht jedes Jahr als Bittsteller kommen." Freilich werde dies wegen der verschärften Compliance-Regeln erschwert. Zudem möchte er die Sporthilfe klarer positionieren. "Wir sind eine Hilfsorganisation, das muss in die Köpfe der Entscheidungsträger rein."
Private Spenden seien weiterhin kein Thema, jedoch ist ein Ziel Bauers, mehr Mittel durch Eigeninitiativen aufzustellen. Dazu zählt an vorderster Stelle die Sporthilfe-Gala, die morgen, Donnerstag, über die Bühne geht. Die Benefiz-Veranstaltung, auf der Österreichs Sportler des Jahres geehrt werden, "war bisher kein wirtschaftlicher Erfolg, weil von 1500 Gästen 900 gratis dabei waren". Das sei ab jetzt anders, Eintrittskarten werden nur noch in überschaubarem Ausmaß verschenkt (etwa an Sponsoren), der Rest muss zwischen 35 Euro (Stehplätze für Fans) und 25.000 Euro (Tisch für zehn Personen) zahlen.
Weitere Mittel sollen durch die Versteigerung der Platten der "Straße der Sieger" (Hand- und Fußabdrücke von Sportlern in Gips) hereinkommen. 149 Platten wurden auf der Wiener Mariahilfer Straße bis zum Jahr 2013 verlegt. Mit der Umgestaltung zur umstrittenen Begegnungszone mussten sie weichen. "Die Platten haben drei Millionen Euro gekostet, jetzt liegen sie in einem Lager des Sponsors Generali." Dieser stellt sie nun zur Versteigerung von 1000 Euro je Stück zur Verfügung.
Während beim Heer rund 300 Sportler angestellt sind, erhält eine vergleichbare Größe ausschließlich nach Leistungskriterien Geld – bis zu 800 Euro im Monat, maximal für ein Jahr. Dann werden die Leistungen erneut kontrolliert. Es gebe keine Zweckwidmung, was laut Bauer den Vorteil für seine zehn Mitarbeiter hat, auf bürokratische Prüfungen verzichten zu können. "Beachvolleyballer Clemens Doppler ist seit 1998 und damit schon am längsten dabei." Mannschaftssport werde mit wenigen Ausnahmen (Ruderer, Bobfahrer) nicht gefördert. Die Einkommensobergrenze beträgt 100.000 Euro im Jahr. Die Kritik, dass es trotz Förderung oft nicht für olympische Medaillen reicht, greift für Bauer zu kurz. "Das Feld ist im Sommersport viel größer. Und wir stellen einige Weltmeister. Das ist auch etwas wert."