Die erste Verhandlungsrunde zum Kollektivvertrag 2018 für die rund 400.000 Angestellten im Einzel-, Groß- und Kfz-Handel ist am Dienstagnachmittag in Wien gestartet. Weder Arbeitgeber noch Arbeitnehmer wollten zu Verhandlungsbeginn einen Zielwert für das Gehaltsplus nennen. Lob gab es von beiden Seiten für die zuletzt kritisierte Sozialpartnerschaft und Kammer-Pflichtmitgliedschaft.
In der ersten Runde der KV-Verhandlungen fixieren die Sozialpartner üblicherweise die heranzuziehende Inflationsrate. Zwischen Oktober 2016 und September 2017 lag die Teuerungsrate in Österreich im Schnitt bei 1,9 Prozent. Die Arbeitgeberseite betonte, sich bei den Verhandlungen auf die Österreich-Inflationsrate zu beziehen und nicht wie die Verhandler bei den Metaller-KV-Verhandlungen auf die EU-weite Teuerungsrate.
"Eine ordentliche reale Erhöhung" forderte die Arbeitnehmer-Verhandlerin und Wirtschaftsbereichssekretärin der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-DJP), Anita Palkovich. Ein deutliches Gehaltsplus würde die Kaufkraft stärken.
Für Arbeitgeber-Verhandler Peter Buchmüller, Obmann der WKÖ-Bundessparte Handel, sollte es bei niedrigeren Gehältern eine Entlastung bei der Sozialversicherung und Einkommenssteuer geben. Laut Buchmüller könnte der Handel zusätzlich "einige tausend Lehrlinge" einstellen. "Es gibt sie aber nicht am Markt", sagte der Arbeitgeber-Verhandler.
Die Gewerkschaft will längerfristig ein von 1.700 Euro im Handel erreichen. Aktuell liegt das kollektivvertragliche Mindestgehalt für Vollzeitangestellte bei 1.546 Euro brutto pro Monat, das sind 1.227,50 Euro netto laufender Bezug.
Beim Abschluss im vergangenen Jahr einigten sich Arbeitgeber und Gewerkschaft auf eine Erhöhung der Mindestgehälter von im Schnitt 1,33 Prozent. Ab 1. Dezember 2017 gilt der neue, reformierte Handels-KV mit einem Mindestgehalt von 1.600 Euro. Die rund 80.000 Handelsbetriebe haben allerdings bis Ende 2021 Zeit, auf das neue Schema umzusteigen. Profiteure des reformierten Handels-KV sind Junge bzw. Berufseinsteiger, Älteren hingegen werden künftig weniger Vordienstzeiten angerechnet, wodurch sie "günstiger" werden und dadurch leichter wieder einen Job finden sollen.