Im oberösterreichischen Ranshofen werden mit der Automobil- und Luftfahrtindustrie und mit den Playern der Verpackungsbranche glänzende Geschäfte gemacht. Die börsennotierte Amag, die 1996 privatisiert wurde, erzeugte im Vorjahr knapp 406.000 Tonnen Aluminium-Walzprodukte, Guss- legierungen und Primäraluminium. Im ersten Halbjahr 2017 konnte der Konzern den Absatz um vier Prozent auf 214.800 Tonnen steigern.
Die Ranshofener profitieren unter anderem vom Trend zur Leichtbauweise in der Auto- und der Transportindustrie. So liefern die Oberösterreicher immer mehr qualitativ hochwertige Alu-Bleche für die Produktion von Autotüren, Kotflügeln, Motorhauben und Autodächern.
Die Amag (906 Millionen Euro Umsatz, 1864 Mitarbeiter) ist aber vor allem ein Weltmeister im Recycling.
Foto: AMAG "Für uns als Spezialist in der Herstellung hochwertiger Aluminiumprodukte spielt die Wiederverwertung von Aluminiumschrott eine zentrale Rolle", sagt Amag-Vorstandschef Helmut Wieser. "Die Vormaterialbasis unserer Gießereien besteht im Durchschnitt zu 75 bis 80 Prozent aus Aluminiumschrott unterschiedlichster Form, der insbesondere aus der weiterverarbeitenden Industrie und aus Produkten am Ende ihres Lebenszyklus stammt."
Wurden im Vorjahr rund 330.200 Tonnen Alu-Schrott verwertet, so waren es im ersten Halbjahr bereits 179.800 Tonnen. Tendenz steigend.
Dazu muss man wissen, dass der Einsatz von Sekundäraluminium zwei große Vorteile hat. "Das Recycling von Alu-Schrott benötigt bis zu 95 Prozent weniger Energie als die Produktion von Primäraluminium", heißt es dazu aus Ranshofen. "Und Aluminium kann unendlich oft und ohne Qualitätsverlust wiederverwertet werden."
Dafür unterhält die Amag ein umfangreiches Zuliefernetz aus Schrottsammlern in Österreich und den angrenzenden Ländern. Den hochwertigsten Alu-Schrott erhalten die Ranshofener von den Kunden selbst. "Closed-Loop-Recycling" nennt man dieses Verfahren. So wird der Großkunde Airbus mit Alu-Platten und Blechen für die Herstellung von Flugzeugrümpfen und -flügeln beliefert. Bei der Verarbeitung dieser Materialien fallen aber Berge von Spänen an. Diese Abfälle sind sortenrein und werden an die Amag zurückgeliefert.
Gleiches gilt für die Produktion von Komponenten in der Autoindustrie. Auch dort fallen Stanzabfälle an, die wiederverwertet werden können. Selbst bei der Produktion von Deckeln für Joghurtbecher entstehen hochwertige Abfälle. Den Verpackungshersteller Constantia Flexibles mit Sitz im niederösterreichischen Teich beliefert die Amag jährlich mit zumindest 35.000 Tonnen Folienvorwalzbändern. Dieser fertigt daraus Verpackungen für Lebensmittel, Tiernahrung und Medikamente. Ein Teil der Produktionsabfälle geht zurück nach Ranshofen, wird eingeschmolzen und dient erneut als Ausgangsmaterial.
Die Oberösterreicher haben zuletzt nicht nur 300 Millionen Euro unter anderem in ein neues Kaltwalzwerk investiert, sondern auch in die Optimierung der automatisierten Schrottaufbereitungsanlage. Damit soll die Empfindlichkeit der Sortierung und Trennschärfe des Schrotts deutlich verbessert werden.
Um die Produktionsprozesse verbessern zu können, pulvert die Amag viel Geld in die Forschung und Entwicklung – auch außer Haus. So wird nicht nur die im Oktober 2014 neu eingerichtete Studienrichtung Recyclingtechnik an der Montanuniversität Leoben unterstützt, sondern auch eine Stiftungsprofessur für Aluminium-Werkstofftechnik finanziert.