Jeder Handgriff sitzt, weil er tausend Mal geübt wurde. Schneiden, hacken, anbraten, dazwischen immer wieder wischen, denn der Arbeitsplatz muss tipp-topp sein. Wie im Schnelldurchlauf eines Filmes fügt sich ein Handgriff an den anderen. Christoph Fürnschuss ist hoch konzentriert. Der Koch aus der Steiermark, zu Hause arbeitet er im Restaurant Haberl & Fink’s in Ilz, geht in die letzte Stunde des WorldSkills-Bewerbs: da wird es für die meisten Teilnehmer eng, weil die Zeit abläuft, weil die letzten Arbeiten doch länger dauern als gedacht.
Foto: /Sandra Baierl Österreich ist bei den größten Skills aller Zeiten mit dem größten Team aller Zeiten angetreten: 40 Fachkräfte in 36 Disziplinen (manche sind Teambewerbe) bildeten das Team Austria. Die Konkurrenz wird von Jahr zu stärker. Länder wie Korea, China oder Russland treten in allen Disziplinen an, kommen mit fünf Coaches pro Teilnehmer und riesigem Tourbus. "In Korea bist du ein Nationalheld, wenn du siegst", sagt Johannes Fraiss, Offizieller Delegierter des Team Austria. Österreich hat einen anderen Zugang. "Unsere Kandidaten haben eine tolle Ausbildung durch die Lehre, das ist ihre Basis. Und sie trainieren in ihrer Freizeit. Die Trainer arbeiten alle ehrenamtlich."
Foto: /Sandra Baierl Bei den WorldSkills in Abu Dhabi konnten die ÖsterreicherInnen elf Medaillen und 16 Exzellenz-Auszeichnungen holen. Gold errangen Maler Sebastian Gruber, die beiden Betonbauer Alexander Tury und David Wagner, Maurer Robert Gradl und Armin Taxner in der Sanitär- und Heizungstechnik. Silber sicherten sich Fliesenleger Andreas Stiegler, Konditorin Magdalena Halbmayr und Metallbauer Franz Kalss. Bronze holten Netzwerk- und Systemadministrator Patrick Taibel, Koch Christoph Fürnschuss, Restaurant-Fachkraft Monika Pöllerbauer und Speditionskauffrau Sarah Ruckenstahl.
Was diese Jugendlichen, alle zwischen 18 und 22 Jahren, zeigten: dass sie motivierte, engagierte Könner ihres Faches sind. Dass sie die Extra-Meile gehen und Arbeit nicht scheuen. "Wir brauchen diese jungen, motivierten Menschen, die das Thema Leistung wieder positiv besetzen", sagt Markus Raml, Delegationsleiter und Kurator des WIFI Österreich. "Das sind sympathische Leistungsträger, die monatelang trainiert haben, um sich mit den Besten der Welt zu messen. Sie sind risikobereit und mutig – und die Unternehmer der Zukunft", sagt Raml.
Foto: /Sandra Baierl Maler Sebastian Gruber, er wurde zusätzlich „Best of Nation“ und errang die höchste Punkteanzahl im Team Austria, steht vor seinen fertigen Wänden. Die Linien sind exakt, die Rundungen perfekt, die Farbe gleichmäßig und satt. Alles nicht so einfach. „Die Farbe hat keine Deckkraft, das haben wir gewusst“, erzählen Gruber und sein Trainer Michael Tobisch. „Und weil man über die Linie sieben Mal pinseln muss, braucht man einen besonders guten Zeitplan“, sagt Trainer Tobisch. Er ist ein World- und EuroSkills-Profi, hat in sieben Jahren mit seinen Teilnehmern sieben Medaillen geholt, im schlechtesten Falls Silber. Worauf es ankommt? Auf Exzellenz, auf Genauigkeit und Schnelligkeit. All das geben er und alle anderen Trainer in monatelanger Vorbereitung den Teilnehmern mit. Weshalb es massive Abwerbeversuche von Russland und China gibt. „Die kommen mit Dreijahres-Verträgen und satten Gagen, damit wir ihre Fachkräfte schulen“, erzählt Tobisch.
Foto: /Sandra Baierl Wir Österreicher schöpfen aus der guten Ausbildung durch die Lehre und einer guten Vorbereitung. "Wir sind Amateure, keine trainierten Skills-Profis wie die Asiaten", sagt Fraiss. Gerade in den traditionellen Handwerken haben wir lange Tradition und einen reichen Erfahrungsschatz. Das zeigt sich bei den Skills. Und letztlich sind alle TeilnehmerInnen, die es zu den Weltmeisterschaften geschafft haben, Sieger. Weil sie mit ihrem Einsatz gezeigt haben, wie weit man es bringen kann.
KURIER: Die Konkurrenz bei den Skills-Bewerben wird immer größer. Wie weit geht das noch?
Johannes Fraiss: Gute Frage. Momentan ist es eine ständige Aufwärtsentwicklung. Aber überall gibt es Limits. Gerade für kleine Mitgliedsländer ist es schwierig, alle Berufe zu besetzen. Dennoch: Wir haben mit 36 von 51 Berufen ein großes Team.
Was ist das Besondere an den Skills in Abu Dhabi?
Die überwältigende Gastfreundschaft. Es wird alles unternommen, damit wir uns wohlfühlen und einen guten Eindruck von diesem arabischen Land bekommen. Es ist schön, hier zu Gast zu sein.
Was wurde unseren Teilnehmern mitgegeben?
Dass sie stolz sein können. Sie sind alle Staatsmeister in ihren Berufen, die besten Fachkräfte in ihren Disziplinen. Wir haben sie angehalten, hart zu trainieren und ihr Bestes zu geben. Und auch, dass nicht jeder am Stockerl landen kann.
Was machen andere Länder anders?
In Korea oder China werden die Teilnehmer aufgebaut wie bei uns die Skifahrer. Da wird viel Geld in die Hand genommen, sie werden gedrillt. Wir hatten immer einen anderen Anspruch: wir wollen keine Wettbewerbsprofis sein, sondern zeigen, was unsere Fachkräfte aus der Wirtschaft leisten können.