Welche Rolle spielen private Hobbys eigentlich im Lebenslauf? Ratgeber predigen die Angabe von Laufen oder Yoga im CV – das eine signalisiert Ausdauer, zweiteres Belastbarkeit. Und welche Auswirkung hat das auf den beruflichen Erfolg? Darüber diskutierten diese Woche Bildungsexperte Andreas Salcher und Rechtsanwältin Bettina Stomper-Rosam an der WU-Wien.
"Zu meiner Zeit hat es geheißen, man soll statt Briefmarken sammeln lieber einen Mannschaftssport im Lebenslauf nennen. Ich halte davon gar nichts", so Bestsellerautor Salcher. Denn: "Wenn Sie die Wahl zwischen einem lückenlosen Lebenslauf und einem glücklichen Leben haben, wählen Sie zweiteres", betont er. Unternehmen wie Google würden heute lieber auf Mitarbeiter setzen, die herausragende Qualifikationen, zusätzlich aber auch auf anderem Gebiet Erfahrungen gesammelt haben: Ein Buch geschrieben, Gorillas in Afrika beobachtet, mit dem Kanu neue Länder erkundet oder etwas anderes getan haben, um aus dem Streamline herauszukommen.
"Lassen Sie sich nicht auf das Studium reduzieren", rät Salcher. "Es war nicht die Mindeststudienzeit, die mich beruflich weitergebracht hat, sondern die Umwege, die ich genommen habe." Stomper-Rosam ergänzt: "Es ist egal, ob man zwei Semester länger braucht, wenn man die Zeit mit etwas Spannendem füllt." Ihr "Hobby" neben dem Beruf sind übrigens ihre vier Kinder. Daraus habe sich auch ihre Firma entwickelt: eine Babytrage, die mitwächst. Sie ist überzeugt: "Manchmal zahlt es sich aus, Karrierepläne über Bord zu werfen."