In der Telekom-Branche glaubt man nicht an einen Zufall. Ausgerechnet zwei Tage nach der Nationalratswahl gibt die teilstaatliche Telekom Austria bekannt, dass sich Margarete Schramböck, Chefin der Österreich-Tochter A1, einvernehmlich mit diesem Stichtag verabschiedet.
Die Top-Managerin eines Unternehmens, an dem die Republik Österreich noch 28,4 Prozent hält, geht genau dann, wenn die Noch-Regierung wirklich ganz andere Sorgen hat als die Personalprobleme bei A1. Die große Chance für America Movil, dieses Zeitfenster geschickt für die rasche Nachbesetzung zu nutzen – bevor ein neuer Finanzminister kommt und sich die Politik womöglich einmischen könnte.
Zwei Namen werden schon seit längerem kolportiert. Marcus Grausam, Technik-Vorstand von A1, übernimmt interimistisch die Agenden der Ex-Chefin. Ihn wollte Telekom-Holdingchef Alejandro Plater ursprünglich zum Boss von A1 machen, der ertragreichsten und umsatzstärksten Konzerntochter. Die österreichische Eigentümerseite allerdings holte im Mai 2016 Schramböck an Bord. Das war der Beginn einer wunderbaren Feindschaft zwischen der Top-Managerin und dem Argentinier Plater. Die beiden führten einen erbitterten Stellvertreter-Krieg für die unterschiedlichen Interessen ihrer Eigentümer. Zuletzt stellte sich Aufsichtsrats-Präsident Wolfgang Ruttenstorfer hinter Plater.
Schramböcks Vertrag als CEO wäre auf fünf Jahre gelaufen und wurde einvernehmlich aufgelöst. Wie hoch die Abfindung ist, die ihr zusteht, verrät die Telekom nicht.
Ebenfalls als Schramböck-Nachfolger gehandelt wird Helmut Duhs, Mitglied des Leadership-Teams. Als Chef der Telekom Austria in Weißrussland arbeitet er viel mit Plater zusammen.
Beide Manager gelten Plater gegenüber als absolut loyal. Da der Statthalter der Mexikaner bei A1 nicht direkt durchgreifen kann, muss er den Einfluss personell durch verbündete Manager absichern. Sein Versuch, A1 von einer Aktiengesellschaft in eine GmbH umzuwandeln und an die kurze Leine zu nehmen, scheiterte an der Regierung und am klaren Nein von Finanzminister Hans Jörg Schelling.
Laut dem Syndikatsvertrag zwischen den Mexikanern und der Staatsholding ÖBIB steht Österreich formal die Bestellung des Konzern-Chefs zu, nicht aber des CEO von A1. Doch das Regelwerk ist ohnehin Makulatur. Die Regierung zeigte bisher wenig Interesse an einer Durchsetzung und den Mexikanern ist der Vertrag egal. Sie haben die Mehrheit an der Telekom und schaffen an.
Derzeit wird heftig spekuliert, wohin Schramböck geht. Insider halten es für möglich, dass die erstklassige und engagierte Managerin, der Sympathien für die ÖVP nachgesagt werden, eventuell in die Politik wechseln könnte. Entweder ins Team von Sebastian Kurz oder nach Niederösterreich. Für ernsthafte Spekulationen in diese Richtung ist es derzeit allerdings noch zu früh.
Offiziell streut Plater zum Abgang Rosen. Schramböck habe wesentlich zum Erfolg des Unternehmens beigetragen. Stimmt. Die Belegschaftsvertreter haben wenig Freude. "Wir bedauern das sehr. Frau Schramböck war eine sehr gute Managerin, wenn man sie gelassen hat." Für ein Unternehmen "sind Management-Wechsel in so kurzer Zeit nie gut", sagt Betriebsrats-Chef Werner Luksch. Die Personalleitung wurde seit 2010 sogar sieben Mal gewechselt.