Die Bedeutung des Sparens hat in Österreich wieder zugenommen. Erstmals seit sechs Jahren liegt der Beliebtheitswert wieder bei 75 Prozent. Der durchschnittliche monatliche Sparbetrag stieg gegenüber dem Vorjahr von 216 auf 239 Euro. Obwohl die Sparzinsen deutlich unter der Inflationsrate liegen, ist das Sparbuch weiterhin die beliebteste Anlageform, geht aus der Sparstudie der Erste Bank hervor.
"Das Sparbuch ist nicht mehr unbedingt die am besten geeignetste Form, Vermögen aufzubauen", meinte Erste Bank Privatkundenvorstand Thomas Schaufler am Donnerstag bei einem Pressegespräch in Wien. Wesentlicher Grund dafür sei das Verhältnis zwischen Inflation und Sparzinsen. Die Sparzinsen liegen für auf ein Jahr gebundenes Geld bei 0,2 Prozent, während von den Wirtschaftsforschern für heuer bereits eine Inflationsrate von rund 2 Prozent prognostiziert wird.
Schaufler empfiehlt deshalb, unbedingt über das Sparbuch hinauszudenken. Hätten die Österreicher nur 10 Prozent ihres nahezu unverzinsten 262 Mrd. Euro schweren Geldvermögens in Aktien umgeschichtet, so wäre seit 2013 ein zusätzliches Geldvermögen von 4 Mrd. Euro zu erzielen gewesen. Damit einhergegangen wäre natürlich auch ein höheres Risiko. Andererseits sei mit einer baldigen Zinsanhebung durch die Europäische Zentralbank (EZB) nicht zu rechnen.
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Mit einem Wert von 76 Prozent blieb das Sparbuch bzw. die Sparkarte die beliebteste Sparform, gefolgt vom Bausparen (59 Prozent) und dem Sparen am Girokonto (46 Prozent). Lebens- & Kapitalversicherungen kommen auf einen Beliebtheitswert von 41 Prozent, Wertpapiere immerhin auf 29 Prozent, Immobilien auf 22 Prozent, die staatlich geförderte Pensionsvorsorge auf 20 Prozent und Gold oder Edelmetalle auf 15 Prozent.
Im internationalen Vergleich sind die Österreicher laut Schaufler fleißige Sparer. Sie legen rund 8 Prozent ihres verfügbaren Einkommens zur Seite, während es EU-weit im Schnitt nur 5,5 Prozent sind.
Im Bundesländervergleich sparen die Wiener mit durchschnittlich 209 Euro pro Monat am wenigsten. An der Spitze liegen die Steirer mit 266 Euro und die Vorarlberger mit 265 Euro. Es folgen Tirol mit 255 Euro, Niederösterreich mit 244 Euro, Salzburg mit 242 Euro, Oberösterreich mit 238 Euro, das Burgenland mit 234 Euro. Kärnten liegt mit 219 Euro deutlich unter dem Durchschnitt.
82 Prozent der Befragten gaben an, zur finanziellen Absicherung (Notgroschen) zu sparen oder für die Altersvorsorge (43 Prozent). Für Anschaffungen (Haus, Wohnung, Auto) sparen 42 Prozent. Um sich später etwas leisten zu können, legen 41 Prozent Geld auf die Seite. Danach folgen als Spargründe Renovierungen (Haus, Wohnung) mit 39 Prozent, kleinere Anschaffungen mit 30 Prozent und Urlaubsreisen mit 30 Prozent.
Als eine mögliche Alternative zum herkömmlichen Sparbuch empfiehlt der Geschäftsführer der Erste Asset Management (EAM), Heinz Bednar, ethisch-nachhaltige Investments. Obwohl die Bekanntheit und das Interesse daran gestiegen sei, sei die Nutzung mit 4 Prozent noch relativ gering. Die EAM selbst verwaltet aktuell 4,7 Mrd. Euro an ethisch-nachhaltigen Investments.
Foto: KURIER/Gilbert Novy Weltweit wurden laut Daten der Global Sustainable Investment Alliance (GSIA) 2016 rund 23 Billionen US-Dollar nachhaltige Investments verwaltet, was einem Anteil von 26,3 Prozent an den gesamten verwalteten Vermögen entsprach. Allein die Hälfte davon entfiel auf Europa, so Bednar. Die EAM selbst bietet derzeit 13 nachhaltige Fonds an, fünf Aktien-, fünf Renten-, einen Immobilien-, einen Geldmarkt- und einen Mikrofinanz-Fonds.
Für die Sparstudie wurden vom Linzer Meinungsforschungsinstitutes IMAS wie jedes Jahr vor dem Weltspartag österreichweit im Auftrag der Erste Bank repräsentativ 900 Personen über 15 Jahre befragt. Der Weltspartag findet heuer am Dienstag, dem 31. Oktober statt. Der "Sparefroh", die bereits seit über 60 Jahre bestehende Werbefigur von Erste Bank und Sparkassen, führt bei den diesjährigen traditionellen Werbegeschenken nur mehr ein Schattendasein. Mittlerweile hat er seine eigene Homepage und Facebook-Seite.