Das heimische Pensionssystem ist in seiner heutigen Form nicht mehr lange finanzierbar, war zuletzt immer wieder zu hören. Und das nicht nur im Wahlkampfgetöse. Die Entwicklung in den vergangenen zwei Jahren zeigt allerdings ein ganz anderes Bild. Tatsächlich ist der Zuschuss des Bundes zu den Pensionen real gesunken – von 10,11 Milliarden im Jahr 2014 auf 9,91 Milliarden Euro im Vorjahr. Für heuer sagt das Sozialministerium 9,6 Milliarden voraus. Gründe gibt es mehrere: Auf der einen Seite nahm die Beschäftigung und damit die Schar der Beitragszahler zu. Auf der anderen Seite stieg das Pensionsantrittsalter, auch durch die Reform der Invaliditätspension. Dieser Trend mag noch etwas anhalten. Nachhaltig ist er dennoch nicht. Der Schuldige ist dabei ganz simpel auszumachen – die demografische Entwicklung.
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Statistisch betrachtet kommen derzeit auf 2,6 Erwerbstätige ein Pensionist. (siehe Grafik). Schon in 13 Jahren sind es nur noch 1,7 Erwerbstätige. Im Jahr 2060 wird das Verhältnis dann schon fast 1 : 1 ausmachen. Das geht aus einer Analyse des heimischen Versicherers UNIQA hervor. "Wir haben uns die demografische Entwicklung angeschaut, weil wir auf die langfristigen Tendenzen hinweisen wollten", sagt Co-Studienautor Franz Zobl. Werden wir trotz der Zuwanderungswellen tatsächlich eine derart überalterte Bevölkerung haben? Ja, sagt Zobl. Der Studie wurde übrigens die Bevölkerungsprognose der Statistik Austria zugrunde gelegt.
Die UNIQA hat verschiedene Szenarien berechnet:
Wir setzen um, was bereits beschlossen ist: Das gesetzliche Pensionsalter der Frauen wird im Zeitraum 2024 bis 2033 auf 65 Jahre angehoben. Dadurch steigt der Bundeszuschuss zu den Pensionen eine Zeit lang langsamer an – weil Frauen länger arbeiten und dadurch mehr einzahlen. Dieser Effekt ist aber nicht dauerhaft.
Die OECD hat Österreich ein rascheres Anheben des Frauen-Pensionsalters empfohlen. Würde man dem folgen und das Antrittsalter gleich über fünf Jahre auf 65 anheben, würde der Bundeszuschuss anfangs sogar fallen, dann aber erst wieder relativ stark steigen – zeigt die Berechnung der UNIQA. Wie auch immer die Nationalratswahl ausgehen und die nächste Koalition aussehen wird: Politisch ist dieses "Plus 5" ohnehin nicht umsetzbar.
In einem weiteren Szenario haben die UNIQA-Ökonomen das Pensionsantrittsalter schrittweise (jährlich um ein zusätzliches Jahr) auf 70 angehoben. Das würde nicht bedeuten, dass alle bis ins hohe Alter arbeiten müssen, die volle Ersatzrate wäre aber erst mit 70 zu erreichen. Konsequenz: Der Bundeszuschuss sinkt naturgemäß und steigt dann nur wenig an.
Damit der Zuschuss des Bundes auf dem aktuellen Niveau (in Prozent der Wirtschaftsleistung gerechnet) bleibt, müssten die Beiträge bis zum Jahr 2060 saftig angehoben werden. Jene 35 Prozent der Bruttolöhne, die dann nötig wären, sind allerdings nicht nur ein Mühlstein für den Faktor Arbeit, sondern schlicht illusorisch.
Es ist grundsätzlich falsch, zu behaupten, Österreichs Pensionssystem mit seinem Umlageverfahren sei nicht finanzierbar. Der Steuertopf ist groß genug, um auch noch größere Pensionslöcher zu stopfen. Das Problem dabei ist allerdings, dass dann in anderen Bereichen – von Familien bis zur Bildung – Geld fehlt. Das Sozialministerium sieht kein Problem. "Die eingeleiteten Reformen zeigen Wirkung", verweist man auf den Rückgang des Bundeszuschusses in den beiden Vorjahren. Zudem steige die Zahl der erwerbstätigen Frauen, und generell wachse der Arbeitsmarkt.