logo



[email protected]

Industrie-Studie: Viele Einfuhren schaden dem Klima

12-10-2017, 06:00

Schädliche Treibhausgase wie CO2 oder Methan machen bekanntlich nicht an den Grenzen Halt. Die übliche Berechnung des Ausstoßes, die für das Erreichen der nationalen Klimaziele relevant ist, berücksichtigt das aber nicht. Weil sie nur die Inlandsproduktion (inklusive Exporten) misst, aber Importe außer Acht lässt, gibt dies indirekt falsche Anreize. Etwa, weil die nationale Bilanz besser ausfällt, wenn Industrie ins Ausland abwandert.

"Etikettenschwindel"

Aus globaler Klimasicht sei das absurd und ein Etikettenschwindel, sagt Robert Schmid, Industrie-Umweltsprecher in der Wirtschaftskammer und Chef der Baumit-Gruppe: "Wenn für die Herstellung eines Produktes in Europa ein Kilogramm CO2 ausgestoßen wird, sind es in Südostasien fünf bis sechs Kilogramm."

Foto: /Grafik Österreichs Industrie sieht ihr jahrelang strapaziertes Argument, sie sei "sauberer" als ausländische Anbieter, jetzt durch eine Studie untermauert. Diese bemisst den CO2-Ausstoß nicht an der Produktion, sondern am Konsum. Dabei kommen die Importe dazu, die Exporte werden abgezogen. Österreichs Gesamtbilanz verschlechtert sich so von 80 Mio. Tonnen nach alter Rechnung auf 130 Mio. Tonnen (Grafik) – ein Plus von 60 Prozent. Schmid: "50 Mio. Tonnen lagern wir aus."

Teurere CO2-Rechte

Fazit: Entweder wir schränken unseren Lebensstil radikal ein. Oder – die Folgerung der Industrie – wir forcieren die Produktion im Inland. Für die Studie sei eine Treibhausgasbilanz über den gesamten Lebenszyklus von 1000 Produktgruppen berücksichtigt worden, erklärte Autor Andreas Windsperger (Institut für industrielle Ökologie). Am schwersten ins Gewicht fielen die hohen Importe von Leichtmetall, insbesondere Alu, Textilien sowie Chemikalien. Natürlich ließen sich nicht alle Importe ersetzen. Windsperger schätzt eine realistische Einsparung durch mehr Inlandsproduktion auf "ein Viertel bis ein Drittel".

Österreich hat seine Klimaziele zuletzt verfehlt, auch in der laufenden Periode drohen Milliardenstrafen. Im Herbst plant die EU, die Verschmutzungsrechte zu verteuern. Das sei von der Elektrowirtschaft getrieben, weil Erneuerbare sich erst ab Preisen für CO2-Zertifikate von 30 bis 40 Euro pro Tonne rechneten. Die Industrie bekomme aber schon bei 20 bis 30 Euro "Probleme" durch höhere Kosten, warnte Schmid.

Raiffeisen senkt CO2

Seit zehn Jahren versucht Raiffeisen in all seinen Mitgliedsunternehmen die Treibhausgasemissionen zu senken. Beim Fuhrpark etwa konnte der CO2-Ausstoß pro Kilometer von 168 auf 137 Gramm reduziert werden. Bis 2030 sollen die Emissionen im Fuhrpark nun um 50 Prozent sinken.

Nachrichtenquelle


© 2017-2024 wienpress.at [email protected]