Als Studierender findet man in Österreich zumindest in einer Hinsicht optimale Bedingungen vor: Das Studium ist kostenlos, die meisten zahlen nur den ÖH-Beitrag von 19,20 Euro pro Semester. Danke. Das ist ein Obolus im Vergleich zu anderen Ländern, in denen man sich als Akademiker bis zum Greisenalter verschuldet. Besucht ein Amerikaner zum Beispiel eine Medical School kann er mit 25.000 bis 43.000 Dollar rechnen. Pro Semester. Ein Medizinstudent in Österreich kostet der Uni rund 60.000 Euro im Jahr. Ein Absolvent der MedUni Wien hat am Ende also einige Hunderttausend Euro gekostet. Er zahlt dafür fast nichts. Ebenso wenig ein Absolvent der Uni Wien, der 41.086 Euro gekostet hat. Oder ein Absolvent der TU Wien, für den 94.854 Euro ausgegeben wurden. Zahlen, die im Statistischen Taschenbuch 2016 nachzulesen sind. Doch auch in Österreich wachsen Personal, Labors, Bibliotheken, Geräte, Gebäude, Forschung, etc. nicht auf den Bäumen.
Großteils der Bund. SPÖ, Grüne und FPÖ haben zwar noch eine Erhöhung des Uni-Budgets für die Leistungsperiode 2019 bis 2021 um 1,35 Milliarden Euro auf 11,07 Milliarden Euro beschlossen – die ÖVP wollte Bedingungen daran knüpfen. Die 11,07 Milliarden werden auf die drei Säulen Lehre, Forschung und Infrastruktur aufgeteilt. Zu wenig Geld für die Unis ist das aber immer noch. Die Lösung der Stunde: Studienplatzfinanzierung. Ein Entwurf ist da. Doch der Beschluss muss die Wahlen warten.
Der Entwurf von Wissenschaftsminister Harald Mahrer (ÖVP) sieht vor: Zentral für die Verteilung des Uni-Budgets wäre die Anzahl der prüfungsaktiven Studien je Uni. Die Studien werden nach Ausstattungserfordernissen zu sieben Fächergruppen zusammengefasst. Staat und Uni legen die Zahl der jeweils mindestens anzubietenden Plätze fest. Diese werden mit einem bestimmten Finanzierungssatz dotiert. Zugangsbeschränkungen würden wohl weiter ausgebaut werden. Die ÖH lässt an dem Entwurf kein gutes Haar. Aber auch die Uni-Rektoren sind sich uneinig. Weil: Die Ausgangslage der Unis sei sehr heterogen. Und der Entwurf würde einem Wissenschaftsminister teils großen Spielraum einräumen.
Eine detaillierte Auswertung der Kosten eines Studienplatzes an den österreichischen Universitäten ist derzeit laut Ministerium noch nicht möglich. Jedoch wurde im statistischen Taschenbuch 2016 erfasst, wie viel an den verschiedenen Unis für einen Studenten und Absolventen ausgegeben wird. Diese Zahlen wurden vom Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium als Näherungswerte für die folgende Einordnung empfohlen.
Zur ersten Fächergruppe, die nur eine „Grundstufe des Bedarfs an Ausstattung und Betreuung“ zählen die sogenannten Buchwissenschaften, wie sozialwissenschaftliche, geisteswissenschaftliche oder rechtswissenschaftliche Studien. Pro ordentlichem Studierenden wird hier mit 5736 Euro pro Studienjahr gerechnet. Als Referenzuni für diesen Wert wurden die Studiengänge an der WU genommen.
In die Fächergruppe zwei fallen Studiengänge mit „mittlerem Bedarf an Ausstattung oder Betreuung“ wie Mathematik, Informatik oder Psychologie. Hier gibt es laut Ministerium keine Referenzuniversität. Es wird angenommen, dass der Wert zwischen Fächergruppe eins und drei liegt.
Die Studienfächer in der dritten Gruppe haben einen hohen Bedarf an Ausstattung und Betreuung, wie naturwissenschaftliche und technische Studien. Hier wird von 14.174 Euro pro ordentlichem Studierendem ausgegangen. Als Referenzwert wurde die Montanuniversität Leoben herangezogen, die beinahe ausschließlich Studierende dieser Fächergruppe betreut.
In Fächergruppe vier fällt Humanmedizin und Zahnmedizin. Ein Studienplatz wird zwischen 54.576 Euro und 63.066 Euro pro Studierenden angesetzt. Als Referenzwerte wurden hier in die Ausgaben für einen Studienplatz an der Medizinischen Universitäten Wien, Graz und Innsbruck herangezogen.
Veterinärmedizin ist in der Fächergruppe fünf. Ein Student kostet hier 49.803 Euro.
Fächergruppe sechs ist der Bildenden Kunst vorbehalten. Es wird von 20.727 Euro bis 25.958 Euro pro Studierendem ausgegangen.
In die siebente Fächergruppe fällt die Darstellende Kunst und Musik. Es wird mit 29.583 Euro bis 36.198 Euro pro ordentlichem Studierenden gerechnet. Als Referenzwerte wurden die Ausgaben der Uni für Musik und darstellende Kunst Wien und Graz herangezogen.