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Lenzing macht den Seidenraupen Konkurrenz

10-10-2017, 06:00

Der Faserhersteller Lenzing bringt eine laut eigenen Angaben revolutionäre Zellulosefaser auf den Markt. Diese wurde für das Luxussegment der Modebranche entwickelt, lässt sich besonders nachhaltig produzieren und fühlt sich seidig an. Das Produkt, das unter der Marke Tencel Luxe auf den Markt kommt und dieser Tage in Paris vorgestellt wurde, wird aus dem Zellstoff verschiedener Bäume wie Fichte, Kiefer und Buche hergestellt. Das Garn wiegt auf zehn Kilometer 40 Gramm, auf einer Spule sind 120 Kilometer Garn.

Lenzing steigt damit in den Filament-Markt – sprich Endlosfaser-Markt – ein und liefert erstmals direkt an Stricker und Weber, und nicht an Spinner, die erst den Faden herstellen. "Drei Jahre haben wir daran im Geheimen geforscht, jetzt bringen wir es auf den Markt", sagt Lenzing-Vorstandsvorsitzender Stefan Doboczky.

Die Faser lasse sich gut mit Seide, aber auch mit Kaschmir oder hochwertiger Wolle mischen. Einer der wesentlichsten Punkte sei aber die Nachhaltigkeit, die vor allem für junge Designer ein immer wichtigeres Thema werde. Die neue Faser wird laut Doboczky mit geringem Wasser-, Energie- und Rohstoffeinsatz hergestellt. Über den Preis des Produkts hüllt sich Lenzing in Schweigen. "Der Preis ist ein marginales Argument, wichtig ist für die Modebranche, wie es sich anfühlt, und dass die NGOs zufrieden sind", sagt Doboczky. Hochwertige Seide kostet zwischen 50 und 60 Euro pro Kilogramm, Baumwolle liegt bei unter zwei Euro.

Während der gesamte Fasermarkt 100 Millionen Tonnen schwer ist, werden jährlich "nur" 60.000 Tonnen Seide abgesetzt. Das Potenzial ist für Lenzing dennoch beträchtlich, da der gesamte "Nobelfasermarkt" jährlich einen Umsatz von drei Milliarden Euro macht.

Ausbau in Lenzing

Der Produktionsstandort wird in Lenzing liegen, mit der derzeitigen Anlage kommt das Unternehmen noch rund zwei Jahre über die Runden. Wann und wie groß ein eigenes Werk dafür errichtet werden soll, wird im dritten Quartal 2018 entschieden. Derzeit sind 50 Leute in das Projekt involviert, die bisherigen Forschungs- und Entwicklungskosten liegen im zweistelligen Millionen-Bereich.

Das Garn ist bereits erhältlich, erste Kollektionen sind ab 2018 in den Läden. Die größte Nachfrage kommt unter anderem aus Italien und Japan. Ein Vorteil gegenüber herkömmlicher Seide: Tencel lässt sich bei 30 Grad waschen.

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