Die Deutschen studieren gerne an österreichischen Unis. Das hat auch damit zu tun, dass es in Deutschland den Numerus clausus gibt. Heißt: die Durchschnittsnote des Abiturs entscheidet, ob man für ein Studium überhaupt infrage kommt. Weil es diesen Numerus clausus in Österreich nicht gibt, suchen gerade im Medizin-Studium viele Deutsche in Österreich einen Studienplatz. Was zu einer Quotenregelung geführt hat, die die EU nach zwölf Jahren Prüffrist erst dieses Jahr für zulässig erachtet hat: Österreich darf den Zugang deutscher Studenten limitieren, weil die Ausbildung von Ärzten für die Grundversorgung des Landes wichtig ist.
Nun wird das Numerus-clausus-System in Deutschland gerade heftig kritisiert. Die Regelung sei nicht fair, sie könnte in den nächsten Monaten fallen. Was das für Österreich bedeutet? "Wahrscheinlich nicht viel", sagt Markus Müller, Rektor der MedUni Wien. In Österreich seien die Plätze für ausländische Medizin-Studenten auf 25 Prozent limitiert. Gebe es diese Regelung nicht, hätten wir 90 Prozent Deutsche Studenten an den MedUnis", so Müller. Das Problem bei den Ärzten sei aber ein ganz anderes: das österreichische Gesundheitssystem ist für Ärzte nicht attraktiv. Weshalb 85 Prozent der Deutschen, die in Österreich Medizin studieren, das Land innerhalb von drei Jahren nach dem Studium wieder verlässt. Und auch die Österreicher zieht es in die Welt. "Wir sind ein Ärzte-Netto-Exporteur. In der Schweiz kommen 35 Prozent der Ärzte aus dem Ausland, in Österreich nur vier Prozent. Wenn wir den Arztberuf in Österreich nicht attraktiver machen, werden wir den Export nicht stoppen können", so Müller.
Rektor Markus Müller spielt den Ball also in Richtung Gesundheitssystem. "Wir leisten als Universitäten einen hohen Beitrag zur Ausbildung von Ärzten.Wir investieren massiv in die Ausbildung, haben aber als Land nichts davon, wenn die Ärzte ins Ausland abwandern. Rund 1600 Absolventen pro Jahr ‚produzieren‘ die MedUnis – das ist für Österreich mehr als genug. Ob wir diese Ärzte dann aber im Land halten können, ist eine reine Standortfrage", so Müller. Tatsächlich sind die Kosten für ein Medizin-Studium beträchtlich. Zwischen 30.000 und 60.000 Euro pro Jahr und pro Student sind zu verzeichnen. Das macht für ein ganzes Medizin-Studium rund 300.000 Euro.
Die österreichische Variante der Zugangsbeschränkung, den Medat-Test, hält Müller für ein geeignetes Instrument. 90 Prozent schaffen den Test nicht. Die, die zur Medizin zugelassen werden, haben gute Aussichten. "Die Dop-out-Zahlen haben sich seit Einführung des Tests massiv verbessert. Von 50 Prozent auf fünf Prozent."