logo



[email protected]

Franzbranntwein: Diana geht ins Ausland

5-10-2017, 06:00

Die österreichische Traditionsmarke "Diana mit Menthol" war schon oft im Ausland: Seit der Übernahme durch den Konsumgüterkonzern Unilever im Jahr 1964 war der in Österreich hergestellte Franzbranntwein in der Glasflasche 50 Jahre lang Eigentum internationaler Konzerne.

Als Produkt ins Ausland geht der seit 120 Jahren mit Menthol versetzte Franzbranntwein erst in den nächsten Monaten. Ausgerechnet unter dem wieder österreichischen Eigentümer Unipack, der die Marke 2014 vom britischen Hygiene- und Gesundheitskonzern Reckitt Benckiser zurückgekauft hat. David Burghart von der gleichnamigen Eigentümer-Familie und Produktmanager bei Diana: "Wir sind gerade dabei, die Märkte in den Nachbarländern zu sondieren und uns Partner anzuschauen. Innerhalb der nächsten sechs bis zwölf Monate wollen wir dann starten."

Sprung in Nachbarländer

Als erste Auslandsmärkte peilt Burghart die Schweiz, Italien oder Ungarn an. Der naheliegende große Markt Deutschland dagegen steht nicht auf seiner Export–Liste. Burghart: "Nach Deutschland zu exportieren wäre der naheliegendste Schritt. Aber dort habe ich das Problem, dass Franzbranntwein so eng definiert ist, dass ich kein Menthol reingeben darf. Dort müsste ich Diana ohne Menthol oder als Arzneimittel verkaufen." Ersteres würde das Produkt zu sehr verfälschen, zweiteres sei wegen der notwendigen Zulassung schlicht zu teuer.

Ohne Zulassung als Arzneimittel ist die Eintrittsbarriere in einen neuen Markt aus Sicht des Herstellers niedrig: "Ich muss eigentlich nur das Etikett in die jeweilige Landessprache übersetzen." Wobei Diana – als Jagdgöttin der antiken Römer – sicher nicht das Problem sei, schmunzelt er: "Das Wort Franzbranntwein ist da schon schwieriger zu übersetzen." Das Wort selbst stammt aus dem 17. Jahrhundert und leitet sich vom Begriff französischer Weinbrand her. Die Franzosen brannten bereits damals Wein zu Weinbrand und stellten auch Sonderbrände für medizinische Anwendungen her. Diana mit Menthol wurde 1897 von einem ungarischen Apotheker erfunden.

100.000 Liter Franzbranntwein

Über welche Vertriebsschiene im Ausland verkauft werden soll, ist noch offen. In Österreich wird Diana in Apotheken, Drogerien und im gesamten Lebensmittelhandel verkauft. Über Absatzmengen will Burghart nicht spekulieren.

Für den österreichischen Markt produziert Unipack heuer rund 100.000 Liter Franzbranntwein am Standort in Wien-Liesing. Den Umsatz mit dem traditionellen Einreibemittel will Burkhart nicht nennen: "Aus Umsatzzahlen kann man in Verbindung mit verkauften Einheiten viele Rückschlüsse auf Produktionskosten oder Gewinnspannen anstellen. Das will ich meinen Mitbewerbern, aber auch meinen Handelspartnern nicht freiwillig verraten."

Neue Produkte

Foto: /Unipack/ Scheybal Ebenfalls nicht verraten will Burghart geplante Weiterentwicklungen des Produkts: "Es wird sicher etwas Neues geben, aber wir bleiben im bisherigen Anwendungsbereich. Diana soll nach körperlicher Anstrengung entspannen und kühlen." Neben der klassischen flüssigen Form in der seit -zig Jahren gleichen Glasflasche gibt es Diana als Sport-Balsam und als Spray. Die Überlegung, ein Duschgel mit Franzbranntwein auf den Markt zu bringen, dementiert Produkt-Manager Burghart freilich nicht.

Mit der Weiterentwicklung eines Produkts haben Unipack und ihre Schwesterfirma Globopharm reichlich Erfahrung. Burghart: "Wir produzieren ja Diana nicht erst, seit die Marke uns gehört." Als Lohnfertiger hat die Familie Burghart den Franzbranntwein bereits für den damaligen Eigentümer Unilever abgefüllt. Im Auftrag von Pharma-Konzernen wie Sandoz, Ingelheim oder Novartis werden nach deren Rezepturen am Hauptstandort in Wiener Neustadt Arzneimittel hergestellt.

Nachrichtenquelle


© 2017-2024 wienpress.at [email protected]