Nach dem Insolvenzantrag sind viele Flüge von Air Berlin ausgefallen. Die Langstrecken stehen komplett vor dem Aus. Jetzt ist klar, wie viele Kunden von annullierten Flügen vom gezahlten Preis wohl nichts mehr sehen werden. Auf den Kauftag kommt es an.
Rund 100.000 Kunden der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin bekommen für ihre gestrichenen Flüge erst einmal kein Geld zurück. Ein Unternehmenssprecher bestätigte diese Zahl von Betroffenen am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Die "Rheinische Post" hatte zuvor darüber berichtet.
Es handelt sich vor allem um Fluggäste mit Fernzielen, die vor dem 15. August, dem Tag der Insolvenzanmeldung, Tickets gekauft haben. Deren Geld geht in die Insolvenzmasse der Fluggesellschaft, es ist damit bis zum Ende des Insolvenzverfahrens gesperrt. Im günstigsten Fall erhalten die Kunden dann als Gläubiger einen kleinen Teil des Kaufpreises zurück.
Anders sei die Lage für Passagiere mit Flugscheinen, die sie nach dem 15. August erworben hätten, sagte der Sprecher. "Dieses Geld legen wir zur Seite." Sollte ein Flug ausfallen, werde der Ticketpreis komplett erstattet. Air Berlin hatte am Montag angekündigt, die Langstrecken bis zum 15. Oktober nach und nach einzustellen. Die Gesellschaft hat seit dem Insolvenzantrag auch wiederholt Kurz- und Mittelstreckenflüge gestrichen.
Der Vorstand des Verbraucherzentrale-Bundesverbands, Klaus Müller, nannte es in der "Rheinischen Post" "erschreckend, wenn so viele Menschen mit teuer bezahlten Langstreckentickets Opfer der Insolvenz von Air Berlin wurden. Dies zeigt, dass die Airlines unbedingt ebenso eine Insolvenzversicherung abschließen müssen, wie es Reiseveranstalter bereits für Pauschalreisen tun müssen".
Air Berlin verhandelt derzeit mit Lufthansa und Easyjet über einen Verkauf großer Teile des Unternehmens. Bis zum 12. Oktober soll das Geschäft perfekt sein. Vorstandschef Thomas Winkelmann sieht gute Jobperspektiven für 80 Prozent der rund 8.000 Beschäftigten. Der Lufthansa-Aufsichtsrat hat bereits rund eine Milliarde Euro bewilligt, um 61 Flugzeuge von den Leasinggesellschaften der Air Berlin zu erwerben.
Unregelmäßigkeiten im Flugplan von Air Berlin mit Verspätungen und Flugausfällen gibt es seit Ende März. Das hatte anfangs mit Engpässen bei Crews und Flugzeugen zu tun, weil das Unternehmen umgebaut wurde. Nach dem Insolvenzantrag verschärfte sich die Lage. Mitte September meldeten sich zahlreichen Piloten krank, wodurch an einem Tag 100 von 750 Flüge abgesagt werden mussten.
Zum vorigen Freitag (29. September) hat Air Berlin die Verbindungen zwischen Hamburg und München sowie zwischen Köln/Bonn und München gestrichen.
Für das Langstreckengeschäft von Air Berlin fanden sich keine Interessenten. Von den einstmals 17 Langstreckenmaschinen wurden vor einer Woche 10 an die irische Leasinggesellschaft AerCap zurückgegeben. Ein Großteil der Übersee-Flüge wurde deshalb bereits eingestellt.
So ist das Karibik-Flugprogramm ab Düsseldorf seit dem 25. September beendet. Damit entfielen die Flüge nach Curaçao (Niederländische Antillen), Cancun (Mexiko), Havanna und Varadero (Kuba) sowie Punta Cana und Puerto Plata (Dominikanische Republik).
Ebenso seit dem 25. September gibt es auch die Verbindungen zwischen Berlin und Abu Dhabi, Chicago, Los Angeles und San Francisco nicht mehr. Weggefallen sind auch die Strecken von Düsseldorf nach Boston und Orlando.