Die Lobbyisten von Monsanto wurden aus dem EU-Parlament verbannt. Auf Antrag der Grünen war im EU-Parlament eine Anhörung über die Zulassung von Glyphosat angesetzt, zu der die Vertreter von Monsanto nicht erschienen waren. Daher das Betretungsverbot für Vertreter des in Europa wohl meistgehassten Konzerns.
Der grüne EU-Abgeordnete Michel Reimon weiß, wie es nun weitergeht. Bevor die EU-Staaten über Glyphosat abstimmen, müssten „unabhängige Studien von unabhängigen Krebsforschern“ vorliegen.
Die EU-Lebensmittelagentur wurde von Global 2000 als unseriös attackiert. Wer könnte die Studien denn dann durchführen? Die internationale Krebsagentur macht keine Gefahreneinschätzungen. Im Umfeld von Global 2000 und Greenpeace werden sich wohl Wissenschaftler finden, die diese Aufgabe übernehmen.
Bezahlt werden die Studien vom Antragsteller, also im konkreten Fall von Monsanto. Das wäre ein Geschäft mit Umsätzen in mehrstelliger Millionenhöhe. Laut chemischer Industrie belaufen sich die Kosten für die Zulassung eines Pflanzenschutzmittels auf mehrere hundert Millionen. Alle zugelassenen Stoffe müssen in regelmäßigen Abständen neu bewertet werden.
Foto: /Grafik Am Dienstag steht im Parlament in Wien eine Glyphosat-Debatte auf der Tagesordnung. Grüne, SPÖ und FPÖ wollen damit im Wahlkampf punkten und den Landwirtschaftsminister auf ein Nein zur Verlängerung der Zulassung bei der Abstimmung in Brüssel verpflichten. Die wichtigsten Fragen zum Streit über die Verlängerung der Zulassung für das umstrittene Pflanzenschutzmittel.
Die bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angesiedelte internationale Krebsagentur hat Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Ein weiters WHO-Gremium, das Pestizide bewertet, kommt ebenso wie die zuständigen EU-Behörden zu einem anderen Schluss. Bei sachgerechter Anwendung des Wirkstoffs bestehe kein Risiko für das Entstehen von Krebs oder Erbgutveränderungen.
Weil unterschiedliche Fragen gestellt werden und auf der Grundlage unterschiedlicher Daten entschieden wird. Die Krebsagentur prüft lediglich, ob ein grundsätzliches Risiko besteht. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung und die EU-Lebensmittelagentur bewerten hingegen die reale Gefahr bei sachgemäßer Anwendung der Substanz. Ihnen stehen auch mehr Studien zur Verfügung. Daher unterscheidet sich die Schlussfolgerung deutlich.
Sie wollen den Unterschied zwischen potenzieller Gefahr und realer Bedrohung aufheben. In einer Presseaussendung kritisiert Global 2000, dass die EU-Lebensmittelbehörde bei der Glyphosat-Bewertung nicht die Schlussfolgerung der Krebsagentur übernommen hat. Das kann die Lebensmittelbehörde aber nicht machen, weil die Fragestellung der Krebsagentur eine andere ist.
Im Trinkwasser werden auch chemische Substanzen wie etwa Blei oder Arsen gefunden. Die Dosierung ist so gering, dass keine Gefahr besteht. Trotzdem müsste es dann eine Warnung vor Wiener Trinkwasser geben. Der Bleigehalt ist zwar nur minimal, aber Blei ist nun mal giftig. Außerdem wäre es ein Machtgewinn für Global 2000 und Greenpeace. Sie entscheiden dann, was gefährlich ist und was nicht.
Durch Diskreditierung wissenschaftlicher Institutionen. Eine Kritik der Umweltorganisationen lautet, die Lebensmittelbehörde und das Bundesinstitut für Risikobewertung haben von Monsanto abgeschrieben.
Nur zum Teil. Für die Zulassung werden alle bereits veröffentlichten Studien herangezogen und auch die Studien von Monsanto. Jeder, der die Zulassung einer Substanz beantragt, muss mit umfangreichen Studien belegen, das die Substanz in einer bestimmten Dosierung ungefährlich ist.
Wenn die Prüfung durch das Bundesinstitut für Risikobewertung ergibt, dass die Ergebnisse korrekt sind, werden Studie, Dokumentation und Schlussfolgerungen übernommen. Dass ist weder unseriös noch unwissenschaftlich. Das Bundesinstitut hat nicht nur Hunderte Seiten von Monsanto übernommen, sondern sogar eher mehr. Selbstverständlich erst nach einer umfahreichen wissenschaftlichen Überprüfung. Die Unterlagen für das Zulassungsverfahren umfassen insgesamt mehrere zehntausend Seiten.