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Österreichs Super-Reiche noch reicher als gedacht

28-09-2017, 13:09

Das Vermögen der Allerreichsten ist noch größer als bisher angenommen. Das zeigt eine Untersuchung im Auftrag der Arbeiterkammern (AK) Wien und Oberösterreich. "Es gibt einen erheblichen Bedarf, Licht ins Dunkel zu bringen", sagte Markus Marterbauer, Leiter der Abteilung Wirtschaftswissenschaften der AK Wien, am Donnerstag in Wien vor Journalisten.

Jakob Kapeller, Leiter des Instituts für Gesamtanalyse der Wirtschaft der Johannes Kepler Universität Linz, hat auf Grundlage einer Erhebung der Europäischen Zentralbank (EZB) vermögende Haushalte statistisch geschätzt, da reiche Haushalte von der EZB unzureichend erfasst seien.

90 Prozent besitzen weniger als das reichste Prozent

Foto: GINA SANDERS - FOTOLIA Kapellers Hochschätzungen zufolge besitzt das reichste Prozent in Österreich rund 40,5 Prozent des gesamten privaten Vermögens. Bisher war man von 25 Prozent ausgegangen. Weitere 15,7 Prozent des gesamten privaten Vermögens in Österreich besitzen die folgenden 2-5 Prozent, das heißt die reichsten fünf Prozent halten gemeinsam 56 Prozent des Vermögens. Die "unteren" 90 Prozent besitzen zusammen nur etwa 34,2 Prozent des Vermögens, also weniger als das reichste Prozent allein. Auf die ärmere Hälfte der Österreicher kommen überhaupt nur auf 2,5 Prozent des Vermögens.

Im Durchschnitt heißt das, dass die reichsten Österreicher (ein Prozent) im Schnitt ein Nettovermögen von 14 Millionen Euro pro Haushalt haben, in Summe gemeinsam 534 Mrd. Euro. Schon bei den reichsten 2-5 Prozent ist es mit 1,3 Mio. nur mehr ein Zehntel davon. Das Durchschnittsvermögen aller Österreicher steigt unter der Berücksichtigung vorher nicht erfasster reicher Haushalte von 258.000 Euro auf 341.000 Euro.

Foto: APA Die Studie geht davon aus, dass die heimischen Haushalte 1.317 Mrd. Euro an Vermögen besitzen - bisherige Zahlen gingen von 998 Mrd Euro aus. Laut Kapellers Hochschätzungen müsste es 36 Milliardäre sowie 148.000 Millionäre in Österreich geben.

Nach dieser Berechnung hält es der AK-Chefökonom "für wirklich problematisch, wenn eine Debatte zu Vermögen und Erbschaften stattfindet, die durch mangelnde Datenkenntnis, oft durch Ignoranz geprägt ist". Daher wünscht sich die AK eine Teilnahmeverpflichtung an der Haushaltserhebung der EZB, um verlässlichere Daten zu erhalten.

"Das ist keine gute Voraussetzung für eine politische Debatte, wenn man über die Lohneinkommen alles weiß, weil die Löhne voll erfasst sind vom Staat, der Staat sich aber nicht interessiert für die Höhe der Vermögen und die Vermögensverteilung. Für eine fundierte politische Auseinandersetzung sind Transparenz und Datenlage wichtige Voraussetzungen", kritisierte Marterbauer.

Er sieht auf Basis einer verbesserten Transparenz auch mehr Informationspflicht gegenüber der Öffentlichkeit. Folglich fordert die AK ergänzend zu einem Bericht zur Armutsgefährdung einen umfassenden Reichtumsbericht der Bundesregierung, der regelmäßig dem Parlament und der Öffentlichkeit vorgelegt wird.

Foto: /Zoran Kolundzija/iStockphoto Politisch hält die AK eine Vermögens- und Erbschaftssteuer für unumgänglich. Der AK-Chefökonom zeigt sich für die nächste Legislaturperiode optimistisch: Breite Teile der Parteien würden für die Erbschaftsteuer eintreten. Er hält eine Erbschaftssteuer in der kommenden Legislaturperiode nicht nur für möglich, sondern "die AK wird sich mit aller Kraft dafür einsetzen".

Die vorliegenden Daten schätzt Kapeller auf Grundlage einer Erhebung der EZB im Dezember 2016. Im sogenannten Household Finance and Consumption Survey (HFCS) wurden in Österreich die Vermögenswerte von 2.997 Haushalten aufgezeichnet.

Reiche Haushalte werden nur in geringem Umfang befragt und tendieren dazu, die Teilnahme an der Befragung zu vermeiden. Die daraus resultierenden Ungenauigkeiten führen typischerweise zu einer Unterschätzung des Vermögens der reichsten Haushalte sowie der Vermögensungleichheit.

Foto: ungorf/iStockphoto Studien über die Verhältnisse der Reichen und Superreichen häufen sich in diesen Tagen. Weltweit ist 2016 die Zahl der Dollarmillionäre gestiegen. Besonders rapide nach oben ging es dabei im Jahr 2016 in Österreich, wie die Beratungsgesellschaft Capgemini in einer kurzen Länderauswertung zu ihrem World Wealth Report 2017 schreibt. Einer der Gründe war der stetige Anstieg der Immobilienpreise.

In Österreich sei die Anzahl der Millionäre überdurchschnittlich um 9,5 Prozent auf 132.600 angewachsen, wobei Österreich bei der Anzahl der so genannten "High Net Worth Individuals" (HNWI) erstmals Mexiko überholt hat, schrieb die Beratungsgesellschaft am Donnerstag.

Neben dem Immo-Preisboom wurde auch die allgemein günstigere Wirtschaftsentwicklung als Grund für die deutlichen Zuwächse hierzulande ausgemacht. Als HNWIs gelten Personen, die über ein anlagefähiges Vermögen von mehr als einer Million US-Dollar verfügen, ausgenommen Sammlerstücke und Gebrauchsgüter.

Foto: /BCFC/IStockphoto.com Weltweit sei die Zahl der solcherart Vermögenden um etwa 7,5 Prozent gestiegen, deren Vermögen wuchs um etwa 8,2 Prozent - und damit doppelt so stark wie im Jahr davor. Damit setzte sich der Wachstumstrend sowohl in Nordamerika als auch in Europa fort. In der Asien-Pazifik-Region, die in den Jahren zuvor als stärkster Wachstumsmarkt galt, hat sich das Wachstum allerdings etwas verlangsamt.

Einige Märkte, darunter Russland und Brasilien, haben der Studie zufolge ihre Position unter den 25 Ländern mit den meisten Millionären deutlich verbessert: In Russland gab es nach einem moderaten Rückgang im Jahr 2015 das höchste Wachstum, mit rund 20 Prozent sowohl für die HNWI-Bevölkerung als auch deren Vermögenswerte. Auch in Brasilien wuchs die Anzahl der HNWIs zweistellig, nachdem sie davor 2015 deutlich zurückgegangen war.

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