Die erste Testrecke für selbstfahrende Züge in Österreich soll im Juni 2018 im Burgenland in Betrieb gehen. 10,6 Mio. Euro investieren dafür das Infrastrukturministerium, das Land Burgenland und die Industrie in die Aufrüstung der Strecke. Die Aufteilung der Kosten sei noch nicht endgültig fixiert, hieß es am Dienstag bei der Präsentation des "Open.Rail.Lab" in Wien.
Das Infrastrukturministerium will jährlich weitere fünf Mio. Euro für Forschungsprojekte im Bereich selbstfahrende Züge bereitstellen. Die 25,5 Kilometer lange Teststrecke verläuft von Oberwart im Burgenland über Altpinkafeld, Pinkafeld und Schäffernsteg nach Friedberg in der Steiermark. Laut Verkehrsministerium handelt es sich um die erste Testumgebung für selbstfahrende Züge auf offener Strecke in Europa, die auch wissenschaftlichen Partnern und Unternehmen offensteht. Im "Open.Rail.Lab" sollen Unternehmen und Forschungseinrichtungen neue Eisenbahntechnologie für Loks, Eisenbahnkreuzungen oder Hindernis-Erkennung testen und auch die Technik für selbstfahrende Züge von ersten Simulationen am Computer bis zu Testfahrten im normalen Bahnbetrieb entwickeln können. Als Kompetenzpartner sind unter anderem Kapsch CarrierCom, Bombardier Transportation Austria, Thales Austria, Frequentis und die TU Graz an Bord.
Das Land Burgenland hatte von den ÖBB Mitte September die Bahnstrecke Friedberg-Oberwart gekauft. Die ÖBB stellten 2011 den Personenverkehr auf der Strecke Friedberg-Oberwart aus wirtschaftlichen Gründen ein. Für den 2012 zum Verkauf ausgeschriebenen Güterverkehr fand sich kein Kaufinteressent. Als die Bahn die Einstellung der Strecke beantragte, legten sich die Bundesländer Burgenland und Steiermark sowie das Unternehmen Unger Stahlbau quer und beeinspruchten das Verfahren. Der Kauf der Strecke erfolgte nun durch die Verkehrsinfrastruktur Burgenland (VIB), eine hundertprozentige Tochter der Landesholding Burgenland. Wie schon Mitte September wollte der burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) die finanziellen Details erneut nicht kommentieren. Über finanzielle Modalitäten könne keine Auskunft gegeben werden, weil über den Kaufpreis Stillschweigen vereinbart wurde, sagte Niessl am Dienstag bei der Präsentation des "Open.Rail.Lab".
Infrastrukturminister Jörg Leichtfried (SPÖ) und Niessl verwiesen bei der Pressekonferenz auf die wirtschaftlichen Chancen, die mit einem Bahn-Testlabor verbunden seien. "Damit tragen wir dazu bei, dass unsere heimischen Betriebe mit der neuen Technologie weltweit punkten und Arbeitsplätze bei uns im Land schaffen", sagte Leichtfried. Außerdem könne die Eisenbahn durch die dortige Forschung noch sicherer gemacht werden.
Auch die Sozialpartner sind als Projektteilnehmer beim "Open.Rail.Lab" dabei und lobten gemeinsam die geplante Teststrecke für selbstfahrende Züge. Damit werde es Unternehmen ermöglicht, neue Entwicklungen und Erfindungen voranzutreiben, so der Obmann der Schienenbahnen in der WKÖ, Thomas Scheiber. Der Vorsitzende der Gewerkschaft vida, Roman Hebenstreit, erwartet durch selbstfahrende Züge keine Gefahr für Lokführer-Jobs. Wenn selbstfahrende Züge auch abseits von isolierten Strecken einmal möglich seien, werde sicherlich neues Spezialwissen benötigt.