Sicherheitskräfte haben Pakistans Ex-Premier Nawaz Sharif am Freitag nach seiner Rückkehr aus dem Ausland am Flughafen der ostpakistanischen Großstadt Lahore festgenommen. Auch seine Tochter und politische Erbin Maryam wurde inhaftiert, wie ein Sprecher der Nationalen Rechenschaftsbehörde, Nawazish Khan, am Abend bestätigte.
Die beiden würden per Flugzeug in die Hauptstadt Islamabad gebracht und von dort in ein Hochsicherheitsgefängnis in der Garnisonsstadt Rawalpindi. Millionen Pakistanis verfolgten das politische Spektakel vor allem über soziale Medien. Fernsehsendern war es verboten worden, zu berichten.
Ein pakistanisches Gericht hatte Sharif, der drei Mal Ministerpräsident war und als einer der mächtigsten Politiker des Landes gilt, vor einer Woche in Abwesenheit wegen Korruption zu zehn Jahren Haft verurteilt. Maryam Nawaz muss für insgesamt acht Jahre in Gefängnis. Es ging bei dem Urteil in einem von drei Verfahren gegen mehrere Sharifs vor allem um die Finanzierung von teuren Wohnungen in London. Weitere Urteile stehen noch aus. Vater und Tochter waren in London, wo Sharifs krebskranke Frau in Behandlung ist.
Sharifs Regierungspartei PML-N ist eine Volkspartei. In vielen Städten versammelten sich am Freitag Zehntausende Anhänger und Partei-Mitglieder für große Demonstrationen und Protestmärsche. In Lahore, wo der Polit-Klan seine Basis hat, waren nach Medienberichten 19.000 Polizisten im Einsatz. Straßen waren weiträumig mit Containern blockiert. In Teilen der Stadt waren Handynetze und Internetempfang abgeschaltet. Medien verfolgten die Route des Fluges online und berichteten bis zur Landung.
Sharif-Anhänger nannten das Gerichtsverfahren eine "politische Verschwörung". Viele vermuten, das mächtige Militär, mit dem Sharif überkreuz liegt, habe die Hände im Spiel gehabt. Das Urteil und die öffentliche Verhaftung könnten Auswirkungen haben auf die Chancen von Sharifs Partei bei der Parlamentswahl am 25. Juli.
Ein hochrangiger PML-N-Politiker und Sharif-Berater, Mohammad Mehdi, sagte, die beiden seien zurückgekehrt, weil die PML-N-Anhängerschaft "Kampfeswillen" zu schätzen wisse. Sie hätten vor den Wahlen zeigen wollen, dass sie ungebrochen seien. Sie rechneten mit einer großen "Welle der Sympathie". Außerdem würden sie Berufung einlegen und müssten dann eigentlich auf freien Fuß gesetzt werden. "Es ist also nicht so, als müssten sie Jahre im Gefängnis verbringen."