Frankreichs einst meistgesuchtem Verbrecher ist am Sonntag eine filmreife Flucht aus dem Gefängnis gelungen - mit einem Hubschrauber. Der 46-jährige Redoine Faid, der im April in einem Berufungsprozess wegen eines tödlichen Raubüberfalls zu 25 Jahren Haft verurteilt worden war, hatte bei seiner Flucht in Reau nahe Paris Hilfe von drei Komplizen, hieß es in Ermittlerkreisen.
Die französische Polizei leitete eine Großfahndung ein. Faids Flucht aus der Haftanstalt in Reau im Departement Seine-et-Marne habe sich in wenigen Minuten abgespielt, teilte die Strafvollzugsbehörde mit. Dabei habe es weder Verletzte noch Geiseln gegeben. Drei "schwer bewaffnete" Männer hätten dem 46-Jährigen bei seiner Flucht geholfen.
Den Hubschrauber fand die Polizei später in Gonesse, etwa 60 Kilometer von dem Gefängnis entfernt. Beamte der Spurensicherung untersuchten den Helikopter, der nach Angaben der Polizei ursprünglich vom Flughafen Le Bourget nördlich von Paris gestartet war.
"Alle Kräfte wurden mobilisiert, um den Flüchtigen zu finden", hieß es aus dem französischen Innenministerium. Einheiten der Polizei und der Gendarmerie seien "sofort alarmiert" worden, um in der gesamten Region nach Faid zu suchen. Bei der Fahndung und den Kontrollen werde "die Gefährlichkeit des Flüchtigen und seiner möglichen Komplizen" berücksichtigt.
Faid, auf dessen Konto nach eigenen Angaben mehrere Raubüberfälle gehen, hatte bereits im April 2013 mit einer spektakulären Flucht aus einer Haftanstalt in Nordfrankreich von sich reden gemacht. Damals hatte er im Gefängnis von Lille-Sequedin vier Wächter als Geiseln genommen und sich den Weg durch fünf Gefängnistüren mit Dynamit frei gesprengt. Danach schlüpfte er in eine Uniform, stieg in ein Fluchtauto und verschwand.
In Frankreich und Belgien wurde damals sofort eine Großfahndung gestartet. Auch Interpol wurde eingeschaltet, um den als besonders gefährlich eingestuften Mann zu finden. Sechs Wochen später wurde Faid mit einem Komplizen in einem Hotel in der Nähe von Paris gefasst.
Der Wiederholungstäter mit dem sanften Blick ist in Frankreich eine Berühmtheit. 2010 veröffentlichte der Einwanderersohn, der in einem nördlichen Vorort von Paris aufwuchs, ein Buch über seine "Karriere" als Spezialist für das Ausrauben von Geldtransportern. Er tingelte durch die Talkshows, berichtete, er habe sich von Kinofilmen wie "Scarface" und "Heat" inspirieren lassen, und gab sich geläutert.
2011 wurde Faid jedoch abermals wegen Verstößen gegen seine Bewährungsauflagen verhaftet, die ihm nach seiner Verurteilung wegen mehrerer Überfälle auf Banken und Geldtransporter gemacht worden waren. Im April schließlich verurteilte ein Berufungsgericht Faid wegen eines misslungenen Raubüberfalls im Großraum Paris, bei dem 2010 eine Polizistin ums Leben gekommen war, zu 25 Jahren Haft.