„Wir wissen, dass wir auf dem Europäischen Rat leider noch keine Gesamtlösungen (Anm.: im Migrationsstreit) bekommen werden“, sagte eine sichtlich angespannte Angela Merkel gestern, während sich 16 EU-Staaten zu einem informellen EU-Asylgipfel trafen). Der Start von Schicksalstagen – gestern das Arbeitstreffen, Donnerstag dann der EU-Gipfel in Brüssel – für die deutsche Bundeskanzlerin und die gesamte EU.
Der Streit um die Flüchtlingspolitik, der zwischen dem CSU-Innenminister Horst Seehofer – er will Flüchtlinge an deutschen Grenzen abweisen – und der deutschen Kanzlerin – sie will eine EU-Lösung – begonnen hatte, stellt die EU jetzt vor eine Zerreißprobe. So zerstritten, so gespalten wie derzeit, war die Europäische Union noch selten.
Das sollte sich auch in der gestrigen Sitzung zeigen:
Das wäre für Merkel freilich zu spät. Seehofer hat ihr ein Ultimatum bis Ende Juni gestellt, um eine EU-Lösung zu finden. Die deutsche Kanzlerin will nun mit mehreren Staaten einen „Modus Vivendi“ finden. In den kommenden Tagen wird Merkel noch versuchen direkte Gespräche mit Premierministern zu führen, um die Spaltung zu verhindern und doch noch „bilaterale Deals“ zur Rücknahme von Flüchtlingen aus Deutschland abzuschließen.
Kurz hingegen versucht, das Thema „Flüchtlingsaufteilung“ zu beenden und sich stattdessen auf einen stärkeren gemeinsamen EU-Außengrenzschutz zu einigen.
Zumindest in dieser Frage sind sich die zwei Lager einig. Ob sie sich bis zum Schicksalsgipfel auf einen Kompromiss einigen können, steht freilich noch in den Sternen ...