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Noch nie waren so viele Menschen auf der Flucht

1-01-1970, 00:00

Das UNO-Flüchtlingshochkommissariat hat im Vorjahr einen Rekordanstieg bei den Flüchtlingszahlen verbucht. Innerhalb eines Jahres sei die Zahl der Flüchtlinge um 2,9 Millionen auf 25,4 Millionen gestiegen, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Weltflüchtlingsbericht. Dies sei der bisher größte Anstieg innerhalb eines Jahres. Insgesamt seien 68,5 Millionen Menschen auf der Flucht gewesen.

Diese Gesamtzahl umfasst neben Flüchtlingen und Asylwerbern auch Binnenvertriebene, deren Zahl im Vorjahr leicht von 40,3 auf 40 Millionen gesunken ist. Die Zahl der Asylsuchenden stieg dagegen um 300.000 auf 3,1 Millionen Menschen an. In Österreich sank die Zahl der Asylsuchenden von 39.905 Erstanträgen (2016) auf 22.177 (2017). Nach Angaben der EASO (European Asylum Support Office) gab es 2016 42.255 Anträge insgesamt, 2017 waren es 24.715.

Weil 5,4 Millionen palästinensische Flüchtlinge von der UNO-Organisation UNRWA betreut werden, fallen 19,9 Millionen Flüchtlinge unter das UNHCR-Mandat. Die Zahl der Flüchtlinge in Europa ist im Vorjahr um 18 Prozent auf 6,11 Millionen gestiegen, wovon aber mehr als die Hälfte (3,48 Millionen) auf die Türkei entfielen. Der prozentuell größte Anstieg wurde in Ostafrika mit 31 Prozent (auf 4,31 Millionen) verbucht, während die Flüchtlingszahlen in Westafrika und Amerika sogar - von niedrigem Niveau - leicht zurückgingen.
 

Alle zwei Sekunden wird ein Mensch auf der Welt vertrieben

Alle zwei Sekunden wird auf der Welt ein Mensch vertrieben, rechnet das UNHCR vor. Im Vorjahr seien das insgesamt 16,2 Millionen Menschen gewesen, viele davon wurden nicht das erste Mal in die Flucht getrieben. Zurückkehren konnten 2017 nur fünf Millionen Menschen, wobei es sich in erster Linie um Binnenvertriebene gehandelt habe. Zugleich beklagte der UNHCR, dass die Zahl der Flüchtlinge, die wegen des Resettlement-Programms Schutz in einem Drittland fanden, wegen des niedrigen Angebots an Plätzen in Aufnahmeländern um über 40 Prozent auf 100.000 Menschen gesunken sei.
 

Größtes Aufnahmeland: Türkei

Zwei Drittel der Flüchtlinge kamen im Vorjahr aus nur fünf Ländern: Syrien (6,3 Millionen), Afghanistan (2,6 Millionen), Südsudan (2,4 Millionen), Myanmar (1,2 Millionen) und Somalia (986.400). Größtes Aufnahmeland war weiterhin die Türkei, die relativ größte Flüchtlingspopulation hat der Libanon mit einem Sechstel der Gesamtbevölkerung (knapp eine Million Menschen).

UNO-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi sieht trotzdem "Grund zur Hoffnung" und erkennt diesen im "Globalen Pakt für Flüchtlinge", den die UNO-Generalversammlung schon in wenigen Monaten beschließen solle. Jetzt schon würden 14 Länder in einer Pilotphase einen neuen Rahmenplan für Flüchtlinge umsetzen.
 

Kritik an politischer Instrumentalisierung

Der alljährlich zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni veröffentlichte "Global Trends"-Bericht kritisiert auch die Instrumentalisierung von Flüchtlingen für politische Zwecke, den Aufbau von Feindbildern sowie Länder, die sogar die Verwendung des Wortes "Flüchtling" ablehnen.

Der Bericht zeigt laut UNHCR, dass 85 Prozent der Flüchtlinge von Entwicklungsländern aufgenommen werden, "die häufig bettelarm sind und kaum Hilfe erhalten, um die Flüchtlinge zu unterstützen". Große Fluchtbewegungen über die Grenzen seien weniger verbreitet, zwei Drittel der geflüchteten Menschen seien Binnenvertriebene. Hauptursachen für Vertreibungen im Vorjahr seien der Krieg im Kongo und dem Südsudan sowie die Rohingya-Krise gewesen.
 

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