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G-7-Gipfel versinkt im Streit – Trump spricht von Erfolg

1-01-1970, 00:00

Der G-7-Gipfel der wichtigen Wirtschaftsmächte hat keinerlei Annäherung in den zentralen Streitfragen Handel und Klimaschutz gebracht, sondern nur punktuelle Erfolge bei Themen wie Frauenförderung.

Trump reiste fünf Stunden früher ab

US-Präsident Donald Trump reiste am Samstag in der Früh mehr als fünf Stunden vor dem Ende des Treffens aus dem Gipfelort La Malbaie ab und schwänzte damit fast den ganzen zweiten Gipfeltag - ein Zeichen für den tiefen Graben, der zwischen ihm und den sechs anderen G-7-Mitgliedern liegt. Immerhin verdichteten sich kurz vor Ende des Treffens die Anzeichen, dass es zumindest wie üblich eine gemeinsame Abschlusserklärung geben wird. Vor dem Gipfel hatte es die Befürchtung gegeben, dass selbst ein solcher Minimalkonsens nicht möglich sein werde.

Trump verließ das Luxushotel "Manoir Richelieu" am Sankt-Lorenz-Strom mit seiner Wagenkolonne gegen 10.00 Uhr, um zu dem Gipfeltreffen mit dem nordkoreanischen Präsidenten Kim Jong-un nach Singapur zu fliegen. Dieses findet allerdings erst am Dienstag statt. In La Malbaie sparte sich Trump nicht nur die Arbeitssitzung zum Klimaschutz, sondern auch ein Treffen mit Staats- und Regierungschefs aus etwa zehn Entwicklungs- und Schwellenländern wie Haiti, Ruanda und Argentinien.

Überraschende Einigung

Die G-7-Staaten haben sich bei ihrem Gipfel in Kanada überraschend auf eine gemeinsame Erklärung zur Handelspolitik geeinigt. Die großen Wirtschaftsmächte wollen sich trotz der tiefen Differenzen zwischen EU und US-Präsident Donald Trump bemühen, Zölle, Subventionen und andere Handelshemmnisse zu reduzieren.

"Wir unterstreichen die zentrale Bedeutung eines regelbasierten internationalen Handelssystems und kämpfen weiter gegen Protektionismus", heißt es in dem Text für die Abschlusserklärung des Gipfeltreffens in La Malbaie, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Zudem wollen sie eine Reform der Welthandelsorganisation (WTO) starten. "Wir verpflichten uns, die WTO zu modernisieren, um sie so schnell wie möglich fairer zu machen." Dass die Einigung auf einen solchen Text zustande kam, gilt als überraschend, da es zwischen den USA und den anderen G-7-Partnern seit Wochen Streit über von Trump eingeführte Sonderzölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte gibt. Zu den G-7-Staaten gehören neben den USA die Länder Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada und Japan.

"Ausgesprochen erfolgreich"

Trotz der tiefen Gräben im transatlantischen Verhältnis zeigte er sich vor seinem Abflug zufrieden. Der Gipfel sei "ausgesprochen erfolgreich" verlaufen. Das Verhältnis zu den anderen sechs bewertete er mit der Bestnote 10 auf einer Skala von 1 bis 10. "Wir haben eine großartige Beziehung." Die Schuld am aktuellen Handelsstreit und anderen inhaltlichen Differenzen gab Trump der Politik seiner Vorgänger im Weißen Haus. "Das heißt aber nicht, dass ich mit allem einverstanden bin, was sie tun", fügte er vor allem mit Blick auf den Handelsstreit hinzu. "Die Europäische Union ist brutal zu den USA, und sie wissen das. Sie können es selber nicht glauben, dass sie damit davongekommen sind."

Trump hatte kurz vor dem Gipfel Strafzölle auf Aluminium und Stahl aus der EU erlassen. Er warnte die G-7-Partner vor Vergeltungsmaßnahmen. Das Beste wäre, sagte er, wenn es überhaupt keine Zölle mehr gäbe: "Keine Zölle und keine Hemmnisse, so sollte es sein. Und keine Subventionen. (...)." Das habe er auch so vorgeschlagen. Damit widerspricht er allerdings seiner bisherigen auf Abschottung abzielenden Handelspolitik komplett.

"Wir sind das Sparschwein, das jeder plündert"

Erneut beklagte der US-Präsident ein seiner Ansicht nach zutiefst ungerechtes System des Welthandels. "Wir sind das Sparschwein, das jeder plündert, und das hört jetzt auf." Am Freitag hatten beim Thema Handel beide Seiten nur ihre unterschiedlichen Sichtweisen ausgetauscht. Nach Angaben der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde für die Abschlusserklärung trotzdem eine gemeinsame Formulierung gefunden. "Aber diese unterschiedlichen Auffassungen sind nicht aus der Welt."

Beim Klimaschutz wird nach ihren Angaben wie beim letzten Gipfel der Dissens zwischen den USA und den anderen Mitgliedern festgeschrieben. Trump war aus dem Pariser UNO-Klimaschutzabkommen ausgestiegen - und hatte sich damit weltweit isoliert.

Auch bei einem anderen Umweltthema klinkte Trump sich auf dem Gipfel in Kanada aus. Die anderen sechs verpflichteten sich darauf, bis 2030 die vollständige Verwertung von Plastikmüll zu erreichen - vor allem, um ihn aus den Ozeanen zu verbannen. In Europa fallen nach Angaben der EU-Kommission jährlich rund 26 Millionen Tonnen Plastikmüll an. Nur knapp 30 Prozent davon werden zur Wiederverwertung gesammelt, die übrigen 70 Prozent landen auf Mülldeponien, in Verbrennungsanlagen oder eben in der Umwelt.

Einigung in Einzelfragen

Eine Einigung erzielten die großen Wirtschaftsmächte nur in Einzelfragen. So wollen sie mit einem gemeinsamen Abwehrsystem gegen Destabilisierungsversuche aus Ländern wie Russland oder China vorgehen. Der sogenannte "Rapid Response Mechanism" (RRM) soll eine koordinierte und deutlich schnellere Reaktion auf Wahlmanipulationen, Propagandaattacken und andere "inakzeptable Handlungen" ermöglichen.

Einig waren sich die G-7 auch bei der Förderung von Frauen und Mädchen in Entwicklungsländern und Krisenregionen. Dafür sollen insgesamt 4,7 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt werden.

In der Nordkorea-Frage bekräftigten die USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan und Kanada erwartungsgemäß ihre gemeinsame Haltung. Nach Angaben von Diplomaten unterstützten alle die von Trump und Japans Ministerpräsident Shinzo Abe vorgestellten Bemühungen für eine unumkehrbare atomare Abrüstung der koreanischen Halbinsel.

Liste der Streitfragen wurde länger

Die Liste der Streitfragen wurde aber sogar noch länger. Trump erweiterte sie mit dem Vorstoß, Russland wieder in die Gruppe der großen Wirtschaftsmächte aufzunehmen. Chancen auf Erfolg hat der Vorschlag nicht, weil ein solcher Beschluss nur einstimmig fallen kann. Merkel und Kanada sprachen sich offen dagegen aus, sollte es im Ukraine-Konflikt - der Grund des Ausschlusses Moskaus - keine Fortschritte geben.

Der neue italienische Premierminister Giuseppe Conte ist allerdings dafür. Damit geht an dieser Stelle der Graben auch durch die Europäische Union. Die neue populistische Regierung in Italien aus Fünf-Sterne-Bewegung und rechter Lega verfolgt generell eine russlandfreundliche Linie und will sich auch für ein Ende der Sanktionen gegen das Land einsetzen.

Zu einem anderen großen Streitthema war beim Gipfel nicht viel zu hören. Was wird aus dem Atomabkommen mit dem Iran? Die Europäer wollen die Vereinbarung zur Verhinderung einer iranischen Atombombe unbedingt retten, die USA sind ausgestiegen und wollen Teheran mit Sanktionen unter Druck setzen. Sie wollen so auch die Einmischung des Landes in regionale Krisen unterbinden und das iranische Raketenprogramm stoppen. Und noch ein Thema fehlte in La Malbaie: Der seit sieben Jahren andauernde Krieg in Syrien mit Hunderttausenden Toten.

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