Susannas Killer ist gefasst. Der Iraker Ali B. (20) wurde am Freitag in seinem Heimatort Zakho verhaftet. Laut "Bild" kam man ihm vor allem dank eines Tipps aus seiner eigenen Familie auf die Spur.
Tarek Ahmed, der Polizeichef von Dohuk, machte mit der eigens zusammengestellten Anti-Terror-Einheit "Mukafaha" Jagd auf Ali B. In Zakho wurden Verwandte des Killers ausfindig gemacht. Ein Angehöriger von Ali B. erschien dann auf der Polizeiwache. Als dieser erfuhr, dass Ali B. die 14-Jährige in Deutschland ermordet haben soll, entschlossen sich die Verwandten zu kooperieren, so Tarek Ahmed zu "Bild".
Um 5.30 Uhr erfolgte der Zugriff in der Innenstadt Zakhos. Ali B. wurde im Schlaf überrascht. Ahmed erklärte: "Er war ganz ruhig, ließ sich widerstandslos festnehmen – er war total überrascht."
Kurze Zeit später hat Ali B. den Mord an Susanna gestanden. Der 20-Jährige habe ausgesagt, dass er mit Susanna befreundet war und in Streit geraten sei. "Er sagte, er habe das junge Mädchen getötet, als es gedroht habe, die Polizei zu rufen", sagte Ahmad. Bei einer späteren Pressekonferenz ergänzte der Polizeichef, der Verdächtige habe zugegeben, das Mädchen erwürgt zu haben.
Der 20-Jährige hatte zuletzt in einer Wiesbadener Flüchtlingsunterkunft gelebt. Sein Asylantrag war im Dezember 2016 abgelehnt worden, wogegen er geklagt hatte. Gegen ihn sind mehrere Strafverfahren anhängig, unter anderem wegen Raubüberfalls. Medienberichten zufolge soll er sich bereits im Gewahrsam von Beamten der deutschen Bundespolizei befinden und von diesen zum Zweck der Strafverfolgung zurück nach Deutschland gebracht werden. Unbestätigten Meldungen zufolge soll ein Flugzeug mit dem Verdächtigen bereits am Samstagabend in Frankfurt landen.
Der Tatverdächtige im Fall der 14-jährigen Susanna ist nach Angaben eines lokalen Polizeioffiziers offensichtlich doch mit dem Flugzeug in den Irak gekommen. Das sagte Polizeioffizier Tarik Ahmed am Samstag und korrigierte damit frühere Informationen lokaler Sicherheitskräfte, die erklärt hatten, der 20-Jährige wäre über den Landweg gekommen.
Bei seiner Einreise am Flughafen Erbil sei der Mann noch nicht zur Fahndung ausgeschrieben gewesen, so dass den lokalen Sicherheitskräften keine Informationen vorgelegen hätten, meinte Ahmed. Nach ersten Informationen aus Deutschland sei ein Fahndungsteam gebildet worden, das den Verdächtigen am Freitagmorgen in der Stadt Zakho festnahm.
Unterdessen reagierte die Mutter des Verdächtigen auf die Vorwürfe. "Das ist schwer zu glauben, das kann doch alles nicht wahr sein", sagte die Frau in der nordirakischen Stadt Sacho der Deutschen Welle. Ihr Sohn habe ihr versichert, sich nicht an die Tat erinnern zu können, weil er zu betrunken gewesen sei. Die Familie habe erst durch die Verhaftung des 20-Jährigen im Irak und die Nachrichten im Internet von den Vorwürfen erfahren. Sie, ihr Mann und die sechs Kinder hätten Deutschland am 2. Juni freiwillig verlassen, weil ihr Mann schwer krank sei.
"Ich wollte nicht, dass er im Ramadan in der Fremde stirbt und ich dann ein schlechtes Gefühl habe", sagte die Mutter des 20-Jährigen. Sie wandte sich gegen eine Auslieferung ihres Sohnes an Deutschland: "Ich will nicht, dass mein Sohn in einem fremden Land bestraft wird. Wenn er wirklich schuldig ist, dann soll er hier im eigenen Land bestraft werden." Mördern droht im Irak die Todesstrafe.
In Deutschland gab der Fall der Debatte um eine Beschleunigung der Asylverfahren neue Nahrung. "Es darf nicht sein, dass ein abgelehnter Asylbewerber sein Aufenthaltsrecht allein durch eine Klage um deutlich mehr als ein Jahr verlängern kann", sagte der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Mathias Middelberg, der "Rheinischen Post". Neben der personellen Ausstattung der Verwaltungsgerichte komme es nun drauf an, "wo wir das Asylprozessrecht verändern müssen", sagte der CDU-Politiker.
Die Flüchtlingsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz, mahnte, in dem Fall einen kühlen Kopf zu bewahren. "Ich warne vor Schnellschüssen", sagte die Staatsministerin im Kanzleramt in einem Interview des Deutschlandfunks, das am Sonntag ausgestrahlt werden soll. Die Verantwortlichen müssten zwar die volle Härte des Rechtsstaates erfahren. "Dennoch gilt gleichzeitig, dass wir es nicht zulassen dürfen, dass durch diese Tat Hass in unserem Land gesät wird, dass ganze Gruppen unter einen Generalverdacht gestellt werden."
Die SPD will als Konsequenz aus dem Fall die Ausreise-Kontrollen verschärfen. "Wir haben offenbar ein Kontrolldefizit an unseren Flughäfen", sagte SPD-Innenexperte Burkhard Lischka der "Rheinischen Post". Anders könne er sich "nicht erklären, dass ein Krimineller mit Tickets, die auf andere Namen ausgestellt sind, ohne Probleme ausreisen kann". Der 20-Jährige und seine Familie hatten bei der Ausreise aus Deutschland irakische Ersatzdokumente sowie deutsche Aufenthaltsgestattungen vorgelegt. Ein Abgleich der Daten auf Pässen und Flugtickets fand nicht statt.
In Mainz sollten am Wochenende mehrere Demonstrationen zum Fall Susanna stattfinden. Angemeldet waren unter anderem eine Mahnwache der AfD, aber auch eine Gegenkundgebung der Antifa.