Trump sah sich vor Gipfelbeginn einer klaren Front der Europäer gegenüber: Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien wollten sich bei einem eigenen Treffen kurz vor dem offiziellen Beginn des Gipfels abstimmen. Danach empfängt Gastgeber, Kanadas Premierminister Justin Trudeau die Staats- und Regierungschefs der G7 in La Malbaie (17.45 MESZ).
Merkel flog ebenfalls am Freitag nach Kanada
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel flog am Freitag in der Früh Richtung Kanada ab. Sie hatte schon im Vorfeld deutlich gemacht, dass sie schwierige Gespräche mit dem US-Präsidenten erwartet. Unklar ist, ob überhaupt eine gemeinsame Abschlusserklärung zustande kommen wird.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der sich bereits am Donnerstag mit Trudeau Ort in Kanada abgestimmt hatte, schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter auf Englisch, die übrigen sechs Gipfelnehmer stünden "für Werte" und hätten kein Problem damit, eine eigene Vereinbarung ohne die USA zu unterzeichnen. Trudeau empörte sich erneut darüber, dass Trump die jüngst verhängten Strafzölle gegen die engsten Verbündeten der USA mit nationalen Sicherheitsinteressen der USA begründete. Trudeau bezeichnete dies als "lachhaft".
Trump reagierte noch am Donnerstag über Twitter erbost: "Bitte sagt Premierminister Trudeau und Präsident Macron, dass sie die USA mit massiven Zöllen belegen und nicht-monetäre Grenzen schaffen." Der EU-Handelsüberschuss mit den USA betrage 151 Milliarden Dollar (127,6 Mrd. Euro). Später drohte er: "Nehmt eure Zölle und Beschränkungen zurück oder wir werden mehr als mit euch gleichziehen!" Am Samstag will Trump den Gipfel als Erster verlassen - einige Stunden vor seinen Kollegen, um zum Nordkorea-Gipfel in Singapur zu fliegen.
Der deutsche Wirtschaftsminister sprach von einer "ernsten Situation"
Der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier sprach im ZDF-"Morgenmagazin" von einer "ernsten Situation" im Verhältnis zu den USA. Es werde sich entscheiden, ob eine gemeinsame Position zwischen den Europäern und den USA erreichbar ist - in außen- und in handelspolitischen Fragen. Der deutsche Außenminister Heiko Maas sagte der "Süddeutschen Zeitung" vom Freitag, die Differenzen mit den USA könnten "nicht mehr unter den Teppich gekehrt" werden. Trump wende sich ab von der multilateralen Ordnung und handle nur noch einseitig nach US-Interessen. Maas sprach sich dafür aus, sich in großem Umfang um neue Bündnisse zu bemühen. Mit Blick auf die von den USA verhängten Strafzölle auf Stahl und Aluminium sagte Altmaier, die Europäer hätten unter Beweis gestellt, dass sie mit Gegenzöllen reagieren. Dennoch hob er hervor: "Die Hand bleibt ausgestreckt." Zugleich machte Altmaier deutlich, dass die Europäer ihre Sicherheits- und Wirtschaftsinteressen in die Hand nehmen und stärken müssten.
Der Zollstreit dürfte der Hauptstreitpunkt bei dem Treffen der Staats- und Regierungschefs aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada, Japan und den USA sein. Weitere Streitthemen sind der von Trump beschlossene US-Ausstieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran und der angekündigte US-Rückzug aus dem Pariser Klimaschutzabkommen. Auch Nordkorea und Syrien sollten unter anderem Themen des Gipfels sein.
In Quebec, der Hauptstadt der gleichnamigen kanadischen Provinz, über zwei Stunden Fahrt vom Gipfelort entfernt, versammelten sich bereits am Donnerstagabend rund 500 Globalisierungsgegner. Einige Demonstranten verbrannten G7- und USA-Flaggen.