1-01-1970, 00:00
Die türkische Armee will sich aus der gerade erst eingenommenen Region Afrin im Norden Syriens wieder zurückziehen. Die Türkei werde den überwiegend von Kurden bewohnten Landstrich an der Grenze zur Türkei ihren "wirklichen Besitzern" überlassen, kündigte Armee-Sprecher Bekir Bozdag am Montag an.
Bozdag, der auch stellvertretender Ministerpräsident ist, ließ zunächst offen, wer mit den "wirklichen Besitzern" Afrins gemeint und wann mit einem Abzug zu rechnen sei. Mit der Einnahme der Stadt Afrin sei auch die Bedrohung der türkischen Grenze signifikant verringert worden. Die Lage in der Stadt war angespannt. Am Montag starben dort bei einem Bombenanschlag mehrere Menschen. Bozdag sagte weiter, die meisten der von den Amerikaner der Kurden-Miliz YPG gelieferten Waffen seien eingesammelt worden. Die Kämpfer hätten sie bei ihrer Flucht zurückgelassen. Die YPG ist der wichtigste Verbündete der USA im Kampf gegen die Miliz "Islamischer Staat".
Afrin erst am Sonntag eingenommen
Erst am Sonntag hatten türkische Verbände zusammen mit verbündeten arabischen Milizen die Hauptstadt Afrin der gleichnamigen Region eingenommen. Mit der im Jänner begonnenen Offensive versucht die Türkei, den Einfluss der YPG zurückzudrängen. Es soll zudem verhindert werden, dass sich ein zusammenhängendes kurdisches Einflussgebiet vom Irak über Syrien bis in die Türkei bildet.
Nach kurdischen Angaben waren Hunderttausende Menschen in der Region auf der Flucht. Das Internationale Rote Kreuz forderte freien Zugang nach Afrin, um helfen zu können. Die Zivilisten hätten das Recht auf eine neutrale und unparteiische Hilfe und das Recht zu bleiben oder wegzuziehen. Ein Vertreter der kurdischen Regionalregierung erklärte, 200.000 Menschen seien aus Afrin vertrieben worden. Sie hätten keinen Schutz und seien auf Hilfe angewiesen.
Auch im zweiten Brennpunkt des Bürgerkrieges, in der Region Ost-Ghouta im Süden des Landes, litt die Zivilbevölkerung unter den Kämpfen. Am Montagvormittag flohen nach russischen Angaben rund 6.000 Menschen aus dem Gebiet, in dem islamistische Rebellen nach Angriffen der syrischen Armee offenbar kurz vor einer Niederlage stehen. Die syrische Armee hat nach eigenen Angaben rund 70 Prozent der Enklave erobert und sie in drei nicht miteinander verbundene Teile gespalten.
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