Aras Bacho ist ein syrischer Flüchtling, der in Deutschland lebt. Er schreibt in seinen offenen Briefen über die Situation von Flüchtlingen in Deutschland und Europa. Dieses Mal berichtet Aras Bacho von seinen persönlichen Errungenschaften.
Als ich vor sieben Jahren nach Deutschland kam, hatte ich zahlreiche Schwierigkeiten. Die deutsche Sprache war sehr schwer und ich konnte deswegen nicht viel verstehen. Ich begann, mich zu entwickeln und mein Wissen zu erweitern – mit Erfolg
Meine Ziele waren nicht viele. Als erstes wollte ich gut in der Schule werden, zweitens, mich integrieren und drittens, eine gute Ausbildung absolvieren. Doch dann entschied ich mich doch, weiter zur Schule zu gehen.
Alles begann im Jahr 2010. Ich bin mit meiner Schwester nach Deutschland geflüchtet. Als erstes kam ich in Düsseldorf an, und dann ging ich nach Köln. Dort stellten wir uns den deutschen Behörden und meldeten uns an.
Ich kam ins Kinderheim und meine Schwester in ein Erwachsenen-Heim. Im Heim haben wir uns mit Handsprache verständigt. Die andere Kinder und die Erzieher versuchten immer, mir etwas mitzuteilen. Nachdem ich ein Jahr im Heim war und die Schule besucht hatte, hat sich meine Sprache schon ein Stückchen verbessert.
Ich konnte einiges verstehen, und ohne Handzeichen sprechen. Ein halbes Jahr später ging es für mich zu einem richtigen Kinderheim, wo die Kinder bis zu ihrem 18. Lebensjahr bleiben müssen. Ich habe dort im neuen Heim sehr nette Erzieher und Erzieherinnen kennengelernt, die mir dabei halfen, mich zu entwickeln.
Wir lasen zusammen Bücher, um die Aussprache und den Satzbau zu verbessern, außerdem haben wir nebenbei ferngesehen. Zudem besuchte ich nebenbei die Schule. Dort lernte ich ebenfalls sehr gute Lehrer plus Schüler kennen, mit denen ich bis heute in Kontakt bin.
Ich habe in Köln die Flüchtlingsklasse besucht und war gut. Wir machten zugleich schwierigeres Englisch und Deutsch. Ich habe mich am Unterricht beteiligt und fand es spaßig, die Schule zu besuchen. Nach gut zwei Jahren zog ich aus dem Heim aus und kam nach Bad Salzuflen.
Eine große Stadt mit etwa 50.000 Einwohnern. Ich habe mich hier eingewöhnt. Auf der Hauptschule musste ich wieder die Flüchtlingsklasse besuchen und schrieb gute Noten in der Schule. Dann beschloss ich, das Berufskolleg zu besuchen und dort die Berechtigung für die gymnasiale Oberstufe (Q-Vermek) zu machen.
Heute, am 2. Februar. 2018, habe ich mein Halbjahres-Zeugnis bekommen und muss sagen: Das Zeugnis ist gut, ich habe nur eine einzige Vier in Mathe – alle anderen Noten sind Zweien und Dreien und keine Fünfen oder Sechsen. Ich bin der einzige Flüchtling in unserer Klasse, die anderen sind hier geboren.
Und ich habe die beste Deutsch-Note meiner ganzen Klasse. Das ist eine gute zwei. Ich bin damit sehr glücklich und stolz auf meine schulische Leistung.
Noch nie habe ich in der Schule gefehlt, immer habe ich am Unterricht teilgenommen. Bisher habe ich nur 10 Fehlstunden (entschuldigt).
Im Februar muss ich mich für einen weiteren Bildungsgang anmelden und meine Noten erlauben mir Zugang zum Abitur (Gymnasiale Oberstufe). Das ist mein nächstes Ziel und ich werde mich für das zweite Halbjahr anstrengen und auf das Abitur freue ich mich sehr.
Ich will das zu Ende machen, was ich begonnen habe. Ich will studieren, und als Journalist arbeiten und ein normales Leben in Deutschland führen.
Deutschlands Bildung ist das Beste was man kriegen kann und ich empfehle jeden Flüchtling sich hier anzustrengen, nur so kann man seine Ziele erreichen.
Für mich war dieser Weg harter, aber ich habe all meinen Mut zusammengenommen und die Türen geöffnet. Was heißt denn heute bitte “Flüchtlinge sind nicht qualifiziert”? Nichts Besonderes.
Ich verstehe darunter, sie seien für nichts geeignet und würden nichts erreichen. Das stimmt nicht. Wir können vieles erreichen, wenn wir wollen. Aber wir wollen nicht von Menschen abqualifiziert werden, die in ihren Leben selbst nichts erreicht haben. Wir werden noch viel mehr schaffen und Deutschland wird uns dafür auch dankbar sein.
Autor: Aras Bacho