Syriens Regierungstruppen haben ihre massiven Angriffe auf das Rebellengebiet Ost-Ghouta fortgesetzt und Aktivsten zufolge mindestens zehn Zivilisten getötet. Rund 200 Menschen seien verletzt worden, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch. Ost-Ghouta sei aus der Luft und mit Artillerie beschossen worden.
Dabei seien aus Hubschraubern auch Fassbomben abgeworfen worden, die wegen ihrer verheerenden Sprengkraft und Splitterwirkung von der UNO geächtet sind.
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Vermutlich hätten auch russische Flugzeuge Angriffe geflogen, meldete die oppositionsnahe Stelle weiter. Bereits in den vergangenen drei Tagen waren demnach bei heftigen Angriffen auf Ost-Ghouta mehr als 250 Zivilisten getötet und rund 1.200 verletzt worden. Es war eine der schwersten Angriffswellen auf das Gebiet seit Ausbruch des Bürgerkriegs vor fast sieben Jahren. "Wir warten nur darauf, bis wir an der Reihe sind zu sterben", sagte ein Einwohner.
Ost-Ghouta nahe der Hauptstadt Damaskus wird seit Monaten von syrischen Regierungstruppen belagert. Rund 400.000 Menschen sind fast vollständig von der Außenwelt abgeschnitten. Helfer warnen, die humanitäre Lage sei katastrophal. Angesichts der Gewalt zeigte sich UNO-Generalsekretär Antonio Guterres "zutiefst beunruhigt". Die syrische Armee und Russland haben erklärt, keine Zivilisten ins Visier zu nehmen und den Einsatz von Fassbomben bestritten.
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Die Kampfhandlungen und schwere Bombardierungen zwingen die Hilfsorganisation Care dazu, Hilfslieferungen für Tausende von Menschen im belagerten Ost-Ghouta einzustellen. "Wenn jetzt kein Waffenstillstand erreicht wird, stehen wir vor einer humanitären Katastrophe. Die Lage in Ost-Ghouta ist so kritisch wie noch nie zuvor", sage Marten Mylius, Care-Nothilfekoordinator für den Nahen Osten.
"Die extreme Eskalation der Gewalt macht es humanitären Organisationen unmöglich Menschen mit Hilfe zu erreichen. Hunderttausende in der Region haben kein Essen, kein sauberes Wasser und keine Medikamente. Sie sind Hunger und Tod schutzlos ausgeliefert", betonte Mylius in einer Aussendung am Mittwoch.
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Die SOS-Kinderdörfer melden, dass auch Mitarbeiter der Hilfsorganisation an Ort und Stelle unter Beschuss geraten waren. "So schlimm wie jetzt war es noch nie! Es ist derzeit viel zu riskant, unsere Arbeit zu verrichten, alle sind angewiesen, sich in den Kellern zu verbarrikadieren", berichtete eine Helferin, die nur knapp eine Bombenexplosion überlebte, laut Aussendung. Die SOS-Kinderdörfer betreiben in unmittelbarer Nähe der umkämpften Gebiete ein Nothilfezentrum.
Care und SOS-Kinderdörfer forderten eine sofortige Waffenruhe, hieß es weiter. Gleichzeitig bekräftigte Care den Aufruf der Vereinten Nationen zu einer 30-tägigen Aufhebung der Belagerung, damit humanitäre Organisationen Hunderttausende Menschen mit lebensrettender Hilfe erreichen können.