Nach einem Boko-Haram-Angriff auf eine Schule im Nordosten Nigerias herrscht Verwirrung über den Verbleib von Dutzenden Mädchen. Die Schülerinnen seien in dem Dorf Jilli-Muwarti an der Grenze der Teilstaaten Borno und Yobe gefunden worden, erklärte Abdullahi Bego, der Sprecher des Gouverneurs von Yobe, am Donnerstag.
Die genaue Zahl der Geretteten und Details über ihren Zustand wurden zunächst nicht bekanntgegeben. Einige Eltern der Schülerinnen und ein Abgeordneter für die Region sagten jedoch, die Mädchen würden weiterhin vermisst.
Geflohen oder verschleppt?
Rund 50 Mädchen galten den Behörden zufolge seit dem Angriff vom Montag auf die weiterführende Schule im Ort Dapchi als vermisst. Andere Quellen sprachen von rund 100 vermissten Teenagern. Es war zunächst unklar geblieben, ob die Schülerinnen während des Angriffs schlicht geflohen oder von den Extremisten verschleppt worden waren.
"Die Mädchen sind bisher nicht gerettet worden, aber wir arbeiten dran, das Militär und die Regierung arbeiten daran, sie zu retten", sagte der Parlamentarier Goni Buka der Deutschen Presse-Agentur. Der Lehrer- und Elternverband der Schule habe eine Liste von 101 vermissten Schülerinnen erstellt, sagte Bashir Manzo, der Vater einer Vermissten. Diese Liste habe man dem Gouverneur von Yobe übergeben.
Präsident Muhammadu Buhari hatte am Mittwochabend auf Twitter mitgeteilt, er habe das Militär und die Polizei mobilisiert, "um sicherzustellen, dass alle vermissten Mädchen ... gefunden werden."
Entführung von Schülerinnen
Boko Haram hatte 2014 mit der Entführung von mehr als 200 überwiegend christlichen Schülerinnen aus dem Ort Chibok weltweit für Entsetzen gesorgt. Eine globale Kampagne unter dem Motto "Bringt unsere Mädchen zurück" wurde von zahlreichen Politikern und Prominenten unterstützt, darunter die damalige US-First-Lady Michelle Obama. Schätzungsweise 100 der Mädchen gelten weiter als vermisst.
Viele von Boko Haram entführte Mädchen und Frauen werden als Sexsklavinnen gehalten oder zwangsverheiratet. Die Extremisten setzen auch immer wieder Frauen bei Selbstmordattentaten ein.
Bei Anschlägen und Angriffen der Terrormiliz sind im Nordosten Nigerias und den angrenzenden Gebieten seit 2009 mindestens 20.000 Menschen getötet worden. Rund 2,5 Millionen Menschen sind in der Region vor der Gewalt geflohen. Nach UN-Angaben sind dort etwa fünf Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen.