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"Darum crashte ich den Opernball"

1-01-1970, 00:00

Wien. Alisa Vinogradova (26) ist wieder zurück in Kiew. Ihr Nacktauftritt vor der Oper hat sie 100 Euro Strafe gekostet – Ordnungsstörung. Die „Sextremistin“ hat barbusig auf dem roten Teppich für den Eklat des Abends gesorgt: Sie protestierte schreiend gegen den ukrainischen Präsidenten und dessen Ehefrau, die heuer Gäste in der Loge des Bundespräsidenten waren. „Die High Society sollte erfahren“, sagt Vinogradova zu ÖSTERREICH, „dass Poroschenko ein primitiver Geschäftemacher und Korruptionist ist, der hier nichts verloren hat.“
 
Anklage. Schon mehrmals habe sie gegen ihn nackt demonstriert. In der Ukraine drohen ihr deshalb sieben Jahre Haft. Vinogradova ist seit einem Jahr Femen-Aktivistin. Im Normaljob arbeitet sie als PR-Frau, machte sogar Politwerbung, hat Psychologie studiert. Zu Weihnachten versuchte sie am Petersplatz in Rom, das Jesuskind aus der Krippe zu stehlen: „Weil Gott eine Frau ist.“
 

Vinogradova: "Er tanzt im Frack, daheim ist Armut"

 
ÖSTERREICH: Warum der Protest am Opernball?
 
ALISA Vinogradova: Petro Poroschenko, unser Präsident, hat Blut an seinen Händen. Ich verstehe nicht, warum Österreich diesen Mann eingeladen hat. Er kam mit seiner Frau direkt von einem Luxusurlaub auf den Malediven, ist der reichste Präsident des ärmsten Landes in Europa. Er tanzt im Frack, obwohl es in seinem Land viele Probleme gibt: Korruption, Krieg, Proteste. In Zeiten wie diesen vergnügt er sich am Opernball, das stört uns. Deshalb war ich in Wien und habe protestiert.

ÖSTERREICH: Ihre stärkste Waffe ist Ihre nackte Haut …

Vinogradova: Wir setzen unseren Körper ein, weil wir damit politische Botschaften verbreiten. Unsere Brüste sind unsere Waffen. Auf meinen Brüsten stand: „Poroschenko, get the fuck out!“ Meine Mission ist der nackte Protest. Eine Stunde bin ich vor der Oper gestanden, es war kalt. Dann habe ich meinen Mantel ausgezogen. Klar, das ist eine sehr spezielle Art des Protestes, aber es erregt Aufmerksamkeit. Natürlich brauchst du Mut dafür, aber wir demonstrieren aus Überzeugung.
 
ÖSTERREICH: Was geschah nach dem Auftritt?
 
Vinogradova: Die Polizei hat mich recht aggressiv auf den Boden gedrückt, dann hat sie mich abgeführt, nahm mir Geld und Handy ab. Schließlich brachte sie mich zurück zur Oper, wo mir ein Hausverbot erteilt und meine Eintrittskarte, die ich um 580 Euro gekauft hatte, zerrissen wurde. Die Polizisten haben mich daraufhin zurück in mein Hotel gebracht.
 
ÖSTERREICH: Seit einem Jahr sind Sie bei Femen. Zuletzt versuchten Sie in Rom, zu Weihnachten das Jesuskind aus der Krippe zu stehlen.
 
Vinogradova: Das Patriarchat ist Geschichte, Gott ist eine Frau. Wir protestieren gegen Korruption, Machtmissbrauch, Rassismus und eben gegen sexuelle Gewalt.
 
ÖSTERREICH: Werden Sie für Femen-Aktionen bezahlt?

Vinogradova: Nein, wir erhalten kein Geld. Unsere Büros in der Ukraine, Paris, den USA und Deutschland finanzieren sich ausschließlich über Spenden. Ich selbst habe Psychologie studiert, arbeite als Freelancerin im PR-Bereich und habe sogar schon Werbung für politische Parteien im ukrainischen Wahlkampf gemacht.
 
Interview: Karl Wendl
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