Christoph Baumgartner darf sich rot-weiß-roter "Fußballer des Jahres" nennen. Über ihn gibt es allerdings nicht nur fußballerische Details zu wissen.
Egal ob bei der EM gegen Frankreich und die Türkei oder in der Nations League gegen Slowenien - Christoph Baumgartner hatte die Chancen, aus einem sehr guten Jahr für das ÖFB-Team ein außergewöhnliches zu machen. Dass er scheiterte, tat seiner Beliebtheit keinen Abbruch. Die Fans der Nationalmannschaft erkoren den 25-Jährigen längst zu ihrem Liebling, nun honorierten auch die Bundesliga-Trainer Baumgartners Leistungen für Rot-Weiß-Rot mit der Kür zum Fußballer des Jahres.
Baumgartner "Unterschiedsspieler"
Spätestens in diesem Jahr ist der Leipzig-Profi aus dem Schatten von David Alaba, Marko Arnautovic und Marcel Sabitzer herausgetreten. Baumgartner gilt mittlerweile als größte Offensivwaffe des Nationalteams, für das er 2024 sieben Tore - so viele wie kein anderer - erzielte. Er sei ein "Unterschiedsspieler", wird Teamchef Ralf Rangnick nicht müde zu betonen. Spielwitz und Technik, vor allem aber sein Gespür für freie Räume zwischen den gegnerischen Linien machen Baumgartner für den Nationaltrainer unverzichtbar.
Doch der Niederösterreicher weiß nicht nur auf dem Rasen zu überzeugen. Im Gymnasium in St. Pölten durfte er die 7. Klasse überspringen - auf eigene Initiative, wie er der APA sagte. Die dortige Akademie endet nämlich nach der 7. Klasse. Baumgartner hätte also bei einem Wechsel zu Hoffenheim unmittelbar nach seinem Abgang von der Akademie die Schule in Deutschland für zwei weitere Jahre fortsetzen müssen. "Daher bin ich auf die Direktion zugegangen, um eine Klasse zu überspringen. Das wurde relativ schnell genehmigt, weil niemand Angst hatte, dass ich es nicht schaffen würde. Ich habe dann auch die Matura mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen. So konnte ich mich in Hoffenheim ab dem ersten Tag voll auf Fußball konzentrieren."
Als "Intelligenzbestie" sieht sich Baumgartner deswegen nicht. "Ich habe schnell gecheckt, was die wichtigen Dinge zu lernen sind und die dann auch ganz gut lernen können", meinte der Deutschland-Legionär.
Golf und Aktien
Außerdem blicke er gern über den Tellerrand hinaus, so Baumgartner. Beleg dafür ist unter anderem sein soziales Engagement in Uganda. "Ich kann Sachen, die mir wichtig sind, mit der Strahlkraft, die ich als Nationalspieler habe, in die Öffentlichkeit tragen", sagte der ÖFB-Internationale. Baumgartner interessiert sich aber auch für Golf ("Ein guter Ausgleich zum Fußball") und Aktienkurse. "Ich bin selbst Aktionär, höre zu diesem Thema Podcasts und versuche, daraus zu lernen. Ansonsten bin ich ein normaler Bursch, der viel Zeit mit seiner Verlobten und unserem Hund verbringen will."
Seine langjährige Partnerin Sandrine Sobotka spielte einst für den SV Neulengbach, mittlerweile besitzt sie einen Bachelor in Psychologie. "Sie ist für mich unfassbar wichtig, auch was das Sportliche angeht. Ich habe ja so zum Beispiel die für mich perfekte Mentaltrainerin bei mir daheim. Sie unterstützt mich sehr und steht immer hinter mir, speziell nach dem Türkei-Match, als ich bitter enttäuscht war. Da sind es oft gar nicht große Worte - einfach nur, dass sie da ist und mich in den Arm nimmt", erzählte Baumgartner.
Baumgartner gläubig
Kraft schöpft der "Fußballer des Jahres" nicht nur aus seiner Beziehung, sondern auch aus der engen Bindung zu seiner Familie und aus seinem Glauben. "Für mich ist das ein Anker, der mich stützt, und für mich ist Glaube, mit Gott zu sprechen, und das mache ich eher für mich allein", sagte Baumgartner. Zu Weihnachten steht allerdings ein Kirchenbesuch auf dem Programm - und damit verbunden wohl ein Stoßgebet für ein außergewöhnliches Jahr 2025, in dem der Waldviertler die Chance auf die WM-Teilnahme nicht vergeben will.