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Nach Rücktritt von ÖFB-Präsident Mitterdorfer bleibt das Chaos

22-11-2024, 07:37

Der Rücktritt von ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfers ist der vorläufige Höhepunkt, jedoch keineswegs das Ende, eines Machtkampfs innerhalb des ÖFB, die mit bemerkenswerter Intensität geführt wird.

Die Fronten sind ständig in Bewegung und durchziehen das gesamte ÖFB-Präsidium, wobei auch Sponsoren und sogar der ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick und seine Spieler involviert sind. Letztere erscheinen aktuell als Gewinner, der deutliche Verlierer ist jedoch der größte Sportverband Österreichs als Ganzes.

Gegner von ÖFB-Präsident Mitterdorfer kritisieren Führungsschwäche

Vor allem in den vergangenen Wochen gab der ÖFB in seiner Außendarstellung ein jämmerliches Bild ab. Öffentliche Wortmeldungen von Landespräsidenten sorgten für permanente Unruhe. Als sich dann noch Rangnick und namhafte Teamspieler wegen der drohenden Entlassung von Geschäftsführer Bernhard Neuhold gegen Mitterdorfer stellten, wurde der Fußball endgültig zu einem Nebenaspekt.

Zeitleiste mit օFB-PrŠsidenten

Die Gegner des Kärntners warfen dem scheidenden Präsidenten unter anderem Führungsschwäche vor, und zumindest in einer Sache hatten sie dabei wohl nicht unrecht. Bei seinem Amtsantritt im Juli 2023 war der Dauerstreit zwischen Neuhold und Generalsekretär Thomas Hollerer allgemein bekannt. Mitterdorfer versprach eine schnelle Lösung - und zauderte dennoch. Der Konflikt schwelte weiter, die Reihen formierten sich und am Ende ging es nicht mehr nur um die Personen Neuhold und Hollerer, sondern um Macht, Einfluss und Posten für die dahinterstehenden Personen.

Flucht nach vorne von ÖFB-Präsident Mitterdorfer blieb erfolglos

Zu spät setzte Mitterdorfer zum Befreiungsschlag an. Er ließ sich am 18. Oktober die Kündigung Neuholds und Hollerers vom Präsidium absegnen, beließ die beiden aber trotzdem vorerst im Amt. Auch für Mitterdorfers angestrebte Strukturreform gab es vor fünf Wochen mehrheitliche Zustimmung. Allerdings ließ sich sein CEO-Wunschkandidat Christian Ebenbauer nicht zu einer Zusage überreden. Mitterdorfer trat die Flucht nach vorne an und wollte die in der Fußballbranche unbekannte Ex-Postbus-Vorständin Silvia Kaupa-Götzl als CEO durchboxen.

Mitterdorfers Hoffnungen ruhten dabei auf der Bundesliga, doch die drei Liga-Vertreter teilten ihm mit, aufgrund der fehlenden Ausschreibung des Postens gegen Kaupa-Götzl zu stimmen. Damit war die letzte realistische Chance auf eine Mehrheit dahin, Mitterdorfer zog die Konsequenzen und verkündete noch vor der letztlich abgesagten Außerordentlichen Präsidiumssitzung seinen Rückzug.

Damit steht der Verband im Moment komplett führungslos da - der Präsident ist weg, die beiden operativen Chefs sind gekündigt, werden aber wohl aufgrund der sechsmonatigen Kündigungsfrist zunächst im Amt bleiben. Bei der Präsidiumssitzung am nächsten Freitag soll ein interimistischer Verbandsboss eingesetzt werden. In einer prinzipiell aussichtsreichen Position befinden sich diesbezüglich die vier aktuellen Vizepräsidenten Gerhard Götschhofer (Oberösterreich), Josef Geisler (Tirol), Johann Gartner (Niederösterreich) und Philip Thonhauser (Bundesliga).

Rätselraten um künftigen ÖFB-Interimspräsidenten

Allerdings kann man sich im Präsidium nur schlecht mit dem Gedanken an eine Führung durch einen Bundesliga-Vertreter anfreunden. Gartner amtierte im Frühjahr 2023 als Interimschef, dürfte sich aber zuletzt mit seinen später relativierten Boykottvorwürfen gegen die Teamspieler disqualifiziert haben. Götschhofer gilt im höchsten ÖFB-Gremium als nicht mehrheitsfähig. Geisler ging ebenfalls gerne in Total-Opposition, agierte dabei aber weniger ruppig und könnte somit ein Kompromisskandidat sein - wenn nicht doch noch ein anderer Präsidentenanwärter aus dem Hut gezaubert wird.

Das Rittern um den Job als Interimschef ist jedoch nicht mehr als ein Vorgeplänkel auf das, was 2025 kommt. In Bregenz wird nach derzeitigem Stand am 18. Mai - eine Vorverlegung ist nicht ausgeschlossen - ein neuer Präsident gewählt, ein hitziger Wahlkampf scheint garantiert. Der neue starke Mann kann aus dem Präsidium oder von außen kommen. In diesem Zusammenhang fällt immer wieder der Name Roland Schmid. Der Unternehmer und Vienna-Vizepräsident, der 2019 fast Rapid-Chef und 2021 fast ÖFB-Chef geworden wäre, pflegt ein gutes Verhältnis zu Rangnick, der auch gemeinsam mit Marko Arnautovic in einem Werbespot für Schmids "IMMOunited" zu sehen ist.

(APA/Red)

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