Es wäre nach den Siegen bei Tour de France und Spanien-Rundfahrt die Krönung des Jahres des Christopher Froome gewesen – doch der 32-jährige Brite verpasste den Sieg im schwierigen Einzelzeitfahren der Straßen-WM in Norwegen. Und damit bleiben (vorerst) der Belgier Eddy Merckx und der Ire Stephen Roche die bislang Einzigen, die innerhalb eines Jahres zwei große Landesrundfahrten und danach auch noch WM-Gold gewinnen konnten.
Bergen, die regenreichste Stadt Europas, wurde am Mittwoch ihrem Ruf gerecht: Als das Zeitfahren gestartet wurde, waren große Teile der mit 31 Kilometern eher kurzen Strecke noch nass. Doch es zählte nicht nur die Arbeit im Sattel an diesem Nachmittag, schon an den Tagen zuvor hatten Betreuer, Trainer und Fahrer viel Hirnschmalz aufgewendet: Weil der 3,4 Kilometer lange Schlussanstieg auf Bergens Hausberg Fløyen bis zu zehn Prozent steil ist, hatte der Radsport-Weltverband die Wahl des Rades freigestellt.
Nur mit der aerodynamisch günstigen, aber schweren Zeitfahrmaschine (wie Froome und der Niederländer Tom Dumoulin); nur mit dem rund zwei Kilo leichteren, aber weniger windschlüpfrigen Straßenrad; oder mit einem Radwechsel (wie der Slowene Primoz Roglic). Wobei auch diese Strategie für Probleme sorgte, so etwa beim Einklicken der Schuhe in die Pedale.
Damit nicht genug, galt es auch noch, durch einen Tunnel und 600 Meter über Kopfsteinpflaster zu fahren, und all das für die frühen Starter wie den Oberösterreicher Riccardo Zoidl auf noch nasser Strecke. Zoidl, als Achter gestartet, hatte sich für den Radwechsel entschieden, kam aber nicht sofort in die Pedale und wurde am Ende 47. mit 4:14 Minuten Rückstand auf Sieger Dumoulin, der trotz neuerlichen Regens in 44:41 Minuten vor Primoz Roglic (+57) und Christopher Froome (+1:21) siegte. Giro-d’Italia-Etappensieger Lukas Pöstlberger belegte mit 4:14 Minuten Rückstand Platz 46.
Die letzte Chance auf Gold in seiner bislang erfolgreichsten Saison bietet sich Christopher Froome am Sonntag: Dann steht das 267,5 Kilometer lange Straßenrennen an. Nach der knapp 40 Kilometer langen Anfahrt von Rong sind zwölf Runden in Bergen zu absolvieren, und ein Dutzend Mal ist der bis zu 7,8 Prozent steile Lachs-Hügel zu erklettern.
Auch ein Grund für eine Umstellung im österreichischen Team: Vuelta-Etappensieger Stefan Denifl wird statt Gregor Mühlberger starten und Lukas Pöstlberger und Marco Haller begleiten.