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König des Winters wird man im ... Sommer

18-09-2017, 06:00

Wenn Österreichs Biathleten, Langläufer und Kombinierer einmal einen kurzen Abstecher nach Südkorea machen wollen, dann greifen sie zu ihren Skirollern und ziehen sich für eine Stunde in einen fensterlosen Raum in Hochfilzen zurück. Ein Knopfdruck genügt, und schon befinden sich die Athleten im Herzen des Olympiaparks Alpensia von Pyeongchang, wo im Februar 2018 die Medaillen vergeben werden.

Die Technik macht’s möglich, dass die Sportler hier in Österreich den koreanischen Ernstfall proben können. Auf den beiden Hochleistungslaufbändern in den nordischen Zentren Hochfilzen und in Ramsau können die Langlaufstrecken von Pyeongchang bis ins kleinste Detail simuliert werden. Wenn die Österreicher im Februar in Südkorea auf Medaillenjagd gehen, werden sie jeden Anstieg, jede Abfahrt und jede Kurve aus dem Effeff kennen und in der Heimat schon zig Mal abgelaufen sein. "Auf dem Monitor können unsere Leute beim Trainieren sogar die Aufnahmen von der Originalstrecke sehen. Ich bin wirklich beeindruckt", sagt ÖSV-Direktor Markus Gandler. "Eine perfekte Vorbereitung ist die halbe Miete."

Kluge Köpfe

145 Tage sind es noch bis zur Eröffnung der Winterspiele in Pyeongchang, doch bei den Verantwortlichen des ÖSV und der anderen Fachverbände dreht sich schon jetzt fast alles um die olympischen Ringe. Winterspiele werden im Sommer gewonnen, mit einer perfekten Vorbereitung, mit pfiffigen Ideen und einer ausgeklügelten Strategie. "Du kannst keinen Olympiasieg planen, aber wenn es eng wird, dann können Kleinigkeiten über Medaillen entscheiden. Wir versuchen, so wenig wie möglich dem Zufall zu überlassen", sagt Anton Giger.

Der ehemalige Chef der Ski-Herren leitet beim ÖSV die Entwicklungsabteilung, die Präsident Peter Schröcksnadel 2010 ins Leben gerufen hatte. Die Techniker, Serviceleute und innovativen Köpfe in Gigers Team gehen auf die Jagd nach gewinnbringenden Metern und Hundertstelsekunden. "Die Alpinen profitieren dabei vom Wissen der Langläufer und Skispringer. Aber auch umgekehrt", erklärt der Salzburger, bei dem alle Fäden zusammenlaufen.

Dem Einfallsreichtum sind dabei keine Grenzen gesetzt. So ließ Giger etwa für die Skifahrer die Olympiapisten in Südkorea eigens mit einer 360-Grad-Helmkamera abfahren. Das Video soll den Sportlern helfen, sich mit der unbekannten Strecke anzufreunden. Vor allem für Matthias Mayer ist dieser Clip ein echter Segen, der Kärntner Abfahrtsolympiasieger von Sotschi hatte 2016 die Generalprobe in Pyeongchang wegen einer Verletzung verpasst und kannte die Pisten bisher nur vom Hörensagen.

Auch die Skispringer profitieren von den Forschungen der ÖSV-Entwicklungsabteilung. In den vergangenen Monaten wurde von Gigers Mitarbeitern in Hinblick auf die Olympischen Spiele ein neuer Sprungschuh entwickelt. Weltcupsieger Stefan Kraft hat den Prototypen in der Sommervorbereitung bereits erfolgreich getestet und will mit diesem Schuh im Olympia-Winter zu neuen Höhenflügen abheben.

Ganz besonders stolz sind sie beim Skiverband allerdings auf den riesigen Materialcontainer, der gerade extra für die Winterspiele gebaut wird. Das Herzstück sind die drei High-Tech-Schleifmaschinen (Marke Wintersteiger), die der ÖSV bereits in den kommenden Wochen von der Firma Schenker nach Asien verschiffen lässt.

Luxusschlitten

Aber auch im Eiskanal wurde in Hinblick auf die Winterspiele im Sommer noch einmal aufgerüstet. Rodel-Doppelweltmeister Wolfgang Kindl hat sich einen zweiten, völlig baugleichen Schlitten zugelegt, "damit ich mehr Möglichkeiten zum Materialtesten habe". Und die Bobpiloten haben sich überhaupt gleich den Ferrari unter den Schlitten besorgt. Mit Hilfe der Olympia-Förderungen und eines Privatkredits organisierte sich Benjamin Maier den Zweier- und Viererbob von Doppelweltmeister Francesco Friedrich.

Das garantiert zwar noch keine Medaille, erhöht aber die Chancen auf Edelmetall. Aus diesem Grund lässt Ski-Herren-Trainer Andreas Puelacher auch einen Koch, Gewürze und Lebensmittel nach Korea einfliegen. Denn: "Olympia darf nicht danebengehen, weil einer unserer Läufer Durchfall hat."

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