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Chapeau Chape: Der steinige Weg zum Alltag

17-09-2017, 06:00

Jedes Mal, wenn bei Partien der Associação Chapecoense de Futebol die 71. Spielminute anbricht, kommt alles wieder hoch. Die tiefe Trauer. Die blinde Wut. Aber auch der unbändige Stolz auf den brasilianischen Fußballverein, der sein Schicksal so tapfer bewältigt. Dann fallen in der Arena Condá die Menschen einander um den Hals, Tränen kullern, und mit Inbrunst wird auf den Tribünen das sogenannte Lied der Sieger angestimmt: "Eeee, vamos, vamos, Chapeee!"

Die 71. Minute wird den Klub bis in alle Ewigkeit an die 71 Toten erinnern, die Chapecoense vor knapp einem Jahr zu beklagen hatte. Mit dem Einzug in das Endspiel um den Südamerikacup erlebte das Team aus der Stadt Chapecó gerade die erfolgreichste Phase der Klubgeschichte, als die Chartermaschine auf dem Flug zum Finale in Medellín (Kolumbien) kurz vor der Landung abstürzte. Wie sich später herausstellen sollte, hatte das Flugzeug zu wenig Sprit an Bord.

Sechs Überlebende

An diesem 28. November wurde die Associação Chapecoense de Futebol praktisch ausgelöscht. Fast die gesamte Mannschaft, der Trainerstab, der Präsident, der Zeugwart, der Teamarzt, der Pressesprecher, der Manager, der Physiotherapeut kamen ums Leben. Auch 21 Journalisten waren unter den Opfern. Lediglich sechs der 77 Insassen überlebten den Absturz am Cerro Gordo, einem Berg unweit von Medellín, der heute Cerro Chapecoense heißt.

Einer der Überlebenden ist Alan Ruschel. Der Verteidiger und seine Teamkollegen Neto und Jakson Follmann sind zu den Gesichtern dieser Katastrophe geworden. Ihre Geschichte und ihre persönlichen Schicksale haben die Welt bewegt.

Foto: REUTERS/FREDY BUILES Kurz vor Medellin zerschellte das Flugzeug am heute Cerro Chapecoense genannten Berg. Alan Ruschel, der als erster der Schwerverletzten das Krankenhaus verlassen durfte und in einer bewegenden Pressekonferenz die Geschehnisse in der Luft schilderte: "Als das Flugzeug abstürzte, hielt Gott seine schützende Hand über mich."

Verteidiger Neto, der erst acht Stunden nach dem Unglück in den Trümmern entdeckt wurde und nach dem Erwachen aus dem Tiefschlaf als Erstes gefragt hatte, wie denn das Endspiel in Medellín ausgegangen sei.

Nicht zuletzt Tormann Jakson Follmann, dem der rechte Unterschenkel amputiert werden musste, und der im Jänner im ausverkauften Stadion von Chapecó im Beisein der Witwen die Copa-Sudamerica-Trophäe entgegennahm, die Chapecoense nach dem Unglück zugesprochen wurde. "Wir waren ein kleiner Provinzklub,jetzt sind wir weltbekannt", sagt Ivan Tozzo, der als einziger hochrangiger Funktionär übrig geblieben war. Der Vizepräsident hatte am 28.November kurzerhand auf die Reise nach Kolumbien verzichtet.

Kein Märtyrer

"Wir sind alle Chape" – unter diesem Motto hatte sich die Fußballwelt solidarisch gezeigt und dem Verein wieder auf die Beine geholfen. Einige Klubs stellten neue Spieler zur Verfügung, der FC Barcelona lud den Verein zu einem Spiel ein, Papst Franziskus bat die Spieler von Chapecoense kürzlich zur Audienz.

Foto: APA/AFP/NELSON ALMEIDA Eine Fußballmannschaft - fast wie jede andere. Einigen ist das fast schon zu viel der Anteilnahme. "Ich möchte nicht als Märtyrer behandelt werden, sondern wie jeder andere Profi auch", erklärt etwa Alan Ruschel. Der Defensivmann stand am Mittwoch im Achtelfinal-Match der Copa Sudamericana gegen Flamengo Rio erstmals seit dem Unglück wieder in einem Bewerbsspiel auf dem Platz. Symbolträchtig wurde er in der 72. Minute ausgetauscht, nachdem die Chape-Anhänger ihr stimmungsvolles Lied der Sieger intoniert hatten.

So wie immer seit diesem schicksalsträchtigen 28. November 2016, der immer mit Chapecoense verbunden sein wird. Dass der Verein mittlerweile wieder im Alltag angekommen ist, zeigt eines: Chape hat vergangene Woche bereits den zweiten Trainer in diesem Jahr entlassen.

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