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Olympia 2026: Innsbruck spürt schon das Feuer

15-09-2017, 08:00

Man spricht wieder über Olympia. In vielerlei Hinsicht. Zum einen wurden am Mittwochabend die Sommerspiele 2024 und 2028 vergeben. Vorfreude in Paris und Los Angeles. Doch anderswo liegt die olympische Vergangenheit schwer im Magen. Überschattet wurde die Sitzung des IOC in Lima von Korruptionsvorwürfen rund um die Spiele in Rio 2016. Und auch eine korrekte Vergabe der Sommerspiele 2020 nach Tokio soll von finanziellen Nebengeräuschen gestört worden sein.

Es ist also in Zeiten wie diesen auch für zwei österreichische Doppel-Olympiasieger nicht leicht, im Zeichen der fünf Ringe auf Promo-Tour zu gehen. Benjamin Raich und Mario Stecher wollen gute Stimmung machen vor dem 15. Oktober. Am Tag der Nationalratswahl werden die Tiroler auch darüber abstimmen, ob sich ihr Land für Olympia 2026 bewerben soll. Für die dritten Spiele in Innsbruck nach 1962 und 1976. Raich erklärt: "Wir wollen niemanden überreden, wir wollen, dass sich die Leute informieren. Sind sie einmal informiert, schaut es, so denke ich, positiv aus."

An der Zeit

"Es ist jetzt wieder an der Zeit", sagt Benjamin Raich Olympiasieger 2006 in Riesentorlauf und Slalom bei einem Besuch in der KURIER-Redaktion. "Die Spiele in Peking und Sotschi waren problematisch. Auch Pyeongchang wird riesig. Wir wollen Olympia redimensionieren, damit das zu uns passt. Wir haben das Know-how, wir haben die Sportstätten."

Zentrum der Winterspiele 2026 soll Innsbruck sein, Biathlon soll in Hochfilzen stattfinden, Eisschnelllauf in Inzell, Ski nordisch in Seefeld, das Kühtai wäre für die Snowboard-Bewerbe bereit und St. Anton für Ski alpin.

"Redimensionieren." Immer wieder fällt das Wort bei Raich und Stecher, dem ehemaligen nordischen Kombinierer. Was das bedeutet? "Spiele wie in Sotschi und Rio können wir nicht, wollen wir nicht", sagt Raich. "Natürlich bleibt Olympia immer eine große Sache, von der 11.000 Journalisten berichten. Aber von den Umbauten und den Investitionen her soll es klein sein."

Zu den Wurzeln

Was macht sie aus, die Faszination der Olympischen Spiele? Mario Stecher spricht aus Erfahrung: "Wir haben das Feuer schon gespürt. Speziell ist, sie finden nur alle vier Jahre statt, da richtet man seine komplette Vorbereitung darauf aus, und dann steht man im Mittelpunkt." Zurück zu den Wurzeln, Bodenständigkeit, das seien die Leitgedanken. "Ich habe die Begeisterung gespürt 1994 in Lillehammer. Die Goldmedaillen in Turin und Vancouver waren eine Bestätigung dafür, dass ich für das richtige Ziel gearbeitet habe."

Olympia müsse als einmalige Chance begriffen werden, "die es in den nächsten 30, 40 Jahren nicht mehr geben wird. Ich sehe uns in der Verantwortung, dafür zu sorgen, dass es auch unseren Kindern einmal so gut geht. Man muss jetzt investieren, etwas Neues machen. Olympische Spiele bringen Begeisterung, Arbeitsplätze und Infrastruktur." Doch die Kritiker sind bereits in Stellung: zu hohe Kosten, zu wenig Nachhaltigkeit, zuviel Aufwand, so lauten die Bedenken.

Raich bleibt auf Kurs: "Selbst wenn’s am Ende etwas kosten würde, ist es eine Investition in die Zukunft. Viele meinen, die Spiele 64 und 76 haben uns einen Haufen gekostet. Natürlich, aber da wurde doch auch Infrastruktur geschaffen, von der profitieren wir heute noch. Selbst vorsichtige Rechnungen von Experten besagen, dass am Ende sogar ein Betrag überbleiben wird."

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