Austria-Trainer Thorsten Fink hat vor dem großen Europacup-Duell mit dem AC Milan (19 Uhr/live auf Puls4) ein Problem. Er muss die richtigen Worte finden. "Nimmst du den Mund zu voll, bekommst du dann vielleicht eine auf die Schnauze. Bist du zu zurückhaltend, heißt es, dass du dich schon geschlagen gibst."
Nicht nur verbal, auch spielerisch muss der Austria, dem krassen Außenseiter, die richtige Mischung gelingen. Mit Mut soll man auftreten, einen Schuss Frechheit an den Tag, pardon Abend legen. Und gleichzeitig muss man sich stets vor Augen halten, dass jeder Vergleich mit den Italienern hinkt, alles andere als eine Niederlage eine große Überraschung wäre.
Die Vorfreude ist groß, nicht nur bei Spielern und Trainerteam. Auch der Austria-Fan, bekanntlich ein Feinschmecker, lässt sich mit diesem Leckerbissen von daheim weglocken. Europacup ist eben nicht Alltag, zwischen 30.000 und 40.000 Anhänger werden heute in den Prater pilgern. Florian Klein kennt sich aus mit einem gut gefüllten Happel-Stadion: "Beim Nationalteam war das Stadion oft voll. Das ist schon eine einzigartige Atmosphäre, die einen Spieler motiviert."
Diesen Fans möchte die Austria einen tollen Fußball nach vorne bieten, wie Fink meint. "Wir haben im Vorjahr gezeigt, dass wir die AS Roma ärgern konnten mit dem 3:3, das wollen wir diesmal auch versuchen." Routinier Klein: "Das ist eine Gelegenheit zu zeigen, dass wir mit so einem Kaliber mithalten können. Man sagt oft gerne, dass man nichts zu verlieren hat. Wir haben aber diesmal viel zu gewinnen. Man muss das Spiel wie ein Cup-Match betrachten. Da schlägt der Außenseiter auch oft den Favoriten." Doch dafür benötigt es viel Mut.
Den macht Sportdirektor Franz Wohlfahrt mit einer klaren Ansage: "Bei allem Respekt, wir haben hohe Ziele und werden uns nicht in die Opferrolle in der Gruppe begeben. Wir wollen auch punkten."
Die Wiener sind nicht nur voll motiviert, sondern auch gut vorbereitet. Fink und sein Assistent Hahn sahen in Rom das 1:4 Milans bei Lazio. "Noch ist Milan als Team nicht so gefestigt. Dennoch haben sie Einzelspieler mit sehr hoher Qualität, das hat man gesehen. Und umgekehrt hat Lazio die Fehler ausgenützt, weil sie ebenfalls sehr gute Spieler haben."
Man ist bei Milan sowohl auf das 4-3-3, als auch auf das mögliche 3-5-2 gefasst. "Wir wissen,wie sie spielen." So ähnlich wie die Roma eben, aber mit anderen Spielertypen. "Vielleicht ergeben sich für uns Räume, die wir dann aber auch nützen müssen." Die Austria verfügt über flotte Spieler, die im Konter ihre Stärken haben. "Auf Konter allein können wir uns aber nicht verlassen. Wenn wir zu wenig dagegenhalten, wird uns der Gegner irgendwann erdrücken."
Seine Mannschaft sieht Fink bei 80 Prozent des Leistungsvermögens angekommen. Die fehlenden 20 Prozent sollen die Zuschauer ausmachen. Mittwochnachmittag waren 26.000 Karten verkauft. Aufgrund des erwartet guten Fußball-Wetters ist davon auszugehen, dass noch viele Unentschlossene kurzfristig in den Prater kommen. Die Kassen sind jedenfalls ab 10 Uhr geöffnet.