Wer ist mächtig in der Formel 1? Vergessen Sie die Piloten Sebastian Vettel und Lewis Hamilton oder Geschäftsführer Chase Carey. Kein Mann hat in der jüngeren Vergangenheit die Entscheidungen so vieler Rennställe beeinflusst wie Carlos Sainz.
Der 23 Jahre alte Sohn der gleichnamigen Rallye-Legende aus Spanien hat vor dem Grand Prix von Singapur am Sonntag einen Dominoeffekt in der Königsklasse ausgelöst, der nicht nur den Fahrermarkt betrifft. Auch millionenschwere Motorendeals waren bei der Unterschrift des bisherigen Toro-Rosso-Piloten eingeschlossen. Und alles kam so: Das traditionsreiche, aber chronisch erfolglose McLaren-Team wollte rasch den Motorenvertrag mit Honda kündigen. Allerdings mussten die Japaner in der Formel 1 gehalten werden, da sie sich per Vertrag bis 2020 an die Rennserie gebunden haben. Hier kam Sainz’ Arbeitgeber Toro Rosso ins Spiel. Das Zweit-Team von Red Bull wird von Renault mit Motoren beliefert, war aber nicht abgeneigt, zu Honda zu wechseln.
Für die Trennung von Toro Rosso wollte Renault jedoch eine Entschädigung. Ein Auge geworfen hat das französische Team auf Carlos Sainz. Spätestens 2018 wird er daher anstelle von Jolyon Palmer (ENG) im Renault sitzen. Einigen sich alle Parteien früher, könnte Sainz bereits am 1. Oktober in Malaysia den Renault steuern.
Die Verschiebungen zusammengefasst: McLaren wechselt von Honda zu Renault, Toro Rosso von Renault zu Honda, Carlos Sainz von Toro Rosso zu Renault und der 21-jährige Franzose Pierre Gasly könnte ins Cockpit von Toro Rosso steigen.
McLaren unternimmt somit einen Neustart und beruhigt den Starpiloten Fernando Alonso; Renault bekommt einen der besten freien Piloten; Toro Rosso darf sich mit Honda nicht nur über einen Motorenlieferanten freuen, sondern über einen Juniorpartner, der auch einen Zuschuss zum Budget leistet; und Red Bull kann sich 2018 die Fortschritte von Honda hautnah bei Toro Rosso ansehen, um 2019 zu womöglich erstarkten Japanern zu wechseln.